Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Bei HarzgerodeArchäologen entdecken verschwundenes Mittelalter-Dorf im Harz

12. September 2024, 17:52 Uhr

Archäologen haben bei Harzgerode im Harz ein rund 800 Jahre altes Dorf entdeckt. Die Mittelalter-Siedlung bestand offenbar aus einer Burg, 19 Häusern und mehreren Äckern. Im 15. Jahrhundert sollen die Bewohner abgewandert sein – ein Schicksal, das der kleine Ort mit rund 100 verschwundenen Dörfern im Unterharz teilt.

Im Harz haben Archäologen ein Dorf entdeckt, in dem im Mittelalter rund 100 Menschen gelebt haben sollen. Das sagte die Archäologin und Leiterin der Grabung bei Harzgerode, Anna Swieder. Demnach hat das Dorf im 13. und 14. Jahrhundert etwa 200 Jahre lang existiert.

Auf den Grundstücken stand jeweils ein Haus, mit Gärten dahinter.

Anna Swieder | Archäologin

Mittelalter-Dorf im Harz bestand aus 19 Häusern und einer Burg

Es handelte sich Swieder zufolge um ein kleines Reihendorf, das aus 19 Parzellen und einer Burg auf einem kleinen Hügel bestanden habe. "Auf den Grundstücken stand jeweils ein Haus, mit Gärten dahinter", erklärte Swieder.

Die Burg sei der Sitz einer Familie aus dem Niederadel gewesen. Zudem gebe es Hinweise auf Äcker, die hinter den Grundstücken lagen. "Wahrscheinlich hat jede Familie noch ein oder zwei Äcker bewirtschaftet", vermutet die Archäologin.

Archäologen finden zahlreiche Keramikteile bei Harzgerode

Das Grabungsteam hat den Angaben zufolge Tausende Einzelfunde entdeckt, meist Keramik. "Darunter sind sehr viele Dachziegelfragmente, teilweise auch grün glasierte Dachziegel", erklärte Anna Swieder. Diese seien im Mittelalter auf herrschaftlichen Gebäuden verwendet worden. Andere seien mit Schilf oder Reet gedeckt worden.

Dazu hätten die Archäologen viel Gefäßkeramik gefunden, etwa ein großes Fragment eines Mündelbechers, einen eisernen Bartschlüssel sowie Getreidereste.

Die Archäologen haben bei Harzgerode zahlreiche Keramikteile und weitere Gegenstände gefunden. Bildrechte: picture alliance/dpa/Matthias Bein

Pest, Klima und Kriege vertrieben Dorfbewohner aus dem Unterharz

Der Ort, den die Archäologen entdeckt haben, wurde Swieder zufolge erstmals im Jahr 1216 in einer schriftlichen Quelle erwähnt. "Nach der Aufgabe des Ortes im 15. Jahrhundert sind die Bewohner in die Nachbardörfer abgewandert, aber die Äcker wurden von ihnen weiterbestellt", erklärt sie. Vor rund 500 Jahren gab es demnach im Harz mehrere Wüstungswellen. Im Unterharz seien deshalb rund 100 kleinere Orte verschwunden. "Als Gründe werden Pest, Klimaveränderungen und kleinere Kriege vermutet", sagte Swieder.

Die Grabung in Kooperation mit der Universität Göttingen läuft noch bis Freitag. Neben Archäologen und ehrenamtlichen Helfern arbeiten auch acht Studierende mit.

Mehr Mittelalter-Funde aus Sachsen-Anhalt

dpa, MDR (Maren Wilczek)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. September 2024 | 06:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen