Fernwärmedeckel Ist Fernwärme in Zukunft günstiger als vor der Krise?
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In Mitteldeutschland nutzen überdurchschnittlich viele Haushalte Fernwärme. Das 200-Milliarden-Entlastungspaket beinhaltet deshalb nicht nur eine Gaspreis-, sondern auch eine sogenannte Wärmepreisbremse. Analog zum Gaspreis soll es einen garantierten Bruttopreis von 9,5 Cent pro Kilowattstunde geben. Aber ist Fernwärme damit künftig nicht sogar günstiger als vor der Energiekrise?
- Fernwärme-Kunden in Magdeburg müssen mit Preissteigerung von 15 Prozent rechnen.
- Die Fernwärmebremse kann in Einzelfällen zu günstigeren Preisen führen.
- Der Verbraucherschutz kritisiert jedoch Intransparenz in der Preis-Struktur.
Dass auch Fernwärme-Kunden künftig entlastet werden sollen, hält Thomas Pietsch für richtig. Er ist der Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg.
"Wo wohnen denn die, die wirklich hilfebedürftig sind? Eben oft im mehrgeschossigen Wohnungsbau und dort ist häufiger Fernwärme anzutreffen als andere Arten. Daher halte ich das schon für eine sinnvolle Lösung."
Auch Fernwärme-Kunden der städtischen Werke müssen sich zum Jahreswechsel im Schnitt auf eine Preiserhöhung von um die 15 Prozent vorbereiten, sagt Geschäftsführer Pietsch. Das sei noch moderat, weil man sich in Magdeburg vor Jahren bereits an vielen Stellen von Erdgas getrennt habe. "Die Fernwärme selbst wird in Magdeburg fast ausschließlich aus der Müllverbrennung gewonnen. Wir haben noch ein Fernwärmenetz, da haben wir die Holz-Verbrennung. Die sind alle sekundär auch von Energiepreisen, von Weltmarktpreisen beeinflusst, aber bei weitem nicht so stark."
Nur in Einzelfällen günstigere Preise
Dennoch würde für viele Magdeburger die Wärmepreisbremse ab nächstem Jahr greifen, so Pietsch, weil sie oberhalb der Grenze von 9,5 Cent pro Kilowattstunde brutto liegt. Aber kommen sie durch die Entlastung sogar noch günstiger als vor der Energiekrise? In Einzelfällen könnte das möglich sein, sagt der Geschäftsführer, allgemeine Preise gäbe es allerdings nicht.
Auf eine pauschale Antwort verzichtet auch Florian Munder. Er ist Fernwärme-Referent beim Bundesverband der Verbraucherzentrale.
"Fernwärme ist ja viele kleine und mittelgroße Netze übers gesamte Bundesgebiet verteilt. Dort hat dann der jeweilige Anbieter auch ein natürliches Monopol. Und die Voraussetzungen sind da ganz unterschiedlich in den einzelnen Netzen und es gibt da eben auch ganz unterschiedliche Preise."
Zumal es neben den regionalen Unterschieden überhaupt sehr schwierig sei, den Kilowattstunden-Preis zu berechnen, so der Verbraucherschützer.
"Weil es halt eine andere Preis-Struktur als bei Strom und Gas ist – mit Grundpreis und Arbeits-Preis – das ist bei Fernwärme anders, man kann das nur mit einem bestimmten Muster-Verbrauch ausrechnen."
Verbraucherschutz kritisiert Preis-Struktur
Hier gebe es immer noch viel zu viel Intransparenz und zu wenig Informationen für die Kunden, kritisiert Florian Munder. Klar ist jedoch, dass die Energiekrise auch die Fernwärme trifft. Denn ein Großteil wird immer noch aus Gas erzeugt. Auch die Verbraucherzentralen registrieren laut Munder durchaus, dass die Fernwärme-Preise eher steigen – wenn auch regional sehr unterschiedlich. Sehr wahrscheinlich ist also nicht, dass die Fernwärme künftig durch die Wärmpreisbremse günstiger wird als noch vor der Energiekrise.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 03. November 2022 | 06:00 Uhr