Waldbrände Kein Löschflugzeug: Kritik vom Feuerwehrverband

21. Juli 2022, 09:07 Uhr

In Deutschland sollen Waldbrände auch künftig ohne Unterstützung durch Löschflugzeuge bekämpft werden. Eine Anschaffung solcher Flugzeuge sei nicht geplant, teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums mit. Alternativ sollten Löschhubschrauber genutzt werden. Doch die seien teuer – und nicht immer verfügbar, kritisiert der Feuerwehrverband Sachsen-Anhalt.

Sachsen-Anhalts Feuerwehrverband reagiert mit Unverständnis darauf, dass der Bund keine Löschflugzeuge anschaffen will. Vorsitzender Kai-Uwe Lohse sagte MDR SACHSEN-ANHALT, er könne die Haltung nicht verstehen. Lohse sagte, die Menschen im Harz würden schon seit Jahren erleben, dass sich das Bundesministerium nicht für ihre Probleme interessieren würde.

Bund und Land: Löschflugzeug nicht gerechtfertigt

Deshalb plane der Landkreis Harz, selbst ein Löschflugzeug zu betreiben. Das sei ein richtiger Schritt. Lohse sagte: "Wir hätten uns auch einen direkten Zugriff auf einen Helikopter vorstellen können oder wir wären auch mit einer Rakete losgeflogen."

Wir hätten uns auch einen direkten Zugriff auf einen Helikopter vorstellen können oder wir wären auch mit einer Rakete losgeflogen.

Kai-Uwe Lohse Chef des Feuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt

Der Landrat des Landkreises Harz, Thomas Balcerowski (CDU), hatte unlängst angekündigt, dass eine Ausschreibung für einen Flugzeuganbieter vorbereitet wird. Sachsen-Anhalts Landesregierung hält, genau wie der Bund, Löschflugzeuge nicht für notwendig.

Löschhelikopter angeblich ausreichend

Ein Sprecher des Landesinnenministeriums hatte MDR SACHSEN-ANHALT mitgeteilt, dass das Einsatzgeschehen die Anschaffung solcher Flugzeuge bislang nicht rechtfertige. Stattdessen sollten die Feuerwehren von privaten Anbietern Löschhelikopter anfordern.

Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes erklärte jedoch, dass das gar nicht so einfach sei. So sind Lohse zufolge die privaten Anbieter sehr teuer.

Flugzeuge können mehr Wasser transportieren

Löschflugzeuge sind in der Lage, bis zu 2.000 Liter Wasser über einem Brandort abzulassen, viermal so viel wie ein sonst eingesetzter Polizeihubschrauber. Im Landkreis Harz hat es in diesem Jahr schon häufiger Waldbrände gegeben. Allein in dieser Woche brannte es bei Thale und bei Friedrichsbrunn.

Die Forderung nach einem Löschflugzeug für Sachsen-Anhalts Feuerwehren war neulich auch Thema im MDR-Podcast "Was bleibt...?".

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MDR (Thomas Tasler, Norma Düsekow, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 21. Juli 2022 | 06:30 Uhr

17 Kommentare

Jana am 22.07.2022

@Nordharzer
364 Tage nutzloses herumstehen bei vollen Kosten ist also für sie finanztechnisch kein Problem? Die Verantwortlichen sehen das gottseidank anders, denn so ein Unsinn müsste von uns allen bezahlt werden.

Da ist es doch viel besser ein Heli der BP fliegt 360 Tage im Jahr für die Polizei und 5 Tage in der Brandbekämpfung. Hört sich deutlich günstiger bei gleichem Effekt an.

Jana am 22.07.2022

Ob sie es glauben oder nicht, aber die berechtigten Interessen unseres Landes enden nicht bei ihnen an der Landkreisgrenze.

Brandbekämpfung ist Sache der Kommunen. Wie wäre es, wenn diese sich etwas einfallen lassen, wenn das Problem angeblich so dringend ist. Bislang sind die doch hochzufrieden, dass im Fall der Fälle Bundeswehr und Polizei die entsprechenden Helikopter nebst Personal zur Verfügung stellen und dafür lediglich einen kleinen Obolus oder oft gar nichts verlangen.

Jana am 22.07.2022

@Nordharzer
Warum sind "Leihhelis" zu umständlich?
Natürlich muss man solche Verträge im Vorfeld abschließen und sich Kontingente sichern. Das geht auch im kommunalen Verbund.

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