ADFC-Umfrage Radfahrer in Sachsen-Anhalt fühlen sich unsicher
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24. April 2023, 17:31 Uhr
Menschen, die in Sachsen-Anhalt mit dem Rad unterwegs sind, fühlen sich unsicherer als in den vergangenen Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt der sogenannte Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Sachsen-Anhalt weicht damit vom bundesweitem Trend ab, nach dem sich das Sicherheitsgefühl verbessert hat.
- Sachsen-Anhalt hat bei einer Erhebung des ADFC zum Radverkehr schlecht abgeschnitten.
- Viele Radfahrende fühlen sich demnach unsicher, weil es zunehmend zu Konflikten und Bedrängnis im Verkehr komme.
- Der ADFC-Landeschef beklagt eine unzureichende Personalsituation bei der Verkehrssicherheit und fehlende Planungskapazitäten.
Radfahrerinnen und Radfahrer in Sachsen-Anhalt fühlen sich im Straßenverkehr unsicherer als noch vor zwei Jahren. Das geht aus dem sogenannten Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hervor. Demnach haben drei von vier Befragten in der neuesten Umfrage angegeben, sich als Radfahrende eher unsicher zu fühlen. Vor zwei Jahren waren es noch zwei von drei gewesen.
Sachsen-Anhalt unterscheidet sich dabei von der deutschlandweiten Tendenz. "Das Eklatante daran ist, dass der Trend im Bundesgebiet gegenläufig ist", sagte Stephan Marahrens, Vorsitzender des ADFC in Sachsen-Anhalt, bei der Vorstellung in Magdeburg. Demnach fühlten sich die Menschen eigentlich immer sicherer auf dem Rad. Marahrens betonte, dass die gefühlte Sicherheit gerade im Radverkehr essenziell sei. Wenn sie fehle, würden viele Menschen das Fahrrad stehen lassen, obwohl sie eigentlich gern fahren würden.
Gesamtnote 4,3: Sachsen-Anhalt bundesweit im unteren Drittel
Nicht nur beim Sicherheitsgefühl, sondern auch in der Gesamtbewertung der Bedingungen zum Fahrradfahren schnitt Sachsen-Anhalt 2022 schlechter ab als noch 2020. Das Land erhielt erneut die Note ausreichend – der Wert sank von 4,0 auf 4,3. ADFC-Landeschef Marahrens nannte die Zahlen "besorgniserregend". Viele Radfahrende fühlten sich im Verkehr nicht ausreichend wertgeschätzt und beklagen der Umfrage zufolge Konflikte mit Autos und mit Fußgängern.
Besonders schlecht bewertet werde in Sachsen-Anhalt unter anderem die Fahrradausleihe, die Werbung und Beschilderung für das Radfahren sowie das Baustellenmanagement, durch das es häufig zu Gefahrensituationen komme. Auch über den ländlichen Raum hätten die Befragten kein gutes Urteil gefällt. Hier fehle es vielfach etwa an straßenbegleitenden Radwegen, sagte Marahrens.
Schluss-Platzierungen für Halle und Magdeburg
Schlechte Bewertungen erhielten auch die Großstädte Halle und Magdeburg mit den Noten 4,3 und 4,4. Sie belegten von deutschlandweit 26 Städten mit 200.000 bis 500.000 Einwohner die Plätze 21 (Halle) und 24 (Magdeburg). "Das sind Ergebnisse, die einen aufwecken müssten", sagte Norman Dreimann vom ADFC in Magdeburg. Wenn Politik und Stadtverwaltung nichts unternehmen, drohe man irgendwann auf den letzten Platz zu rutschen. "Das kann nicht die Zielsetzung sein", sagte Dreimann mit Blick auf die angepeilte Verkehrswende.
Es ist Geld da, es muss nur auf die Straße.
ADFC-Landeschef Marahrens erklärte, die Gründe für das schlechte Abschneiden seien vielfältig. So hätten andere Bundesländer im Gegensatz zu Sachsen-Anhalt schon längere Zeit den Radverkehr gefördert. Zum Teil liege das an der Geschichte. Allerdings gebe es hierzulande etwa auch zu wenig Personal für die Verkehrssicherheit. So solle der ADFC immer häufiger Veranstaltungen an Schulen durchführen, obwohl hierfür eigentlich die Verkehrswacht zuständig sei.
Radwegeplan des Landes: ADFC beklagt fehlende Planungskapazitäten
Grundsätzlich begrüßte Marahrens den Landesradverkehrsplan zum Ausbau des 4.700 Kilometer langen Fahrradwegenetzes. Allerdings bleibe man beim Bau von Radwegen bisher hinter den Ankündigungen zurück. Das liege vor allem an den fehlenden Planungskapazitäten. "Es ist Geld da, es muss nur auf die Straße", erklärte Marahrens. Der Radverkehr sei "praktizierter Klimaschutz" und eine Querschnittsaufgabe, der sich die Politik umfänglich stellen müsse.
Im Fahrradklima-Trend prüft der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium alle zwei Jahre, wie Menschen in Deutschland die Fahrradbedingungen in ihrer Umgebung einschätzen. 2022 wurde außerdem gefragt, wie gut das Radfahren im ländlichen Raum funktioniert. Deutschlandweit beteiligten sich 245.000 Menschen, in Sachsen-Anhalt waren es rund 4.600. Die Ergebnisse sind aufgrund der individuellen Teilnahme der Befragten nicht repräsentativ, allerdings lassen sich dem ADFC zufolge sehr gut Trends und Veränderungen ableiten.
MDR (Annekathrin Queck, Felix Fahnert), dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. April 2023 | 11:00 Uhr
geradeaus am 25.04.2023
Man kommt als radfahrende Person gerne in das Gefühl der moralischen Überlegenheit. Hey, ich fahre grün. Ich stoße kaum co2 aus, ich bin leise und noch dazu verbrauche ich wenig Platz. Also nehme ich mir jetzt heraus bei rot über die Ampel zu fahren oder entgegen der Einbahnstraße etc.
Jedoch, Autofahrende nehmen sich auch des öfteren Dinge heraus die verboten sind. 50 kmh ? Puh, ich fahre 70! 30 ? Ich fahr 50.
Sicherheitsabstand zum Fahrrad beim überholen ? Mir egal.
Und rote Ampeln werden auch dort gerne mal überfahren, vor allem bei kirschgrün.
Ich persönlich bin schon lange auf ner ruhigen Schiene unterwegs, egal mit welchem Verkehrsmittel.
Mich überholt auf Fahrrad ein Auto mit <50cm Abstand oder im Auto schneidet mich ein Fahrrad und ich muss leicht bremsen ? Egal. Ich rege mich nicht auf und das ist wichtig. Ich gestikuliere nicht oder Hupe etc.
Ich lebe/fahre so entspannter. Einzig der Lärm, damit habe ich Probleme. Ein 20Tonner, hupende Autos oder Sirenen ;-((
randdresdner am 25.04.2023
Hallo Ost-Handwerker. Eine sehr gute Idee, dass allem, die ein Fahrzeug führen regelmäßig Prüfungen ablegen sollten. Ich denke, aller 1 bis 2 Jahre sollten, Auto und Radfahrer ihre Prüfungen wiederholen. Das würde sicher für mehr Sicherheit sorgen.
randdresdner am 25.04.2023
@Beobachterin, ich bin ganz Ihrer Meinung. Wir sollten bei allen Fahrzeugführern die Geschwindigkeiten begrenzen - bei den Fahrradfahrern auf 15-20. Bei den Autos auf 30-40 in der Stadt und 80-100 Außerorts. Danke, dass Sie das ansprechen!