Archäologen graben in einem Maisfeld am Fundplatz einer 7500 Jahre alten Siedlung 1 min
Archäologen graben in einem Maisfeld am Fundplatz einer 7.500 Jahre alten Siedlung. Bildrechte: picture alliance/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert
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MDR SACHSEN-ANHALT Mi 18.09.2024 09:30Uhr 00:18 min

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Grabungen bei Eilsleben Hinweise auf Menschenopfer vor 7.500 Jahren gefunden

19. September 2024, 11:10 Uhr

Die Siedlung der ersten Bauern in Mitteleuropa lag in der Börde. Nun wird der Fundplatz mit modernster Technik noch einmal untersucht. Funde weisen darauf hin, dass dort vor 7.500 Jahren Menschen geopfert wurden.

Forschende nehmen eine rund 7.500 Jahre alte Siedlung bei Eilsleben im Landkreis Börde erneut unter die Lupe. "Es geht um die Erforschung der Lebens- und Wirtschaftsweise dieser frühesten Bauern", sagte Archäologin Franziska Knoll vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle. Die Siedlung der ersten Bauern in Mitteleuropa wurde zwischen 1974 und 1989 vom damaligen Direktor des Landesmuseums, Dieter Kaufmann, untersucht. Seit diesem Jahr finden erneut Ausgrabungen am Fundplatz statt. 

Modernste Technik im Einsatz

Bei der aktuellen Grabung kommen neueste Analyse-Methoden zum Einsatz, so werden etwa Gebrauchsspuren untersucht. "Die Menschen ließen sich dauerhaft nieder, betrieben Ackerbau und hielten Vieh. Die Frage ist, ob und wie sehr sie noch dem Jagen und Sammeln verhaftet waren", erklärt Franziska Knoll.

Fundplatz einer 7500 Jahre alten Siedlung eine rund 700 Jahre alte Schale aus dem Boden.
Forscher haben im Landkreis Börde eine 7.000 Jahre alte Schale gefunden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Analyse von möglichen Ritualen in Eilsleben

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen analysieren zahlreiche Reste von Häusern und die dazugehörige Infrastruktur und bewerten die Befunde neu. Sie gehen auch der Frage nach, ob es möglicherweise vor 7.500 Jahren bei Eilsleben Menschenopfer gab. Um diese These zu überprüfen, werden Teil-Skelette aus Gruben, darunter eine Schädel-Maske und mehrere Bestattungen neu untersucht. "Rückschlüsse auf eine mögliche rituelle Opferung von Menschen werden nur durch eine akribische anthropologische Untersuchung des Knochenmaterials möglich", sagte Knoll. Insgesamt werden mehr als 73.500 Fundstücke neu bearbeitet.

Eine der ältesten und größten Siedlungen

Mit zwölf Hektar Gesamtfläche ist die Anlage eine der größten ihrer Zeit und liegt an der nördlichen Peripherie des jungsteinzeitlichen Siedlungsraumes. Vor etwa 7.500 Jahren gab es eine massive Einwanderung von Bauern aus Anatolien und der Ägäis. "Diese Menschen siedelten auf den fruchtbaren Lössböden der Magdeburger Börde und drängten die ansässigen Jäger-Sammler-Gesellschaften der Mittelsteinzeit in die für Ackerbau weniger geeigneten Zonen ab", sagte Laura Dietrich. Sie leitet als Archäologin an der Universität Halle die Ausgrabungen.

Mögliche Kontakte zu Jägern und Sammlern

Derzeit wird eine Fläche von 200 Quadratmetern im Rahmen einer Lehr-Grabung detailliert untersucht. Zutage kamen Scherben von Keramikgefäßen, Steingeräte wie Klingen, Pfeilspitzen und Beile sowie Tierknochen. "Einige der Funde könnten Hinweise auf den Austausch der Bauern mit Jäger-Sammler-Gruppen geben", sagte Dietrich. Aufgedeckt wurden auch Pfosten-Stellungen, mit Lehm verputzte Wände und Aktivitäts-Zonen weiterer Häuser.

Eine 7000 Jahre alte Scherbe, die am Fundplatz einer 7500 Jahre alten Siedlung ausgegraben wurde, liegt in der Hand einer Archäologiestudentin
Eine 7.000 Jahre alte Scherbe wurde bei Ausgrabungen bei Eilsleben im Landkreis Börde gefunden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Die aktuellen Ausgrabungen sind eine Kooperation von Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Freien Universität Berlin und des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie. Zudem beteiligt sich eine internationale Gruppe von 20 Studierenden. Die Ausgrabungen dauern noch bis zum 20. September und sollen in den kommenden Jahren im Rahmen eines größeren Projekts fortgesetzt werden.

dpa, MDR (Theresa Lang) | Erstmals veröffentlicht am 18.09.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. September 2024 | 08:00 Uhr

2 Kommentare

Byk vor 2 Wochen

Die Verwendung von Teilen menschlicher Skelette für rituelle Handlungen muss keinen rituellen Kannibalismus voraussetzen - ob das so ist, wird die Auswertung der Befunde und Funde zeigen - sondern kann auch Hinweis auf ein Ritual sein, dass mit einem Ahnenkult in Zusammenhang steht. So etwas gab es in Stammeskulturen Amerikas und im Pazifik, zum Beispiel. Dabei wurden die sterblichen Überreste verstorbener Familienangehöriger einige Zeit nach der Bestattung wieder ausgegraben und für heilige Handlungen, z. T. geschmückt und bemalt, verwendet. Von den Huronen im heutigen Kanada, z. B., ist so ein Ritual bezeugt. Die lebten damals auf derselben Kulturstufe und mit ähnlicher gesellschaftlicher Organisation wie die Bandkeramiker.

Maria A. vor 2 Wochen

Was bei uns ewig her ist, das ist in manchen Gegenden der Welt in verschiedener Form lange "gebräuchlich" gewesen. Ein bei einem bekannten Verkaufssender oftmals präsenter, Schmuck vertreibender, Amerikaner erzählte vor einigen Jahren, dass es da in Südamerika noch Warnschilder gab, die vor dem Verlassen der Hauptstraßen warnen würden wegen Gefahr von Kannibalismus.

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