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Um DDR-Mark zu West-Mark zu machen, müssen sich die Halberstädter im Kinofilm "Zwei zu Eins" einiges einfallen lassen. Bildrechte: Verleih AG Peter Hartwig

Halberstadt im KinoWende-Komödie "Zwei zu eins" überzeugt dank ostdeutschem Ensemble

24. Juli 2024, 15:15 Uhr

Ostdeutsches Star-Ensemble auf der Leinwand: Im neuen Kinofilm "Zwei zu Eins" spielen unter anderem Sandra Hüller, Peter Kurth und Ronald Zehrfeld eine wahre Geschichte. Der Film greift ein Kuriosum aus der Zeit der Wiedervereinigung auf: Millionen überflüssiger DDR-Mark wurden im Sommer 1990 in einen Stollen in Halberstadt eingelagert. Zuweilen bedienten sich daran spitzfindige Bürger. Die Komödie lebt vom starken Spiel des gesamten Ensembles.

Filmstart für eine wahre Geschichte: Die Komödie "Zwei zu Eins" von Regisseurin Natja Brunckhorst läuft seit Ende Juli in den Kinos. Im Mittelpunkt stehen einige spitzfindige DDR-Bürger aus Halberstadt. Sie entdecken im Sommer 1990 Millionen von Geldscheinen – wertlose Mark der DDR – und schlagen damit dem Kapitalismus ein Schnippchen.

Die Freunde Maren, Robert und Volker haben im Film "Zwei zu eins" eine ungewöhnliche Idee. Bildrechte: © X Verleih AG/Peter Hartwig

Darum geht es im FilmHalberstadt im Sommer 1990. Maren (Sandra Hüller), Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld) kennen und lieben sich seit ihrer Kindheit. Eher zufällig finden sie in einem alten Schacht die Millionen der DDR, die dort eingelagert wurden, um zu verrotten. Die Drei schmuggeln Rucksäcke voll Geld heraus. Gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn entwickeln sie ein ausgeklügeltes System, um das inzwischen wertlose Geld in Waren zu tauschen und den anrauschenden Westlern und ihrem Kapitalismus ein Schnippchen zu schlagen. Denn dieser Sommer kann nicht nur ein großes Abenteuer werden, sondern auch der endgültige Wendepunkt in ihrem Leben.

Quelle: Presseheft "Zwei zu Eins"

"Zwei zu Eins" stimmt einen neuen Ton an im Spektrum von Filmen, die auf das Ende der DDR zurückblicken: fröhlich, verspielt und optimistisch. Die Protagonisten lassen sich nie hängen, ergreifen die Gelegenheiten beim Schopf – und zwar gemeinsam.

Cast: Ostdeutsche Stars wie Sandra Hüller

Die Rollen sind komplett mit Ostdeutschen besetzt. Und das nicht mit irgendwelchen: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner, Peter Kurth und viele weitere spielen in der Liebes- und Freundschaftskomödie mit. Nur die Autorin und Regisseurin Natja Brunckhorst stammt aus West-Berlin. Auch ihr Name ist bekannt: Sie spielte als 13-Jährige die Christiane F. im Sozialschocker "Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo."

Die ostdeutsche Schauspielerin Sandra Hüller spielt die weibliche Hauptrolle in "Zwei zu Eins". Bildrechte: Verleih AG Peter Hartwig

Die Geschichte in "Zwei zu Eins" beginnt mit einem Zwiegespräch auf dem Halberstädter Arbeitsamt im Sommer 1990. Die Stimmung könnte angesichts von Massenentlassungen mies sein, aber Hauptdarstellerin Sandra Hüller als Maren und ihre Freunde wollen sich nicht unterkriegen lassen. Und dann das: Die zwei alten Schulfreunde Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld) beobachten allnächtlich Transporte, die sie zu einem alten Stollen führen. Die abenteuerlustige Maren, mit der beide eine Beziehung haben, nehmen sie natürlich mit.

Trailer: "Zwei zu Eins"

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DDR-Geld im Stollen in Halberstadt

Damit beginnt die eigentliche Gaunerkomödie, denn im Stollen stoßen die Freunde auf eine unendliche Geldquelle: Millionen von Geldscheinen liegen zum Verrotten herum. Die Währungsunion steht an, und – historisch korrekt – wurde das überflüssige DDR-Geld in Halberstadt einfach eingelagert. "Das ist unser seit gestern ehemaliges Geld. Ja, nehmt was mit! Ist nur noch Altpapier", heißt es im Film.

Selbst 200-Mark-Scheine finden sie im Stollen. Maren ist begeistert: "Oh, die knistern ja richtig!" Robert entdeckt auch 500er. Sein Onkel, gespielt von Peter Kurth, erklärt: "Die sind gedruckt worden, damit wir liquide sind, wenn wir die BRD übernehmen." Alle lachen.

Oh, die knistern ja richtig!

Maren im Film "Zwei zu eins" über 200-Mark-Scheine

Drei Tage bleiben, um das in Rucksäcken geklaute Geld loszuwerden. Also kaufen die Freunde den westdeutschen Handlungsreisenden, die von Tür zu Tür gehen, alle Waren ab. Mikrowellen und Topfsets verticken sie dann in den Westen zurück. Damit schlagen sie dem Kapitalismus ein Schnippchen, und das als quasi sozialistisches Kollektiv. Denn um so viel Geld zu "waschen", müssen alle Freunde und Nachbarn aus der Platte mit eingebunden werden.

Die Menschen in "Zwei zu Eins" sind äußerst erfinderisch, wenn es darum geht, die DDR-Mark-Scheine umzuwandeln. Bildrechte: © X Verleih AG/Peter Hartwig

Ein Sommer, in dem alles möglich scheint

Ist das nun kriminell oder aktiver Widerstand? Egal – Brunckhorst orientiert sich an den Regeln des Genres und der Coup der freundlichen Gaunerbande nimmt immer größere Dimensionen an, bis er auf auf höchster Staatsebene ankommt. Ein endloser Sommer mit gleißendem Licht sorgt für den Wohlfühlfaktor. Es ist ein verrückter Sommer, in dem scheinbar alles möglich ist – sogar eine neue Utopie.

Das Ganze gerät so luftig, dass für die Charaktere kaum noch etwas auf dem Spiel steht und sich die Story zuweilen wie eine ausgewalzte Annekdote anfühlt. Doch darüber tröstet das lustvolle Spiel des gesamten Ensembles hinweg.

Lars Meyer, MDR KULTUR-Filmkritiker

Alles wird gerecht geteilt: das Geld, die Arbeit und sogar die Liebe in der Dreiecksgeschichte zwischen Maren, Robert und Volker. Das Ganze gerät allerdings so luftig, dass für die Charaktere kaum noch etwas auf dem Spiel steht und sich die Story zuweilen wie eine ausgewalzte Annekdote anfühlt.

Balsam für die Seele

Doch darüber tröstet das lustvolle Spiel des gesamten Ensembles hinweg. In "Zwei zu Eins" geht es vor allem um das Gerechtigkeitsempfinden. Es wird eine alternative Geschichte erzählt, in der die Ostdeutschen den aktiven Part übernehmen und die Spielregeln überlisten. Das ist natürlich Balsam für die Seele. Vieles im Film ist jedoch auch ausgedacht. Bis heute ist nicht klar, wer genau sich an dem Geld bedient hat und was damit geschehen ist.

Informationen zum Film "Zwei zu Eins"

Filmstart: 25. Juli 2024
Länge: 116 Minuten
Drehorte: Gera sowie Stollenanlage in Rothenstein bei Jena
Drehbuch und Regie: Natja Brunckhorst
Mitwirkende Schauspielerinnen und Schauspieler: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner, Peter Kurth und andere

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR – Das Radio | 24. Juli 2024 | 17:40 Uhr