Karte mit den Reiseblog-Orten
Fünf Reporterinnen und Reporter sind kurz vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt unterwegs, um mit Ihnen über Ihre Erfahrungen, Meinungen und Wünsche zu sprechen. Bildrechte: MDR/Maximilian Schörm

Kurz vor der Landtagswahl Reiseblog: Das bewegt die Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter

06. Juni 2021, 20:15 Uhr

Was bewegt die Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter? Was sind die wichtigen Themen, die kurz vor der Wahl besprochen werden müssen? Mit diesen Fragen im Gepäck reisen fünf Reporterinnen und Reporter von Freitag bis Sonntag quer durchs Land. Sie werden viele Menschen treffen, die Geschichten dazu sind in diesem Reiseblog festgehalten.

Über den Reiseblog

Fünf Redakteurinnen und Redakteure von MDR SACHSEN-ANHALT wollen herausfinden, was die Menschen in Sachsen-Anhalt aktuell bewegt und was sie sich von der Landtagswahl erhoffen. Deshalb reisen sie – natürlich corona-konform – von Freitag bis Sonntag durchs Land und halten ihre persönlichen Geschichten hier für Sie fest. Das sind die Teams und Orte für die drei Tage:

  • Katharina Neuhaus und Lukas Paul Meya: Staßfurt, Hettstedt, Zeitz
  • Jana Müller: Jessen, Bitterfeld-Wolfen, Zerbst
  • Leonard Schubert und Johanna Daher: Brocken, Werben, Osterburg, Magdeburg

17:45 Uhr | Wir sagen Danke und auf Wiedersehen – Leonard

Unsere Abschlussvideos sind gedreht, im Funkhaus herrscht ein – im positiven Sinne – angespanntes Kribbeln wegen der Wahlergebnisse, und die anderen Reiseblogkolleginnen und -kollegen stecken entweder schon kopfüber in anderen Aufgaben oder befinden sich auf dem Weg in den verdienten Feierabend. Unser Reiseblog endet für dieses Mal.

Mir bleibt zum Abschluss vor allem eines zu sagen: Danke! Natürlich war nicht alles schön auf unserer Reise. Sachsen-Anhalt steht vor großen Herausforderungen, viele Menschen haben uns von ihren Nöten und Sorgen erzählt. Immer wieder wirkte es so, als würde die Politik die Menschen aus unterschiedlichen Gründen nur unzureichend erreichen.

Was mich trotzdem positiv stimmt, sind Sie, liebe Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter. Egal ob im Harz, in der Altmark oder in Magdeburg – überall wo wir unterwegs waren, sind Sie uns mit viel Vertrauen und einer großen Offenheit begegnet. Mich hat unheimlich beeindruckt, wie viel überall in Sachsen-Anhalt auf die Beine gestellt wird. Die Reise hat mir wieder einmal deutlich gemacht, wie schön unser Bundesland ist und was für besondere Projekte es sogar in den abgelegensten Winkeln zu entdecken gibt. Viele von Ihnen schaffen es, trotz der Probleme, positiv und dankbar in die Zukunft zu sehen, und lieber mit anzupacken, als zu meckern. Das macht mir Hoffnung, dass es uns gelingen wird, dieses Bundesland weiterhin gemeinsam konstruktiv zu gestalten – hoffentlich in guter Zusammenarbeit mit der Politik.

17:25 Uhr | Auf ins Funkhaus! – Leonard

An den Straßen hängen weiterhin zahlreiche Wahlplakate und werben um Stimmen, bis 18 Uhr können Sie noch Ihr Kreuz machen, wenn sie das noch nicht getan haben. Ob es hier in den nächsten Tagen zu einer Spontandemonstration kommen wird, wie nach der Wahl in Thüringen, als Kemmerich zum Ministerpräsidenten wurde? Wir werden es sehen.

Für mich persönlich geht es nun im Landesfunkhaus in Magdeburg weiter. Hier werden wir einen kleinen Film als Abschluss unserer Reisblog-Tour für Sie drehen und danach das Geschehen rund um die Wahl begleiten.

Wir sehen uns gleich nochmal im Video. Ansonsten wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag.

17:05 Uhr | Nochmal durchatmen, bevor es spannend wird! – Katharina und Lukas

Das war es von uns, Katharina und Lukas. Noch ein letzter Stopp im Grünen, bevor es in die Landeshauptstadt geht. Bevor um 18:00 Uhr alle Scheinwerfer auf Magdeburg und die Wahlergebnisse gerichtet sind, wünschen wir allen Sachsen-Anhaltern einen entspannten Sonntag.

16:45 Uhr | Tschüss aus Zerbst! – Jana

Vor dem Wahllokal in der Zerbster Stadthalle steht das Denkmal der wohl bekanntesten Person der Stadtgeschichte. Ich sage Tschüss Katharina und Tschüss Zerbst. Es geht weiter nach Magdeburg, dem gemeinsamen Ziel unserer Reiseblog-Tour.

16:30 Uhr | Im Dialog bleiben, auch wenn es schwer fällt – Lukas und Katharina

Am Wahllokal in Staßfurt treffen wir Karl-Heinz mit seiner Frau. Nach anfänglichem Zögern kommen wir ins Gespräch. Was ihn zur Wahl beschäftigt? "Ich sorge mich, dass die soziale Spaltung weiter zunimmt. Das ist der Boden, auf dem Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit entsteht."

Das Klima in Staßfurt sei rauer geworden, erzählt der Rentner. Seine Frau Princy ist Altenpflegerin und kommt aus Sri Lanka. Es kommt vor, dass ihr auf offener Straße rassistische Beleidigungen entgegengerufen werden. "Das ist halt einfach so. Auf der Arbeit habe ich aber keine Probleme", sagt Princy nüchtern.

Es sind die Verwerfungen der Wendezeit, die immer noch in Staßfurt nachwirkten, sagt Karl-Heinz. "Arbeitsplätze müssen her, sodass die jungen Leute nicht mehr abwandern. Und wir müssen alle im Gespräch miteinander bleiben". Karl-Heinz scheut die Auseinandersetzung nicht. Er engagiert sich in der Flüchtlingshilfe und in der Stiftung "Weltethos". Auch wenn es schonmal ungemütlich werde und schon Freundschaften an politischen Diskussionen zerbrochen seien. "Das ist meine Heimat, warum sollten wir hier weg?"

16:15 Uhr | Sorge vor einem rechten Bündnis – Leonard

Auf dem Fürstenwall, zwischen Dom und Elbe, treffe ich Stefan. Er hat wegen Corona schon vor langer Zeit per Briefwahl gewählt und ist gespannt auf die Wahlergebnisse. Er sorgt sich, dass die AfD in Sachsen-Anhalt sehr stark werden könnte und dass die CDU entgegen ihrer Ankündigungen eine Koalition mit der AfD eingehen könnte. "Das wäre dann sehr rechts", sagt er.

Er sagt, er wünsche sich ein weltoffenes, buntes Sachsen-Anhalt. Auch Umweltschutz ist ihm ein wichtiges Thema. Speziell in Magdeburg, wo es sehr viele Bauprojekte gibt, hofft er, dass möglichst viel Grün erhalten bleibt. "Das wäre mir auch wichtig für meine Tochter". Sein zweiter Wunsch ist, dass die vielen Baustellen in der Gegend vorankommen. "Es wird ja gerade überall gebaut", meint er. Sein letzter Wunsch richtet sich an mich: "Ihnen wünsche ich, dass es nicht regnet. Sie sind ja zu Fuß unterwegs."

Ob die Politik das Wetter bestimmen kann? Ich zweifle daran. Aber zumindest bestimmen die Wahlen heute die Gesprächsthemen in der Stadt. Die Spannung steigt, das ist deutlich zu spüren.

15:50 Uhr | Sie haben ihre Kreuze gemacht – Jana

Andrea und Sven rauchen gerade eine Zigarette vor dem Wahllokal in der Zerbster Stadthalle. Ihr Kreuz haben die beiden schon gemacht, wohin das kommt, war für beide seit Langem klar. Denn das Paar beschäftigt sich nicht nur vor der Wahl mit Politik, man sei interessiert, führe viele Diskussionen im Freundeskreis, habe eine Meinung. Und mit vielem sind Andrea und Sven nicht einverstanden. Zum Beispiel mit der Sozialpolitik. Schulen, Kindergärten, Pflegeheime, Krankenhäuser, aber auch Verkehrsbetreibe gehörten in staatliche Hand. Denn was die Privatwirtschaft in diesen Sektoren mache, sei nicht hinnehmbar. Andrea zum Beispiel hätte früher als Krankenschwester für einen ambulanten Pflegedienst gearbeitet. Doch die Arbeitsbelastung wurde immer höher. Für den einzelnen Patienten blieb immer weniger Zeit, dafür gab es mehr und mehr Papierkram. Andrea zog deshalb einen Schlussstrich, arbeitet heute in einer Versicherungsagentur.

Nächstes Thema: der öffentliche Nahverkehr. Den gebe es in Zerbst und Umgebung fast gar nicht. Was gerade für die alten Menschen auf den Dörfern ringsum echt schlecht sei, denn ohne Auto sind die aufgeschmissen. Und kommt man mit dem Auto nach Zerbst, sei da das Problem mit den Parkplätzen, sagt Andrea. Ich frage, was die beiden vom Gendern halten und Sven schüttelt den Kopf. Was für eine Diskussion. Die würde man im Osten nicht verstehen, denn hier waren schon zu DDR-Zeiten Mann und Frau gleichgestellt. Und um ein Sternchen und das ständige *innen an jedem Wort könne man sich kümmern, wenn es sonst keine Probleme mehr gäbe, meint Andrea. Doch bis dahin habe man in Zerbst und ganz Deutschland noch einiges zu tun. 

14:20 Uhr | Hoffnung auf hohe Wahlbeteiligung – Leonard

Allmählich ist ganz Magdeburg auf den Beinen. Vom Domplatz am Landtag aus führt die lange Hegelstraße bis hinunter zum Hegelgymnasium. Weil dort ein Wahllokal aufgebaut wurde, kommen mir auf dem Weg sehr viele Menschen mit Wahlbrief, Ausweis, Maske und Kugelschreiber in den Händen entgegen. Sie alle wollen ihre Stimmen abgeben.

Unter ihnen ist Frank. Er möchte nicht fotografiert werden, spricht aber gerne mit mir über die Wahl. Er hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung, glaubt aber nicht, dass sich vieles verändert. Wichtige Themen für ihn sind die Entwicklung der Wirtschaft und der Infrastruktur in Sachsen-Anhalt. Ein ganz besonderes Thema für ihn ist der Ausbau der A14. "Das ist ganz wichtig für unser Land", sagt Frank.

Der Mann, den ich danach treffe, möchte nicht mit mir sprechen. "Du siehst nicht aus, als wärst du vom MDR", sagt er mir. "Und gewählt habe ich schon. Also lass mich in Ruhe." Meinen Mitarbeiterausweis will er nicht sehen.
Da muss ich wohl an meinem Outfit arbeiten ...

13:55 Uhr | Ein Spaziergang durch den Zerbster Schlosspark – Jana

In Zerbst treffe ich Stefanie, eine sehr rüstige 68-Jährige, die auf die Frage, was ihr politisch wichtig sei, gar nicht mehr aufhört zu reden. Den Klimaschutz müsse man vorantreiben, Tierversuche verbieten, die Bauern bräuchten Unterstützung, damit sie für ihre so wichtige Arbeit auch ordentlich entlohnt würden und und und. Stefanie ist vor zwölf Jahren nach Zerbst zurückgekehrt. Sie hat als Yogalehrerin, Heilpraktikerin, eigentlich als Überlebenskünstlerim in Bremen und Dresden gelebt, doch die Wurzeln der Familie liegen in Zerbst. Hier Anschluss zu finden fiel ihr nicht leicht, erzählt Stefanie bei unserem Spaziergang durch den Zerbster Schlosspark.

Die Zerbster seien ziemlich verschlossen, es hat eine Weile gedauert. Doch nun fühlt sich die aktive Rentnerin wohl in der Stadt, unterstützt Initiativen wie „Zerbst blüht auf“, die Zerbst zu einer nachhaltigen, sauberen Stadt machen will. Was sie außerdem beschäftigt? Dass im Landkreis Anhalt-Bitterfeld so viele Menschen die AfD wählen. Das versteht die 68-Jährige gar nicht. Man müsse doch die Demokratie schützen, sagt sie. Komme die AfD an die Macht, wisse man nicht, wie schnell man die wieder loswürde. In Zerbst hätte zur letzten Oberbürgermeister-Wahl auch ein AfD-Mann kandidiert. 20 Prozent der Stimmen hätte er bekommen. Kaum zu glauben. Denn in ihrem Bekanntenkreis kenne Stefanie niemanden, der diese Partei wählt.

13:20 Uhr | Kulturszene und Radinfrastruktur stärken – Leonard

Julius ist gerade auf dem Weg ins Wahllokal. Er ist ein junger Magdeburger und arbeitet im Museum. Er kann aus erster Hand berichten, wie die Arbeit dort unter Corona gelitten hat. Von der Politik wünscht er sich eine Stärkung der Kulturszene und des sozialen Lebens. In den letzten Jahren seien etwa viele Kneipen verschwunden und Bands hätten sich aufgelöst, erzählt er. Das täte der Stadt nicht gut.

Außerdem wünscht er sich einen Ausbau sicherer Fahrradwege in der Stadt. Die schwierige Verkehrssituation für Radfahrer habe dazu beigetragen, dass er vor einiger Zeit angefahren wurde, erzählt er.

12:40 Uhr | Mehr Arbeitsplätze und eine moderne, weltoffene Entwicklung – Leonard

Vor den Wahllokalen ist mittlerweile einiges los, ältere und jüngere Menschen strömen in Magdeburg zu den Wahlurnen. Zwei junge Magdeburger erzählen mir, dass Ihnen besonders eine wirtschaftliche, moderne Entwicklung Sachsen-Anhalts am Herzen liegt.

Das Land brauche neue, zukunftsfeste Arbeitsplätze, unter anderem in der Forschung. Dazu bräuchte es finanzielle Anreize durch die Politik. Desweiteren wünschen Sie sich ein internationales, weltoffenes Sachsen-Anhalt und eine bessere Anbindung des ländlichen Raums.

Fotografieren lassen wollten sie sich leider nicht. Im Gegensatz zu den Politikerinnen und Politikern, deren Gesichter auf großen Werbewänden in der ganzen Stadt hängen.

12:20 Uhr | Bernburg: Heimatverbundenheit vs. Karrierechancen – Lukas und Katharina

Johanna (30) ist in Bernburg aufgewachsen, zum Studium weggegangen und nun wieder hier. Sie schreibt ihre Doktorarbeit an der Hochschule Anhalt. Eine gute Entscheidung: Man findet schnell Anschluss, die Stadt bietet Freiräume und zum Badesee sind es nur sieben Minuten mit dem Rad.

Das unterfinanzierte Bildungssystem, die starke AfD und der ausbaufähige Radverkehr, das beschäftigt sie. Auch Fremdenfeindlichkeit, die ihren Mitbewohnern – ausländischen Forschern und Studierenden – zuweilen entgegenschlägt, macht sie wütend. Aber sie sieht auch, welchen Sprung die Stadt gemacht hat, seit sie nach dem Abitur weggegangen ist.

Als sie uns durch die Stadt führt, hat sie zu jeder Ecke eine Geschichte parat. Der Regen stört sie nicht, im Gegenteil: "Letztes Jahr gab es einen Trockenheitsrekord in Bernburg. Die Pflanzen haben Regen dringend nötig!", erzählt die Naturwissenschaflerin.

Will sie sich hier jetzt niederlassen? Johanna ist hin- und hergerissen. Nicht, weil sie nicht will, sondern weil kaum Perspektive auf eine Anschlussstelle in Bernburg besteht.

11:40 Uhr | Die Situation im Wahllokal in Deetz – Jana

Angekommen in Deetz, muss ich das Wahllokal erstmal suchen. Denn dort, wo in den vergangenen Jahren gewählt wurde, im Bürgerhaus, ist niemand zu sehen. Doch ein älterer Mann, der mit dem Rad gerade zum Wählen fahren will, hilft mir weiter. Und Gott sei Dank ist Deetz nicht groß, das Wahllokal auf dem Jugendbauernhof ist gleich um die Ecke. Dort angekommen, schnappe ich mir Roland Seeger, der selbst schon nicht mehr weiß, wie oft er die Deetzer Wahlen schon geleitet hat und sich auch für die heutige gut gerüstet sieht. "Es ist alles eine Frage der Organisation", sagt er. Wenn die klappt, würde man abends auch nicht ewig auszählen müssen.

Aber so weit ist es noch nicht. Der wichtigste Satz an diesem Vormittag?! "Bitte erst die Hände desinfizieren, dann dürfen Sie rein." Keine Maske, keinen Stift? Kein Problem, sagt der Wahlleiter. Er und sein Team sind ausgerüstet und helfen den vergesslichen Wählern weiter. Mittlerweile hat sich eine kleine Schlange vor dem Wahllokal gebildet, denn es dürfen immer nur zwei Leute gleichzeitig hinein. In der Schlange steht Ellen. Die 58-Jährige ist Lehrerin und lebt gerne in Deetz. Schade sei nur, dass es den Konsum im Ort nicht mehr gibt. Roland Seeger stimmt zu. Auch der Bäcker, der Fleischer, das kleine Eiscafé hätten in den vergangenen Jahren geschlossen, die Grundschule konnte man nicht mehr halten, aber es gibt Kinderkrippe und Kindergarten.

Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei okay, erzählt Ellen, zumindest in der Schulzeit fahre regelmäßig ein Bus nach Zerbst. In den Ferien sähe es da schon anders aus, da müsste man auf den Rufbus ausweichen. Und wie Deetz wählt? Traditionell schwarz, sagt Seeger. Die CDU habe hier seit Jahren die Nase vorn, er hoffe, dass das so bleibt und nicht die AfD stärkste Kraft wird. Das hofft Ellen auch und geht ins Wahllokal, um ihr Kreuz zu setzen.

10:56 Uhr | Bernburg: eine Stadt für junge Familien – Katharina und Lukas

Michele kommt gerade vom Bäcker. Ihr Morgenkaffee hängt in einem Thermobecher vorn am Griff des sportlichen Kinderwagens. Dass heute gewählt wird, hätte sie glatt vergessen – wäre die Innenstadt nicht gespickt mit einem Konvolut an Wahlplakaten. Aber mit zwei kleinen Kindern – drei Jahre und acht Monate alt – hat man halt Anderes im Kopf.

Micheles Geschichte ist typisch für die Stadt. Sie ist in Bernburg aufgewachsen, dann für ein paar Jahre weggegangen, um dann doch zurückzukehren. In Micheles Fall: der Liebe wegen. 2017 haben sie und ihr Mann hier ein Haus gekauft und es ein Jahr lang renoviert. Heute leben sie nah bei der Familie und dem Freundeskreis. Es ist diese Gemeinschaft, die die Stadt für sie besonders macht, sagt Michele. Und deshalb ist sie auch gern hier in der Innenstadt. Da stolpert man früher oder später über ein bekanntes Gesicht und nimmt sich Zeit für ein Gespräch.

Wie die Politik ihr Leben verbessern könnte? KiTa-Plätze kostenlos machen, sagt Michele. "Damit das Kindergeld komplett für die Kinder ist und nicht das Drumherum." Wie aufs Stichwort wird aus dem Kinderwagen gequengelt. Über das Kopfsteinpflaster geschoben zu werden ist nun mal schöner als Rumstehen. Michele zuckt entschuldigend die Achseln: "Ich glaub, wir müssen weiter." Schnell noch ein Foto und wir verabschieden uns.

10:20 Uhr | Wählen ist eine Selbstverständlichkeit – Leonard

Barbara und Franz sind Ur-Magdeburger. Sie kennen die Stadt noch, als sie von Trümmern gezeichnet war und haben teilweise selbst an der Entwicklung und dem Wiederaufbau der Stadt mitgewirkt. Insgesamt sind sie sehr zufrieden mit der Politik in Sachsen-Anhalt. Wählen zu gehen ist für sie eine Selbstverständlichkeit, "denn es ist nicht nur unsere Pflicht, sondern vor allem unser Recht", sagt Franz. Sie seien immer wählen gegangen, sagt er.

Veränderungswünsche haben die beiden nicht viele. Insgesamt würden sie es begrüßen, wenn die Entwicklung so positiv weitergehe, wie bisher. Ein Wunsch fällt Barbara dann aber doch ein: "Wir nutzen schon unser Leben lang die MVB (Magdeburger Verkehrsbetriebe, Anmerkung der Redaktion.). Da wäre es schön, wenn es ein Jahresabo für Senioren und Seniorinnen gäbe. Die Monatskarte ist mit 51 Euro pro Person doch ganz schön teuer."

09:45 Uhr | Enttäuscht über Politik – Leonard (heute ohne Johanna)

"Die Wahlen interessieren mich gar nicht mehr. Der einzige, der einigermaßen okay ist, ist unser Minister", sagt Wolfgang. Er meint, die Politik mache größtenteils sowieso, was sie wolle. Allgemein ist er mit der Situation im Land und in Magdeburg trotzdem zufrieden. Es seien vor allem Kleinigkeiten, die gemacht werden müssten. Zum Beispiel ein Ausbau der Verkehrswege, besonders der Radwege in Magdeburg. Und der Magdeburger City-Tunnel, der müsse endlich fertig werden, wünscht sich Wolfgang.

09:20 Uhr | Beste Grüße aus dem Funkhaus! – Johanna

Leonard hat es Ihnen gerade bereits erzählt – falls Sie auf Gossip gehofft hatten, weshalb wir beide heute nicht zusammen unterwegs sind, muss ich Sie leider enttäuschen. Ich sitze im Funkhaus von MDR SACHSEN-ANHALT in Magdeburg und unterstütze aktuell die Kolleginnen und Kollegen vom Reiseblog, dass ihre schönen Geschichten hier auch online gehen. Ich spiele also ihre Bilder, Texte, Videos und Co. ins System ein.

Und ich sitze hier natürlich auch total gespannt mit Blick auf die Landtagswahl. Wenn Sie bei dem Thema auf dem aktuellen Stand bleiben wollen: Schauen Sie hier im Nachrichtenticker vorbei, den meine Kollegin Mandy Ganske-Zapf mit allen wichtigen Infos befüllt.

09:10 Uhr | Ist denn die Elbe immer noch dieselbe? – Leonard

Guten Morgen vom Domplatz in Magdeburg!

Heute wählt Sachsen-Anhalt einen neuen Landtag. Der befindet sich gerade direkt vor mir - gegenüber vom Magdeburger Dom. Bis auf ein paar Spaziergänger mit Hund und einige Medienvertreter ist hier bislang noch nichts los. Magdeburg frühstückt noch. Aber das wird sich bald ändern. Dann wird gewählt. Haben Sie alle Ihren Kugelschreiber dabei?

P.S.: Wahrscheinlich haben Sie es schon gemerkt: Ich bin heute ohne Johanna in Magdeburg unterwegs. Die ist zwar auch in der Stadt, arbeitet aber heute im Funkhaus, damit wir Sie heute hoffentlich reibungslos informieren können.

08:50 Uhr | Müde, aber mit spannender Geschichte – Katharina und Lukas

Guten Morgen aus Bernburg! Am Wahlsonntag ist die Stadt noch etwas verschlafen. Wir möglicherweise auch. Wir sind gestern Abend noch mit Johanna im Regen durch Bernburg geschlendert. Ihre Geschichte gibt es gleich. Jetzt erstmal Frühstück!

08:40 Uhr | Raus aufs Land – Jana

Guten Morgen von einem Feldrand in Anhalt. Ich bin gerade auf dem Weg nach Deetz, einem kleinen, sehr ländlichen Ortsteil von Zerbst. Mal sehen, wie fleißig dort schon am Vormittag gewählt wird. Ich werde berichten.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. Juni 2021 | 13:00 Uhr

10 Kommentare

pwsksk am 06.06.2021

Naja, oben stand: "Komme gerade vom Bäcker mit ner Thermotasse Kaffee..."
Ich habe die letzten 15 Jahre über Personaldienstleister gearbeitet. Diesen Kaffee kann ich mir nicht leisten.

mensrea am 05.06.2021

Na dann, ossi1231, hin ins Wahllokal nach 18 Uhr und die Auszählung beaobachten. Besser wäre es fast noch gewesen, Sie hätte sich als Wahlhelfer gemeldet. Dann könnten Sie einer von den Leuten sein, die Stalin so gelobt hat.

Steffen 1978 am 04.06.2021

Jeder Sachsen-Anhalter sollte sich am Sonntag in ein Wahllokal begeben und von seinem Stimmrecht Gebrauch machen das sollte das wichtigste Thema sein es gibt doch nichts Wichtigeres als den regierenden Parteien ein Leistungszeugnis auszustellen

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