Uwe Schulze: Mit 28 eine völlig neue Erfahrung im Landtag

Uwe Schulze war 28, als er für die CDU in den Landtag einzog. Das war 1990, direkt nach der Wiedervereinigung. "Für mich war das eine vollkommen neue Erfahrung." Schulze hatte vorher in der Saatgut-Produktion als Berater gearbeitet. Seine erste Partei war in der DDR die Demokratische Bauernpartei Deutschlands, dort habe er sich aber nicht besonders politisch engagiert. Wichtiger sei ihm sein Diplom in der Landwirtschaft gewesen. 1990 – in den letzten Monaten der DDR – fusionierte seine Bauernpartei mit der CDU. Schulze ist mitgewechselt: "Weil die den klarsten und deutlichsten Weg zur deutschen Einheit hatten."

Von der Bauernpartei zur CDU

Schulze wurde Kandidat seiner neuen Partei im Wahlkreis Wolfen, setzte sich beim Nominierungsparteitag als Parteifremder in der Direktwahl durch. Am Ende war Schulze der jüngste von 48 CDU-Abgeordneten im Landtag. Schulze profitierte vom Hype für die CDU, die in der Einheitseuphorie fast jeden Direktkandidat ins Ziel brachte. "1990 standen für alle die Uhren auf null. Damals war das alles im Fluss." Heute seien die Strukturen wesentlich fester.

Zwei, drei Tage Landtagsarbeit in der vermeintlichen zukünftigen Landeshauptstadt Halle, und ansonsten weiterarbeiten wie bisher – so hatte sich der 28-Jährige sein Leben als Abgeordneter vorgestellt. Am Ende kam alles ganz anders. Heute ist Uwe Schulze 57 und Landrat im Kreis Anhalt-Bitterfeld.

Jede Partei ist gut beraten, aus ihrer Sicht zukunftsfähige junge Leute weiter zu unterstützen und zu befördern.

Uwe Schulze (CDU), Landrat von Anhalt-Bitterfeld

Die jungen Leute müssten aber auch Willen zeigen, sich selbst einbringen und mit ihrer Position durchboxen. Als positives Beispiel aus seiner CDU nennt Schulze Kreischef Matthias Egert, der auch hauptamtlicher Bürgermeister von Zörbig ist. "Er ist 34 Jahre alt, ging mit meiner Tochter in die Schule und wird seinen Weg machen. Davon bin ich überzeugt. Es geht also, auch jüngeren Menschen die Chance zu geben."

Lebenslauf mit DDR-Prägung

Seit 1990 habe sich viel verändert, sagt Schulze. Als er mit 28 in den Landtag einzog, sei seine Tochter bereits sechs Jahre alt gewesen. "Bis 23 hatte man seinen Ingenieur und war verheiratet und hatte ein oder zwei Kinder. Das war ein ganz anderer Lebenslauf." Heute würden Jugendliche erst später ihre Karriere beginnen. "Wenn sie dann gleich als Abgeordneter in die Politik einsteigen, machen sie sich von ihrem Mandat abhängig." Die Frage sei, was danach passiere. Schulze spielt auf das hohe Einkommen als Abgeordneter an. Jüngere Leute würden das Problem nicht so sehen, sagt der 57-jährige CDU-Politiker.

Agraringenieur als jugendpolitischer Sprecher

Er habe damals aus einer Meinung keinen Hehl gemacht, sagt Uwe Schulze. "Ich wollte ganz normal Politik machen. Ich bin ausgebildeter Agraringenieur gewesen und wollte mich mit meinem Wissen und Können einbringen." Doch die CDU-Fraktion machte ihn erstmal als jüngsten Abgeordneten zu ihrem jugendpolitischen Sprecher. "Das wollte ich eigentlich so nicht, denn ich hatte immer noch das Berufsjugendtum der DDR mit ihrer FDJ im Hinterkopf", sagt Schulze und lacht dabei. "Ich wollte eigentlich nicht unbedingt das ewige Blauhemd tragen. Manchmal kommt man schneller zum Kinde, als man denkt – wie Maria."

Mit 30 wurde Schulze noch Mitglied der Jungen Union und war bis zu seinem 36. Lebensjahr Landeschef der CDU-Nachwuchsorganisation. Viele aus dem JU-Nachwuchs seien heute in verantwortlichen Positionen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft.    

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Juni 2019 | 12:00 Uhr

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