Bei HarzgerodeArchäologen entdecken verschwundenes Mittelalter-Dorf im Harz
Archäologen haben bei Harzgerode im Harz ein rund 800 Jahre altes Dorf entdeckt. Die Mittelalter-Siedlung bestand offenbar aus einer Burg, 19 Häusern und mehreren Äckern. Im 15. Jahrhundert sollen die Bewohner abgewandert sein – ein Schicksal, das der kleine Ort mit rund 100 verschwundenen Dörfern im Unterharz teilt.
- Archäologen haben im Harz ein mittelalterliches Dorf entdeckt.
- In dem kleinen Ort beim heutigen Harzgerode haben 19 Häuser und eine Burg gestanden. Zudem wurde viel Keramik gefunden.
- Das Dorf verschwand im 15. Jahrhundert – möglicherweise wegen der Pest, Klimaveränderungen oder Krieg.
Im Harz haben Archäologen ein Dorf entdeckt, in dem im Mittelalter rund 100 Menschen gelebt haben sollen. Das sagte die Archäologin und Leiterin der Grabung bei Harzgerode, Anna Swieder. Demnach hat das Dorf im 13. und 14. Jahrhundert etwa 200 Jahre lang existiert.
Auf den Grundstücken stand jeweils ein Haus, mit Gärten dahinter.
Anna Swieder | Archäologin
Mittelalter-Dorf im Harz bestand aus 19 Häusern und einer Burg
Es handelte sich Swieder zufolge um ein kleines Reihendorf, das aus 19 Parzellen und einer Burg auf einem kleinen Hügel bestanden habe. "Auf den Grundstücken stand jeweils ein Haus, mit Gärten dahinter", erklärte Swieder.
Die Burg sei der Sitz einer Familie aus dem Niederadel gewesen. Zudem gebe es Hinweise auf Äcker, die hinter den Grundstücken lagen. "Wahrscheinlich hat jede Familie noch ein oder zwei Äcker bewirtschaftet", vermutet die Archäologin.
Archäologen finden zahlreiche Keramikteile bei Harzgerode
Das Grabungsteam hat den Angaben zufolge Tausende Einzelfunde entdeckt, meist Keramik. "Darunter sind sehr viele Dachziegelfragmente, teilweise auch grün glasierte Dachziegel", erklärte Anna Swieder. Diese seien im Mittelalter auf herrschaftlichen Gebäuden verwendet worden. Andere seien mit Schilf oder Reet gedeckt worden.
Dazu hätten die Archäologen viel Gefäßkeramik gefunden, etwa ein großes Fragment eines Mündelbechers, einen eisernen Bartschlüssel sowie Getreidereste.
Pest, Klima und Kriege vertrieben Dorfbewohner aus dem Unterharz
Der Ort, den die Archäologen entdeckt haben, wurde Swieder zufolge erstmals im Jahr 1216 in einer schriftlichen Quelle erwähnt. "Nach der Aufgabe des Ortes im 15. Jahrhundert sind die Bewohner in die Nachbardörfer abgewandert, aber die Äcker wurden von ihnen weiterbestellt", erklärt sie. Vor rund 500 Jahren gab es demnach im Harz mehrere Wüstungswellen. Im Unterharz seien deshalb rund 100 kleinere Orte verschwunden. "Als Gründe werden Pest, Klimaveränderungen und kleinere Kriege vermutet", sagte Swieder.
Die Grabung in Kooperation mit der Universität Göttingen läuft noch bis Freitag. Neben Archäologen und ehrenamtlichen Helfern arbeiten auch acht Studierende mit.
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dpa, MDR (Maren Wilczek)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. September 2024 | 06:00 Uhr
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