Collage aus LKWs in schwarz-weiß auf gift-grünem Hintergrund
Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Schackow

Brummi-Boom Immer mehr Lastwagen auf Sachsen-Anhalts Autobahnen unterwegs

23. Februar 2025, 08:44 Uhr

In Sachsen-Anhalt ist die Lkw-Dichte auf Autobahnen besonders hoch. Eine Analyse zeigt, wo die meisten Schwertransporter unterwegs sind und wie stark der Verkehr in den vergangenen 15 Jahren zugenommen hat.

Auf der A9 bei Leipzig-West brummt es. Rund 15.000 Lastwagen pro Tag sind an der Anschlussstelle an der Grenze zu Sachsen im Durchschnitt in Richtung Norden oder Süden unterwegs. Nirgendwo in Sachsen-Anhalt haben die automatischen Zählstellen 2022 ein höheres Aufkommen an Schwerverkehr gemessen, also an Fahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen. Das geht aus Verkehrszählungen der Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt) an mehreren Dutzend Orten in Sachsen-Anhalt hervor.


Autobahnen: Ein Fünftel mehr Lkw-Verkehr seit 2012

An vier ausgewählten Zählstellen an der A2, der A9, der A14 und der A38 ist der Schwerverkehr demnach seit 2012 um knapp ein Fünftel gestiegen. "Insbesondere die Autobahnen A2, A9 und A14 spielen eine zentrale Rolle, da sie wichtige Handels- und Verkehrsströme zwischen Ost und West sowie Nord und Süd ermöglichen", sagt Tino Möhring von der bundeseigenen Autobahn GmbH.

An anderen Zählstellen ist die Zahl der Lkw und Busse sogar noch stärker gestiegen: Insgesamt hat der Schwerverkehr auf Sachsen-Anhalts Autobahnen zwischen 2012 und 2022 um 22 Prozent zugenommen. Zum Vergleich: Der restliche Kfz-Verkehr ist im selben Zeitraum den BASt-Daten zufolge nur um 6 Prozent gestiegen.

Mehr zu den Daten

Die Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen betreibt mehr als 2.000 Zählstellen an Autobahnen und Bundesstraßen. Die dargestellten Zahlen beziehen sich auf sämtliche Fahrzeuge, die im Schnitt pro Tag in beide Fahrrichtungen an den jeweiligen Zählstellen vorbeifahren.

Für viele Zählstellen sind die Daten jedoch unvollständig, unter anderem aufgrund von Baustellen oder technischen Defekten. Die beste Datenlage bieten die vier ausgewählten Zählstellen. Auch die Daten für 2023 und 2024 sind von der BASt noch nicht aufbereitet und werden in dieser Auswertung daher nicht berücksichtigt.

Lange war die alte BRD ein logistisches Nord-Süd-Land. Bis heute befinden sich die meistfrequentierten Autobahnen in Hessen oder Nordrhein-Westfalen, wo die Zählstellen mancherorts mehr als 20.000 Lkw und 150.000 Pkw am Tag erfassen.

Nach der Wende und der EU-Erweiterung kamen aber immer mehr Ost-West-Fahrten hinzu. In der Niederlassung Ost der Autobahn GmbH, deren Gebiet sich über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckt, ist der Anteil des Schwerverkehrs am Gesamtverkehr laut Möhring mit durchschnittlich einem Drittel bundesweit am höchsten.

Manche Lkw-Fahrer haben deshalb abends Probleme bei der Stellplatzsuche. Oft sind Parkplätze auf Raststätten überfüllt. An der A14-Nordverlängerung bei Magdeburg laufen zurzeit die Bauarbeiten für neue Rastanlagen, die die Kapazität der Stellflächen in Sachsen-Anhalt deutlich erhöhen sollen.


Je schwerer ein Fahrzeug, desto höher die Belastung der Straße

Die steigenden Instandhaltungskosten der Autobahnen seien hingegen auf andere Faktoren als den Lkw-Boom zurückzuführen, sagt Tino Möhring. Zunehmend höhere Baukosten seien deutlich entscheidender.

"Konkrete Auswirkungen auf die Infrastruktur hat in aller Regel eine Kombination aus dem Alter der Fahrbahnen, den hohen Verkehrszahlen sowie dem Grad der Vorschädigung", sagt Möhring. Dennoch gelte: Je schwerer das Fahrzeug, desto höher die Belastung der Straße.


Deutlich mehr Gütertransport auf Straßen als auf Schienen

Dem Bundesverkehrsministerium zufolge wurden 2022 auf deutschen Autobahnen rund 3,7 Milliarden Tonnen Güter transportiert und damit rund zehnmal so viel wie über Schienen. Bis 2040 könnte der Lkw-Verkehr nach Ministeriumsangaben noch einmal um ein Drittel steigen.

Wer es übrigens etwas ruhiger mag, für den kommt die A143 in Frage. Auf der noch zum Teil im Bau befindlichen Westumfahrung von Halle wurde bei der letzten Zählung 2022 das geringste Aufkommen an Schwerverkehr festgestellt: Nur 971 Fahrzeuge über 3,5 Tonnen nutzten die Strecke im Tagesdurchschnitt.

Mehr zum Lkw-Verkehr

MDR (Lukas Stöckel, Tim Große)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Februar 2025 | 15:00 Uhr

47 Kommentare

astrodon vor 4 Wochen

@Nudel: Nein, rein wirtschaftliche Entscheidungen - wie bei den Buslinien ins letzte Dorf: Mit 3 odr auch 5 Fahrgästen am Tag lässt sich der Aufwand nicht rechtfertigen.

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 4 Wochen

"In Sachsen-Anhalt ist die Lkw-Dichte auf Autobahnen besonders hoch"?
Na, ist wohl eher nur der ANTEIL der LKW am Gesamtverkehrsaufkommen, der "besonders hoch" ist. - Ansonsten gilt, dass die Autobahnen in S-A noch immer zu den leersten in Deutschland gehören; man kann sich da als Autofahrer zeitweise noch regelrecht einsam fühlen. Sicher ein gutes Zeichen, wenn auch dort die Auslastung der Strecken allmählich etwas ansteigt - auch wenns wohl mehr die polnische Wirtschaft ist, die da aufblüht und damit mehr Verkehr bewirkt. - Aber die neue Regierung hat es ja - wenn sie sich von den dummen grünen Ideologien und den ebenso dummen Autarkie-und Grenzabschottungs-Ideen freimacht - in der Hand, einen Teil des Wachstums auch wieder in den deutschen Osten zu verlegen.

Nudel81 vor 4 Wochen

Die Bahn ist ein Aktiengesellschaft und soll Gewinn erwirtschaften. Leider gab es nur politische Führungskräfte deshalb steht die Bahn da wo sie jetzt ist.

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Szene aus Livestream MDR-Fernsehen 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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