Trotz vieler Probleme Der Traumjob bei der Brockenbahn
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Diesel-Lokomotiven und weniger Fahrten: Der Personalmangel bei den Harzer Schmalspurbahnen bringt für das Unternehmen und Besucher Unannehmlichkeiten. Doch zumindest einer lebt in diesem Sommer seinen Traum bei der Brockenbahn.
Eine Schaufel voll ist gar nichts. Viele sind nötig, um den nötigen Druck auf den Kessel zu bringen. Kohleschippen ist schwere körperliche Arbeit in einer Dampflokomotive. Trotzdem füttert Marco Roth gut gelaunt das Feuer unter dem Kessel seiner Dampflok. Gleich will er zum Brocken rauf. Das mache ihm großen Spaß, sagt der 31-Jährige. Er freue sich jeden Tag auf seine Arbeit und darauf, Dampflok zu fahren. Die Begeisterung ist Marco Roth bei jedem Wort anzumerken.
Ausbildung zum Heizer und Kesselwärter
Vor drei Jahren begann er seinen Kindheitstraum in die Tat umzusetzen. Damals bewarb sich der gelernte Maurer, der zu der Zeit als Fahrer bei einer Spedition arbeitete, bei den Harzer Schmalspurbahnen. Er durchlief die Ausbildung zum Heizer und zum Kesselwärter, wurde dann Treibwagenführer. Im Moment läuft die Ausbildung zum Dampflokführer.
Dirk Bahnsen, der Sprecher der Harzer Schmalspurbahnen, würde gern mehr solcher Umsteiger begrüßen. Sein Unternehmen sucht händeringend Lokführer und Heizer. Diese fehlen inzwischen so sehr, dass im neuen Sommerfahrplan Abstriche gemacht werden müssen. Im Selketal wird ein Dampfzug auf Diesel umgestellt. Zum Brocken fahren unter der Woche teilweise statt früher elf nur noch neun Züge, zwei davon ebenfalls mit Diesel- statt Dampfloks. Bahnsen: "Es fehlen Lokführer. Es fehlen Zugführer. Es gibt diese Leute auch nicht auf dem freien Arbeitsmarkt."
Hitze, schwere Arbeit, Schichtdienst
Auch weil der Job schwer und die Arbeitszeit nicht gerade familienfreundlich ist. Marco Roth kann sich denken, wieso nur wenige seinen Job machen wollen. Im Hochsommer mache einem die enorme Hitze im Führerstand zu schaffen. Es sei schwere körperliche Arbeit, dazu im Schichtdienst – und so ein Dampfkessel sei auch nicht ohne, spielt Roth auf die große Verantwortung an.
Es gibt aber einen weiteren Grund für die Einschränkungen im neuen Fahrplan. Der Grund ist technischer Natur. Es sind nicht genug Lokomotiven und Wagen einsatzbereit. Für eine früher ein bis zwei Monate dauernde Untersuchung müssten heute bis zu neun Monate eingeplant werden, erklärt Dirk Bahnsen die Notlage. Die wohl letztlich auch auf Personalmangel, diesmal beim Dienstleister, zurückzuführen ist.
Geringe Erfolgsquote bei Ausbildungen
Bei den Harzer Schmalspurbahnen versucht man gegenzusteuern. Die Technik soll bald im geplanten eigenen Reparaturbetrieb in Wernigerode gewartet werden. Außerdem wird ständig neues Personal ausgebildet. Der Erfolg allerdings lässt bislang auf sich warten. Viele beenden die Ausbildung nicht oder wechseln in andere Berufe.
Zum Beispiel beträgt die Erfolgsquote bei der Ausbildung zum Heizer manchmal nur zehn Prozent. Vor allem aber schrecken der Schichtdienst auch an Wochenenden und die schwere körperliche Arbeit ab.
Trotzdem ein Traumjob
Für Marco Roth spielt all das keine Rolle. Wenn er in wenigen Monaten auch die praktische Prüfung zum Dampflokführer bestanden haben wird, wird er sich seinen Kindheitstraum endgültig erfüllt haben.
Quelle: MDR/olei
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT –Das Radio wie wir | 27. April 2019 | 11:10 Uhr