Zusätzliche Unterrichtsstunde Geplante Mehrarbeit für Lehrkräfte: Hunderte bei Protest in Halle

14. Februar 2023, 19:28 Uhr

Um ein Zeichen gegen die geplante zusätzliche Unterrichtsstunde zu setzen, sind am Dienstag auch Lehrkräfte in Halle auf die Straße gegangen. Am Montag hatte es bereits Proteste in Magdeburg gegeben. Das Land hatte vor einigen Wochen bekannt gegeben, dass Lehrkräfte eine zusätzliche Stunde pro Woche unterrichten sollen – um so etwas gegen den Lehrermangel zu tun.

Lehrerinnen und Lehrer haben am Dienstagnachmittag in Halle gegen Pläne des Landes protestiert, nach denen die Pädagogen voraussichtlich ab Mitte März eine Stunde pro Woche länger vor den Klassen stehen sollen. An einer Kundgebung auf dem Markt nahmen nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rund 1.500 Menschen teil. Die GEW hatte zu dem Protest aufgerufen. Am Montag hatte es bereits eine Demonstration mit Trillerpfeifen und Plakaten in Magdeburg gegeben.

Reporter von MDR SACHSEN-ANHALT zählten in Magdeburg am Montag bis zu 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich zeitweise rund 2.500 Menschen an der Kundgebung auf dem Domplatz.

Das bedeutet die zusätzliche Schulstunde pro Woche auf ein Jahr gerechnet:

Lehrer in Sachsen-Anhalt sollen eine Stunde mehr arbeiten als bisher

Es gehe um die Erhöhung der Arbeitszeit um eine Stunde pro Woche nach den Winterferien, hieß es von der Gewerkschaft. Die Lehrkräfte im Land seien ohnehin schon überlastet, die geplante zusätzliche Stunde sei nicht hinnehmbar. Die GEW hatte nach eigenen Angaben vor und während des Bildungsgipfels eigene Vorschläge unterbreitet, die weitgehend ignoriert worden seien.

Das Land hatte auf einem Bildungsgipfel entschieden, dass Lehrerinnen und Lehrer in Zukunft eine Unterrichtsstunde mehr geben sollen. Dafür soll ein Arbeitszeitkonto eingeführt werden. Die Stunden sollen dann entweder vergütet oder angerechnet werden können.

Die neue Arbeitszeit soll nicht für Lehrkräfte gelten, die über 62 Jahre alt sind, einen Behinderungs-Grad von mehr als 50 Prozent haben oder befristet angestellt sind.

Mehrarbeit gegen Lehrermangel

Für Grundschullehrerinnen bedeutet die Neuregelung 28 statt bislang 27 und bei Sekundarschul- und Gymnasiallehrern 26 statt 25 Stunden Unterricht pro Woche. Laut Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wird damit der Bundesdurchschnitt erreicht. Die Verpflichtung soll befristet sein. Laut Haseloff kann damit etwa die Hälfte der rund 1.000 fehlenden Lehrer an den Schulen kompensiert werden.

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dpa, MDR (Moritz Arand, Julia Heundorf) | zuerst veröffentlicht am 31.01.2023.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. Februar 2023 | 08:30 Uhr

20 Kommentare

trade am 31.01.2023

Ich weiß nicht als was Sie arbeiten, aber folgende Situation:

Sie haben eine 43.5 Stunden Woche. ( 1,75x25 Stunden)

Dann kommt der Chef und sagt, arbeiten Sie doch mehr. Mit 26 Stunden liegt man aufeinmal bei 45,5 Stunden. Klingt gut oder?



Anita L. am 31.01.2023

@harka1: Was ist denn eine flächendeckende 40-Stunden-Woche und warum sollte es die "im Westen" nicht geben? Kein Lehrer gibt 40 Stunden Unterricht pro Woche (eine horrende Vorstellung), sondern die durchschnittliche Anzahl von Unterrichtsstunden im Vollzeitverhältnis sind 26,5. Jedoch arbeiten vollzeit unterrichtende Lehrer pro Woche weit mehr als 40 Zeitstunden (Überstunden), die sie nicht bezahlt bekommen.

Ronny am 31.01.2023

Da schließe ich mich gern an. Die eine Stunde ist nicht das Problem. Wenn der Unterricht vorbei ist, fängt die eigentliche Arbeit erst an. Da gehört noch viel viel mehr dazu als nur Vor- und Nachbereitung des Unterrichtes. Oft geht die Arbeit bis zum späten Abend, unvergütet, wenn man allem gerecht werden will. Bei einer Klassenstärke (Grundschule) von fast 30 Kindern sind das z.B. auch 28x Elterngespräche vorbereiten, 28x dieses führen. Nur mal als ein kleines Beispiel von vielen. Wir haben derzeit 40% unserer Klassen ohne Klassenleiter. Die eine Stunde bringt in der Realität in unserem Fall 3-4 Stunden Unterricht mehr, die anderen Kollegen sind dauerkrank. Manche Stunden hat man auch 2 erste Klassen zusammen. Wer den Irsinn nicht glaubt, kann sich gern mal eine Woche bei uns vor der Klasse + Pausenbetreuung + Essenbetreung + .... versuchen. Mal sehen, wie viele am Freitag davon noch da sind.

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