Lage kritisch Nach Waldbrand: Erneut Diskussion um Löschwasser im Harz

09. Juni 2023, 12:26 Uhr

Der letzte Waldbrand im Harz hat den Blick auf die dortige Löschwasserversorgung gelenkt. Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse bezeichnet die Lage als kritisch. Auch eine Studie der TU Dresden sieht diesbezüglich dringenden Handlungsbedarf.

Der Waldbrand am Brocken zu Beginn der Woche hat erneut die Debatte um das Löschwasser im Harz entfacht. Kreisbrandmeister des Landkreises  Harz, Kai-Uwe Lohse, bezeichnet die Lage als kritisch. Diese seien in den nächsten zwei bis drei Wochen weg. Lohse zufolge fehlt ein komplettes Konzept für Wasserentnahmestellen.

Studie zur Löschwassersituation im Harz

Die TU Dresden hat kürzlich eine Fallstudie zur Waldbrandsituation im Harz veröffentlicht, die ebenfalls Probleme bei der Löschwassersituation nennt und dringenden Handlungsbedarf sieht. Demnach sind die vorhandenen Löschwasserstellen wenig gepflegt. Zudem sei die Entfernung mit Fahrtstrecken zu den Wasserstellen mit 30 bis 60 Minuten teilweise zu weit. So müssten in einigen Bereichen neue Entnahmestellen angelegt werden.

Das Bereitstellen von Löschwasser ist Aufgabe der Gemeinden. So ist es im Landesrecht festgeschrieben. Diese erkennen das Problem durchaus an, sehen aber auch private Waldbesitzer in der Pflicht. Der Bürgermeister der Stadt Oberharz am Brocken, Ronald Fiebelkorn, sagt zudem, sei es bei der schieren Größe des Waldes fast schon unmöglich, ein flächendeckendes Netz hinzubekommen.

Kesselwagen mit Löschwasser am Brocken

Diese Erfahrungen hat auch die Stadt Wernigerode gemacht. Sie hat entsprechend nach den verheerenden Waldbränden im vergangenen Jahr reagiert. In Absprache mit den Harzer Schmalspurbahnen stehe neben Drei Annen Hohne jetzt auch am Brocken ein Kesselwagen mit Löschwasser zur Verfügung, um schnell reagieren zu können.

Zusätzlich seien neue Wassertanks an neuralgischen Stellen im Nationalpark aufgestellt worden, erklärt der Dezernent für Stadtentwicklung in Wernigerode, Immo Kramer. Der Brand Anfang der Woche habe aber auch gezeigt, wie wichtig die Brandbekämpfung aus der Luft sei.

Nationalpark Harz kein gewöhnlicher Wald

Der Bürgermeister von Ilsenburg, Denis Loeffke (CDU), weist auf ein weiteres Problem hin: Der Brandschutz sei nicht nur der Stadt anzulasten. Der Nationalpark könne wegen der "gewollt hohen Brandlasten durch die großen Totholzmengen" nicht als normaler Wald angesehen werden, sagte Loeffke. Alles in allem habe man aber gemeinsam mit dem Nationalpark an der Verbesserung der Situation gearbeitet.

Ein grüner Laubbaum steht zwischen toten Fichten im Nationalpark Harz 1 min
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dpa, MDR (Cornelia Winkler)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Juni 2023 | 13:00 Uhr

4 Kommentare

steka vor 45 Wochen

Totholz erschwert aber für die Feuerwehrleute in dem unwegsamen Gelände an die Brandherde heranzukommen. Und haben Sie schonmal Oster- oder Walpurgisfeuer mit erlebt ? Das ist auch Totholz, was dort verbrannt wird. Nach den Gutachten dürfte da ja mit den "Scheiterhaufen" auch nicht viel passieren.

nilux vor 45 Wochen

Da gibt es aber auch wissenschaftliche Studien (der MDR berichtete darüber), dass Totholz keinen negativen Einfluss auch die Waldbrandgefahr hat. Wir brauchen einen unideologischen Umgang mit diesem Thema, den müssen Wissenschaftler leisten. Auch gegen den Mainstream. Das fehlt mir bisher.

Als Laie sehe ich da aber auch die Brockenbahn mit ihrem glühenden Ruß als möglichen Verursacher.

nilux vor 45 Wochen

Beim Anblick unseres Harzes bekommt man Tränen. Globale Klimaveränderungen kann man nicht kurzfristig lösen, aber die Probleme mit Löschwasser im Nationalpark Harz sind seit vielen Jahren bekannt, insbesondere auf Landesebene. Vieles blieb ungehört (auch vom Landesverwaltungsamt) aber offenbar wurde nichts unternommen. Alle drehen klimamäßig nur am großen Rad und vergessen die kleine Rädchen, weil das parteipolitisch uninteressant ist.
Das macht nicht nur traurig, sondern wütend!

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