Uniklinik Magdeburg Gesundheitsausschuss: Opposition fordert Stellungnahme zu Rücktritt des Kinderklinik-Chefs

13. April 2023, 11:37 Uhr

Die Kinderintensivstation der Uniklinik Magdeburg ist seit Februar wegen Ärztemangels geschlossen. Jetzt wurde auch der Rücktritt des Chefs der Kindermedizin bekannt. Genaue Gründe wurden auch auf Nachfrage bislang nicht genannt. Die Oppositionsparteien fordern im Gesundheitsausschuss von der Landesregierung eine Stellungnahme.

Der bevorstehende Abgang des Direktors der Magdeburger Universitäts-Kinderklinik, Denis Schewe, beschäftigt Sachsen-Anhalts Landespolitik. Die Oppositionsfraktionen im Landtag haben den Rückzug am Mittwoch in der Sitzung des Gesundheitsausschusses zur Sprache gebracht. Der gesundheitspolitische Sprecher und Co-Vorsitzende der AfD-Fraktion, Ulrich Siegmund, sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstag, man wolle wissen, was die Hintergründe seien und ob der Schritt zu verhindern gewesen wäre: "Warum musste es wieder so kommen, dass wir einen guten Spitzenmediziner verlieren?" Ähnlich äußerte sich die Fraktionsvorsitzende der Linken, Eva von Angern.

Chef der Kinderklinik geht zum Jahresende

Das Uniklinikum hatte am Dienstag lediglich mitgeteilt, dass Schewe zum Jahresende gehe. Man trenne sich in gegenseitigem Einvernehmen. Mehr wollte das Uniklinikum auf Nachfrage nicht mitteilen. Der Sprecher des Aufsichtsratsvorsitzenden, Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD), teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, Willingmann würde sich nicht zum "Tagesgeschäft" der Uniklinik äußern. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Anfang Februar hat das Uniklinikum in Magdeburg seine Kinderintensivstation geschlossen, weil spezialisierte Ärzte fehlen. Sie soll wieder öffnen, wenn wieder ausreichend Personal da ist.

Siegmund: Schewes Rückzug verheerendes Signal

AfD-Politiker Siegmund verwies darauf, dass Schewe seit einigen Jahren auf die finanzielle Schieflage der Krankenhäuser hingewiesen habe. Das habe er zurecht getan. Siegmund sagte, Schewes Schritt habe ihn schockiert. Es gebe zuletzt eine chronologische Abfolge von Entwicklungen, die alles andere als positiv sei: "Offenbar hat das Land hier die Kontrolle über die einzelnen wichtigen Punkte verloren, wenn sich das in so eine Reihenfolge eingliedert."

Wir müssen die Standortbedingungen schaffen, dass sich Menschen bewusst in Sachsen-Anhalt niederlassen und bewusst hier behandeln wollen. Und diese politische Fürsorge vermisse ich seit vielen Jahren.

Ulrich Siegmund, AfD-Fraktion im Magdeburger Landtag

Siegmund betonte zwar, dass ihm die genauen Umstände und Hintergründe zu Schewes Rückzug noch nicht bekannt seien. Insgesamt sei es aber ein verheerendes Signal an Kliniken. Es gehe darum, gute Mediziner zu halten und die Versorgung langfristig zu sichern. Sachsen-Anhalt habe die Investitionen in die Kliniklandschaft seit mindestens zehn bis 15 Jahren zurückgefahren. Die Krankenhäuser müssten aber weiter gestärkt werden, damit sie im Wettbewerb um die guten Leute bestehen könnten: "Wir müssen die Standortbedingungen schaffen, dass sich Menschen bewusst in Sachsen-Anhalt niederlassen und bewusst hier behandeln wollen. Und diese politische Fürsorge vermisse ich seit vielen Jahren."

Von Angern sieht Landesregierung in der Verantwortung

Linksfraktionschefin von Angern sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es sei höchst fatal, dass es einer Uniklinik nicht gelinge, Personal in so einem wichtigen Bereich langfristig zu binden: "Ob es allein daran liegt, dass wir nicht genügend Fachkräfte in der Pädiatrie haben oder ob der Umgang mit den Fachkräften hier konkret am Uniklinikum Magdeburg zu wünschen übrig lässt, das kann ich nicht einschätzen." Sie sehe die Landesregierung in der Verantwortung, diese Personallücke schnell zu schließen. Gesundheitsministerin Grimm-Benne müsse anerkennen, dass es ein pädiatrisches Versorgungsproblem im Norden von Sachsen-Anhalt gebe. Nur dann mache sie auch nach außen deutlich glaubhaft, dass ein großes Interesse darin bestehe, diese Personalstelle so schnell wie möglich nachzubesetzen: "Hier geht es um nicht mehr und nicht weniger als um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in und um Magdeburg. Und das muss oberste Priorität haben."

Der scheidende Direktor der Kinderklinik, Denis Schewe, gilt als Spezialist für Blut- und Krebserkrankungen bei Kindern. Er hatte den Posten im November 2021 übernommen.

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MDR (Max Hensch, Christoph Dziedo, Cornelia Winkler) | Erstmals veröffentlicht am 12.04.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. April 2023 | 06:30 Uhr

3 Kommentare

rio am 13.04.2023

Oh - 1 Milliarde für einen neuen Stadtteil. Und wer versorgt die kranken Kinder der prospektiven Anwohner?
Und warum ist kein Geld für die Kinderklinik vorhanden?

rio am 13.04.2023

15 Millionen Euro für ein einziges MRT, das nur der Forschung dient.
Teuerstes MRT der Welt, ärmstes Bundesland. Das andere, ebenso teure, steht in Berkeley.
Berkeley mit Magdeburg zu vergleichen ist jenseits von absurd.
15 Millionen, woher?
Geld für die Kinderklinik ist aber nicht vorhanden.
Ein exzellenter Forscher und Arzt wird nicht gehört und offenbar für die Konstatierung der Wahrheit bestraft?
Wo ist denn der Protest der Klinikmitarbeiterinnen und der so verzweifelten Bevölkerung?
Und wer genau hat denn Missstände aufgezeigt?
Oder wollten die Klinikmitarbeiter gar keine fortschrittliche universitäre Medizin, die sie wettbewerbsfähig hielte in Deutschland? International ist Magdeburg inexistent.
Warum dann hier dieses exorbitant teure MRT? Für wen? Von wem?
Intel wir gepusht ohne Ende.
Kinder: instrumentalisiert, wenn's passt, ansonsten vollkommen irrelevant.
Veränderung ohne etwas verändern zu dürfen - das ist verschwendete Lebenszeit. Wer soll denn da noch hingehen wollen?

Basil Disco am 12.04.2023

Wie war das noch? Niemand steht Schlange um in Sachsen-Anhalt arbeiten zu dürfen?

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