Die Chemischen Werke Buna in Schkopau. 1 min
Audio: Im Wirtschaftsaussschuss im Landtag habe sich die Chefs der energieintensiven Industrie für bessere Rahmenbedingungen ausgesprochen. (Symbolbild) Bildrechte: imago/Steffen Schellhorn
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MDR SACHSEN-ANHALT Do 24.04.2025 15:57Uhr 00:37 min

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Anhörung Sachsen-Anhalts Industrie kämpft mit Gasspeicherumlage und fehlenden Pipelines

24. April 2025, 19:00 Uhr

Vertreter großer Industriebetriebe warnen vor einem drastischen Rückgang der Produktion in Deutschland, wenn die Politik nicht schnell handelt. In einer Anhörung im Landtag in Magdeburg haben sie jetzt klare und verlässliche Rahmenbedingungen verlangt, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Andernfalls drohe ein "Exodus".

Vertreter großer Industriebetriebe warnen vor einem massiven Rückgang der Produktion in Deutschland. In einer Anhörung am Donnerstag im Landtag in Magdeburg forderten sie von der Politik "klare, verlässliche Rahmenbedingungen", um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

Dabei ging ihr Appell vor allem an die neue Bundesregierung. Christopher Profitlich, Sprecher des Düngemittelherstellers SKW Piesteritz in Wittenberg sagte "die Industrie steht vor dem Exodus". Er appellierte an die Politik, endlich zu handeln. Wenn sich nichts ändere, müsse sein Unternehmen schließen. "Zuerst muss die Gasspeicherumlage weg – sonst machen wir zu."

Wirtschaftsminister Schulze: Positive Signale aus Berlin

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) entgegnete, das Land habe sich bereits seit Langem für die Abschaffung der Umlage starkgemacht. Inzwischen sehe auch der neue Koalitionsvertrag auf Bundesebene vor, diese abzuschaffen – laut Schulze ein klares und positives Signal an die Industrie.

Porträt Christopher Profitlich
Christopher Profitlich, Sprecher von SKW Piesteritz in Wittenberg fürchtet einen "Exodus" in der deutschen Industrie. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Engin Haupt

Auch aus der Zementbranche kam deutliche Kritik. Roman Lenz von der Schwenk Zement GmbH & Co. KG plädierte für die Verpressung des Treibhausgases CO2, die sogenannte CCS-Technik. Dabei wird das aus der Produktion ausgeschiedene CO2 unter Druck verflüssigt und anschließend in unterirdische Lagerstätten gepresst.

Grüner Wasserstoff noch nicht ausreichend verfügbar

Schwenk-Vertreter Lenz sieht darin eine wichtige Brückentechnologie. In der Klinkerproduktion etwa sei CO2-Emissionen technisch nicht zu vermeiden. Grüner Wasserstoff komme für viele Werke derzeit nicht infrage, weil er nicht ausreichend verfügbar sei. Auch gebe es nicht genügend Pipelines. Schwenk Zement betreibt mehrere Zementwerke in Sachsen-Anhalt, das größte und modernste darunter in Bernburg an der Saale.

CO2-Lagerstätten Das Umweltbundesamt (UBA) betonte, dass die CO2-Speicherkapazitäten stark begrenzt seien. Nur rund 1,2 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands seien überhaupt untersuchungswürdig, sagte Daniel Klingenfeld vom Umweltbundesamt. "CCS ist für uns kein Allheilmittel, sondern sollte auf unvermeidbare Emissionen beschränkt werden."

Mahnende Worte kamen auch von Morten Holpert, Geschäftsführer des Zementwerks Karsdorf. Ohne klare Entscheidungen der Politik könnten in Zukunft möglicherweise nur noch zehn Zementwerke in Deutschland übrig bleiben. CCS sei dringend nötig – dafür müsse der Staat aber ein CO2-Pipelinenetz schaffen.

CO2-Pipeline-Netz muss schnell ausgebaut werden

Holpert schätzt, dass sein Unternehmen dafür 400 bis 500 Millionen Euro investieren müsste – Summen, die ein mittelständisches Familienunternehmen kaum allein stemmen könne. "Wir können nicht alles auf eine Karte setzen", sagte er. "Wir warten deshalb ab, welche Technologie sich durchsetzt."

Luftbildaufnahme des Zementwerkes der "OPTERRA Karsdorf GmbH".
Morten Holpert, Geschäftsführer des Zementwerks Karsdorf, meint, CCS sei dringend nötig – dafür müsse der Staat aber ein CO2-Pipelinenetz schaffen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / ZB | Jan Woitas

Die Bundesregierung plant inzwischen ein CO2-Pipelinenetz, das energieintensiven Branchen wie der Zement- und Chemieindustrie den Zugang zu Speicherstätten erleichtern soll. Noch ist allerdings unklar, wer die Kosten dafür trägt und wie schnell der Aufbau vorangeht.

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MDR (Stephan Schulz, Hannes Leonard), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. April 2025 | 15:00 Uhr

10 Kommentare

hinter-dem-Regenbogen vor 3 Wochen

Die Regierungen der modernen Welt ist sich nicht zu fein, ständig neue Geldquellen zu generieren, um ihre desaströse Politik zu finanziren.
Eigentlich sollte das Klima gerettetet werden, dann wieder "ist Putin schuld" und ein anderes mal waren die deutschen Atomkraftwerke, die gefährlichsten der Welt.

Das Klima ist geblieben wie es ist - es verändert sich, wie es die Natur vorgegeben hat . Putin sitzt immer noch fest im Sattel der Macht und den "Reibach" mit der Atomenergie machen andere - die Länder rundum Deutschland.

Das einzige, was noch verlässlich ist, sind die stetig andauernden und sich wiederholenden Preisanstiege, innerhalb der Grenzen Deutschlands.
Das Geld verliert weiter an Wert und das Wertschöpfungspotential des Landes versiegt im politischen Dschungel einer angeblich unausweichlichen Transformation.

Bester Indikator für das Versagen einer Politik, ist der wirtschaftliche Zerfall der Kassensysteme, deren Abstieg seit dem Jahr 2009 , nicht mehr aufzuhalten scheint.

pwsksk vor 3 Wochen

Ich hätte gern einmal eine Grafik, um wieviel der CO2 Gehalt in den letzten 50 Jahren in der Atmosphäre zugenommen hat. Einfach mal ehrlich anschauen können und abwägen.
Und da Wasserstoff halbwegs rentabel nur aus überschüssiger EEnergie hergestellt werden kann, sollte man sich doch eher darum kümmern, dass wir eine Grundlastsicherung garantieren können und uns dann um ein Abschöpfen des Überschusses kümmern. Das die Forschung dabei parallel laufen muß, ist für mich selbstverständlich.
Was aber die letzten Jahrzehnte in Deutschland abläuft, widerspricht in sämtlichen Bereichen vielfach technischem Grundwissen und Sachverstand.

Hobby-Viruloge007 vor 3 Wochen

Wer sich die DOW Entscheidungen zur (temporären ) Schließung von Böhlen und Schkopau ansieht, der versteht, dass die ostdeutschen Chemie-Standorte global nicht mehr wettbewerbsfähig sind.
Problematisch ist zudem die Vernetzung zwischen den Anlagen verschiedener Unternehmen.
In Böhlen steht ein DOW Cracker. Dieser liefert die Ausgangsstoffe für diverse andere Anlagen, wenn der weg ist, sind diese Anlagen früher oder später vermutlich weg.
DOW betreibt laut eigener Webseite einiges an standortübergreiferder Infrastruktur (z.B. 1300 km Pipelines bis nach Rostock) in der Region. Ob man dies weiter macht, wenn man selbst nicht mehr präsent sein sollte, ist eine spannende Frage.
Die grüne Transformation zerstört unsere wirtschaftlichen Grundlagen.

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