Augmented Reality Mobile Marketing Wie ein Magdeburger dem Zeitgeist folgt

02. November 2019, 19:07 Uhr

Damals in der DDR arbeitete Georg Rieger auf dem Bau. Nach der Wende gründete der Magdeburger ein Marketing-Unternehmen. Nun setzt er einmal mehr auf ein Zukunfts-Feld: das Augmented Reality Mobile Marketing. Eine Geschichte über berufliche Veränderungen.

Daniel George
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Augmented Reality Mobile Marketing
AR steht für Augmented Reality, erweiterte Realität also. Bildrechte: MDR Collage/Spectrum Wirtschaftswerbung

Magdeburg. Ein Hochhaus mit Blick auf den Dom. Sechster Stock. Vor dem Fenster des Besprechungsraums steht eine weiße Tafel, auf der eine chinesische Weisheit verewigt ist: "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen." Ein Satz, so vorzüglich passend zur heutigen Zeit, nicht wahr? Georg Rieger lächelt: "Ja, aber im Grunde", sagt der gebürtige Magdeburger, "galt das schon immer."

Windmühlen baut Georg Rieger seit Jahrzehnten schon. 62 Jahre ist er inzwischen alt – und erinnert sich noch genau an den Beginn seiner Berufskarriere: "Ich bin eigentlich Bauingenieur", sagt er. Als Baufacharbeiter "habe ich das Baustellenleben, Tag- und Nachtschichten kennengelernt", später "bin ich als Bauleiter auch im Ausland tätig gewesen", erzählt Rieger. Er arbeitete sich hoch, bis ins Management. Doch: "Die Wende hat dann nicht nur eine politische und gesellschaftliche Veränderung mit sich gebracht – sie hat auch meinen beruflichen Lebensweg verändert."

Die Geschichte von Georg Rieger erzählt von Veränderungen im Berufsleben. Denn wenn der 62-Jährige sagt: "Die große Herausforderung ist es, den Zeitgeist zu verstehen – und auch den nächsten Schritt schon zu sehen. Nicht auf einem Stand einzuschlafen, immer aktuell zu sein." Dann gilt das nicht nur für sein vor 28 Jahren gegründetes Marketing-Unternehmen, sondern auch für das Berufsleben generell.

Von der Baustelle ins Büro

1991 entschied sich Georg Rieger für die Selbstständigkeit – und zwar im Marketing, einem auf den ersten Blick ganz anderen Feld als zuvor. Doch im Baugewerbe sah der Magdeburger für sich keine Zukunft mehr. "Mit der Öffnung der Grenze war ja klar, dass die Unternehmenslenker aus den alten Bundesländern sich in ihre Autos setzen und herkommen würden. Damit ging der große Wettbewerb los", erinnert er sich. 

Marketing dagegen "war kein Tagesbegriff, da habe ich ein großes Bedarfsfeld gesehen", sagt er. "Und ich hatte in den Jahren davor das Glück gehabt, dass ich in einem Baukombinat mit einem modern denkenden Generaldirektor gearbeitet habe. Er war schon damals der Überzeugung, dass zu einem Unternehmen auch professionelles Marketing gehört – und die habe ich dann übernommen, habe schon zu DDR-Zeiten an Schulungen in den alten Bundesländern teilgenommen." 

Die große Herausforderung ist es, den Zeitgeist zu verstehen – und auch den nächsten Schritt schon zu sehen. Nicht auf einem Stand einzuschlafen, immer aktuell zu sein.

Georg Rieger, Marketing-Profi

Auch, wenn der 62-Jährige das selbst so nicht sagen will: Seine Selbstständigkeit wurde zur Erfolgsgeschichte. Schließlich hält sich sein Unternehmen seit 28 Jahren am Markt, hat einen treuen Kundenstamm aufgebaut. Natürlich "ging die Kurve nicht nur steil nach oben, es ging auf und ab", sagt Rieger. Und: "Ich stand auch mal am Scheideweg, an dem ich überlegt habe, noch einmal etwas komplett Neues zu machen." Doch er machte weiter – und bereute es nicht. 

Augmented Reality Mobile Marketing: Förderung vom Land

Dabei arbeitet Georg Rieger mit seinen Kollegen in einem sich ständig verändern Berufsfeld: dem Marketing mit immer neuen Möglichkeiten. "Das stimmt, die Methoden und die Medien haben sich über die Jahre verändert und verändern sich ständig. Seit 1996 beschäftigen wir uns ja erst mit dem Internet, damals hat das Deutschland erreicht und seitdem gibt es immer neue Möglichkeiten", sagt der Geschäftsführer. Aber: "Wenn man es auf das Wesentliche herunterbricht, dann geht es bei unserer Arbeit noch immer um eins: Kommunikation. Wir müssen die Menschen erreichen, damals wie heute, emotional oder rational oder auf beiden Ebenen. Nur ist das immer komplizierter geworden, weil es immer schwieriger geworden ist, wahrgenommen zu werden und Zeit für Aufmerksamkeit der Zielgruppe, den Menschen zu bekommen." 

Deshalb geht Georg Rieger weiterhin neue Wege. Wie man es schafft, den Zeitgeist zu verstehen? "Lust und Leidenschaft, Engagement – und vor allem Mitarbeiter mit der richtigen Mentalität", sagt Rieger. Seit 2016 beschäftigt sich sein Unternehmen bereits mit Augmented Reality (AR) Mobile Marketing. Das bezeichnet die Überlagerung realer Szenen mit virtuellen 3D-Inhalten im Live-Kamerabild von Smartphones oder Tablets. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt, das gemeinsam mit vier Partnern umgesetzt wird, im Rahmen des Förderprogramms "Cross Innovation" von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt mit knapp 200.000 Euro gefördert. Das Magdeburger Unternehmen 3DQR hat die Technologie entwickelt.  

Was ist Augmented Reality Mobile Marketing?

Augmented Reality bedeutet erweiterte Realität. Durch computergestützte Wahrnehmung wird die reale Welt um virtuelle Aspekte erweitert. Mit der Integration von Kameras in mobile Geräte wie Smartphones können zusätzliche Informationen oder Objekte direkt in ein aktuell erfasstes Abbild der realen Welt eingearbeitet werden. Wird diese Möglkichkeit für Marketing genutzt, spricht man von Augmented Reality Mobile Marketing. Zu unterschieden ist Virtual Reality, bei der es sich um eine von Computern erzeugte, ausschließlich virtuelle Realität handelt.

Seitdem ist Rieger mit seinem Team in Sachsen-Anhalt unterwegs. Das Ziel: "Wir wollen das Thema für klein- und mittelständische Unternehmen zugänglich machen." Vier weitere regionale Partner und ein Technologie-Unternehmen aus Magdeburg arbeiten daran. "Ich muss also nicht in die USA reisen, sondern mich einmal in die Straßenbahn setzen und habe das Know-How hier in Magdeburg", sagt Rieger. "Das ist doch toll und hat mich besonders bewegt, Zeit und Engagement zu investieren." 

Doch wie können Unternehmen denn nun von AR Mobile Marketing profitieren? Ein Beispiel: "Ein Maschinenbauer aus Sachsen-Anhalt würde gerne fünf Produkte auf einer Messe in China präsentieren. Er müsste also fünf mal zwei Tonnen transportieren, entsprechende Messeflächen reservieren. Das wäre mit erheblichen Kosten verbunden. Nun gibt es durch AR aber die Möglichkeit, zwei Motoren real mitzubringen, damit die Leute sie anfassen können, damit sie sehen, dass das alles glaubwürdig ist. Die anderen drei Motoren könnte man aber durch AR einfach daneben setzen und virtuell erlebbar machen. So würde der Maschinenbauer erhebliche Kosten sparen, ohne dabei seine Glaubwürdigkeit zu verlieren", erklärt Rieger. 

Hoffen auf den Domino-Effekt

AR Mobile Marketing ist also die Zukunft! "Naja", sagt Georg Rieger, "ein kleiner bescheidener Teil davon." Denn der Werbefachmann weiß: "Das Unbekannte wird von den Menschen immer erstmal gerne abgelehnt. Noch befinden wir uns in der Pionierzeit, was AR Mobile Marketing angeht. Wann der Domino-Effekt eintritt, wann die Technologie den Durchbruch schafft, das weiß niemand so genau."

Rieger ist sich jedenfalls sicher, was helfen würde: "AR Mobile Marketing ist eine der spannendsten Möglichkeiten des digitalen Marketings, seitdem das Internet erfunden wurde. In dem Augenblick, in dem es eine tragbare Brille geben wird, nicht nur vom Gewicht, sondern auch von der Ästhetik her, in dem das Smartphone davon abgelöst wird, in dem Augenblick, in dem große Datenströme überall zur Verfügung stehen, wird es in diesem Bereich eine gewaltige Revolution geben." 

Und genau diesen Augenblick will Georg Rieger nicht verpassen. Denn wie immer weht der Wind des Wandels. Zeit, um wieder mal Windmühlen zu bauen.  

Daniel George
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den Autor Daniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Nach dem Studium Journalistik und Medienmanagement zog es ihn erst nach Dessau und später nach Halle. Dort arbeitete er für die Mitteldeutsche Zeitung.

Vom Internet und den neuen Möglichkeiten darin ist er fasziniert. Deshalb zog es ihn im April 2017 zurück in seine Heimatstadt, in der er seitdem in der Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT arbeitet – als Sport-, Social-Media- und Politik-Redakteur, immer auf der Suche nach guten Geschichten, immer im Austausch mit unseren Nutzern.

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Quelle: MDR/dg

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 27. Oktober 2019 | 19:00 Uhr

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