Löschflugzeug wirft Wasser über einem Waldbrand ab (Symbolbild)
Der Landkreis Harz will im Notfall auf ein Löschflugzeug zurückgreifen können. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/ANE Edition

Waldbrandgefahr Landkreis Harz will eigenes Löschflugzeug

18. Juli 2022, 10:55 Uhr

Im Landkreis Harz musste in diesem Jahr schon häufig gegen Waldbrände gekämpft werden. Mit klassischen Löschfahrzeugen ist das je nach Gebiet schwierig. So musste schon die Brockenbahn beim Löschen helfen. Der Landkreis will nun unabhängiger werden – und denkt über den Einsatz eines Löschflugzeuges nach.

Der Landkreis Harz denkt offenbar über den Einsatz eines Löschflugzeugs nach. Landrat Thomas Balcerowski (CDU) sagte der Volksstimme, eine entsprechende Ausschreibung sei in Vorbereitung. Schon zur nächsten Waldbrandsaison könnte der Flieger eingesetzt werden. Allerdings: "Das Vorhaben muss der Kreistag noch beschließen", sagte Balcerowski der Zeitung.

Es wäre das erste Löschflugzeug in Sachsen-Anhalt. Als Interessent steht dem Bericht zufolge der mehrfache Renn-Rodelweltmeister Toni Eggert aus Ilsenburg in den Startlöchern. Er besitzt eine Flugschule in Ballenstedt.

Innenministerium gegen Anschaffung von Flugzeugen

Sachsen-Anhalts Landesregierung sieht die Sache anders. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte MDR SACHSEN-ANHALT, ländereigene oder kommunale Luftfahrzeuge, die ausschließlich zur Brandbekämpfung vorgesehen seien, würden durch die Bundesländer nicht vorgehalten. Das Einsatzgeschehen in Deutschland rechtfertige bislang die hierfür erforderlichen Investitionen sowie die laufenden Unterhaltungs- und Personalkosten nicht.

Waldbrände sollten grundsätzlich vom Boden aus gelöscht werden. Hier hat das Land zuletzt mit 14 neuen Spezialfahrzeugen nachgelegt. Im Oberharz gibt es ein neues Löschwasserreservoir – mit Tanks, die insgesamt 40.000 Liter Wasser fassen.

Der Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse, der auch Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands ist, hatte im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT auf die zunehmende Bedeutung der Luftunterstützung verwiesen. Zwar gibt es in Sachsen-Anhalt laut Innenministerium zwei Hubschrauber der Polizei die für Löscheinsätze angefordert werden können. Laut Lohse sind die bürokratischen Hürden aber hoch. So dürfen die Hubschrauber nicht von anderen Einsätzen abgezogen werden. Außerdem sind die Wasserkapazitäten im Vergleich zu Flugzeugen begrenzt.

Lesen Sie dazu unseren ausführlichen Hintergrund von MDR SACHSEN-ANHALT-Reporter Thomas Tasler:

Hohe Waldbrandgefahrenstufen in Sachsen-Anhalt

Im Harz gilt ab dem 19. Juli die Waldbrandgefahrenstufe 4, die zweithöchste Stufe. Sie gilt auch in den meisten anderen Regionen Sachsen-Anhalts. Der Landkreis Stendal wird als erster Kreis die Stufe 5 aktivieren. Dann dürfen Wälder außerhalb von Wegen nicht mehr betreten werden.

Die meisten Waldbrände sind nicht natürlichen Ursprungs, sondern menschengemacht, also Unachtsamkeit oder sogar Brandstiftung.

Thorsten Rommel, Betriebsleiter des Landeszentrums Wald

Das Landeszentrum Wald hat die Bevölkerung in Sachsen-Anhalt zu besonderer Aufmerksamkeit aufgerufen. Die meisten Brände entstünden durch Menschenhand. Außerdem seien offene Feuer, Grillen und Rauchen im Wald verboten. In Sachsen-Anhalt hat des im ersten Halbjahr 2022 laut Landeszentrum bereits doppelt so viele Waldbrände gegeben wie im gesamten Vorjahr.

dpa, MDR (André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Juli 2022 | 06:30 Uhr

1 Kommentar

Lothar Thomas am 18.07.2022

B E I F A L L ! ! !
Mein uneingeschränkter Beifall für das Vorhaben ďer Feuerwehr ein Löschflugzeug zum Einsatz in schwer zugänglichen Teilen des Harzes zu bringen.

Warum müssen immer wieder andere Länder uns zeigen und vormachen, wie man Feuer auch effektiv bekämpfen kann?

Aber so sind nun mal die Politiker, kurzsichtig und nicht innovativ.
Politiker wachen erst dann aus ihren Träumen auf, wenn es sie selbst betrifft und bereits unter ihrem Hinterteil wärmer wird.

Ich glaube, wenn der Landkreis beschlossen hätte, den Politikern jeweils 1.000,00 Euro pro Person zur Verfügung zu stellen, wäre der Vorschlag NICHT abschlägìg behandelt worden.

Die Politik sollte sich vielleicht auch mal darauf verlassen, was die Profis in Sachen Brandbekämpfung vorschlagen.

Ansonsten werden die Politiker beim nächsten Brand ganz sicher die besten Helfer der Feuerwehr in unwegsamem Gelände sein.

Ich bin voll auf der Seite der Feuerwehr und des Landkreises, diese Leute werden es am Besten wissen

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