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Der Trend zur Briefwahl wurde durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jonas Güttler

Landtagswahl Sachsen-AnhaltSo werden Prognose und Hochrechnungen bei vielen Briefwählern berechnet

06. Juni 2021, 13:32 Uhr

Die 18-Uhr-Prognose entsteht durch Nachwahlbefragungen in den Wahllokalen. Doch in Corona-Zeiten stimmen mehr Wähler als sonst per Brief ab. Wie verändert eine hohe Beteiligung via Briefwahl die Prognose? Wir erklären, wie Meinungsforscher den Trend zur Briefwahl berücksichtigen.

von MDR AKTUELL

Für die 18-Uhr-Prognose am Wahltag hat Infratest dimap eine Art repräsentatives Modell für Sachsen-Anhalt entwickelt. Dazu werden in 190 der insgesamt rund 2.200 Wahllokale Wählerinnen und Wähler befragt: in Städten genauso wie in ländlichen Gebieten, mit traditionell hoher und niedriger Wahlbeteiligung, mit guten und schlechten Ergebnissen für einzelne Parteien.

Dort lassen die Meinungsforscher Wählerinnen und Wähler direkt nach der regulären Stimmabgabe auf einem Umfragezettel erneut abstimmen – genauso anonym wie vorher in der Wahlkabine. Diese Zettel landen in blauen Extraboxen. Außerdem werden Informationen wie Alter und Geschlecht gesammelt, die später bei der Analyse helfen.

Die Prognose-Wahlurnen werden nicht erst um 18 Uhr nach Schließung der Wahllokale geleert, sondern stündlich. Die Ergebnisse gehen sofort an die Zentrale von Infratest dimap in Berlin. Mit jeder Stunde gibt es also mehr Daten, das Bild wird immer klarer. Dazu kommen Erfahrungswerte von früheren Wahlen: So wählen Unionsanhänger traditionell oft früh am Wahltag, Grünen-Wähler eher später.

Briefwahl vs. Wahllokal

In Zeiten hoher Briefwahl-Anteile gibt es allerdings ein Problem: Je mehr Menschen per Brief wählen, desto weniger kommen in die Wahllokale – und können nicht für die Prognose befragt werden. Zudem ist die Akzeptanz für die Nachwahlbefragung wegen der Corona-Pandemie unklar.

Um zu verhindern, dass der hohe Briefwähler-Anteil die Prognose beeinflusst, sollen bei deren Berechnung Erfahrungswerte helfen: Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März haben zum Beispiel gezeigt, dass ältere Menschen häufiger per Brief wählen als jüngere. Diese Faktoren werden berücksichtigt und gewichtet, um daraus eine Prognose für das zu erwartende Wahlergebnis zu errechnen. Dafür gibt es entsprechende Computerprogramme.

Infratest dimap weist dennoch darauf hin, dass durch einen hohen Briefwahlanteil eine gewisse Abweichung zwischen Prognose und Hochrechnungen möglich sein könnte. Theoretisch bedeutet das, dass eine Partei, deren Wählerinnen und Wähler lieber ins Wahllokal gehen, bei der Prognose zunächst besser dasteht, im Laufe des Abends dann aber bei den Hochrechnungen nach und nach Prozentpunkte einbüßt.

Das Meinungsforschungsinstitut geht allerdings nach eigener Aussage nicht davon aus, dass das in Sachsen-Anhalt der Fall sein wird, da der Anteil der Briefwähler hier für gewöhnlich geringer sei als in anderen Bundesländern. Und bei den Landtagswahlen im März sei die Prognose recht genau gewesen, obwohl zum Beispiel der Briefwahl-Anteil in Rheinland-Pfalz bei etwa zwei Dritteln gelegen habe.

Auch Modell für Hochrechnungen

Die erste Hochrechnung für die Sachsen-Anhalt-Wahl könnte diesmal etwas später kommen als üblich: Infratest Dimap will damit warten, bis eine solide Anzahl an Stimmbezirken ausgezählt ist. Zudem dauert die Auszählung unter Hygienevorschriften länger.

Damit die Hochrechnungen im Laufe des Abends möglichst immer näher ans tatsächliche Wahlergebnis kommen, werden die einlaufenden Daten aus den Wahlkreisen nach Schließung der Wahllokale in das Berechnungsmodell einbezogen, wieder gewichtet, und daraus werden dann die Hochrechnungen erstellt.

Grundsätzlich dauert die Stimmauszählung bei einem hohen Briefwahlaufkommen länger. Denn jeder Wahlbrief muss durch die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer vor Ort auf seine Gültigkeit überprüft werden. Erst danach darf der Brief mit dem Wahlschein geöffnet und der Wahlschein gezählt werden.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist nicht kommentierbar. Warum? Zur Wahl in Sachsen-Anhalt veröffentlichen wir sehr viele Inhalte. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, dass Sie sich gebündelt zur Wahl und den Ergebnissen austauschen und so mehr Gesprächspartnerinnen und -partner erreichen können. Folgenden Artikel zur Landtagswahl können Sie dafür nutzen: Sachsen-Anhalt wählt einen neuen Landtag.

Hintergründe und Aktuelles zur Landtagswahl – unser multimediales Update

In unserem Update zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt geben unsere Redakteure einen Überblick über die wichtigsten politischen Entwicklungen – und ordnen sie ein.

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MDR

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT | 06. Juni 2021 | 18:00 Uhr