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Die Rappbodetalsperre ist zum "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland" gekührt worden. Bildrechte: Collage/Helmut Pape/mdr um vier/MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

AuszeichnungBesuchermagnet Rappbodetalsperre ist nun auch "Historisches Wahrzeichen"

24. Juni 2022, 14:01 Uhr

Der imposante Bau der Rappbodetalsperre ist zum "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland" gekürt worden. Mit dem Titel werden herausragende Bauten geehrt. Bislang gibt es davon in Deutschland knapp dreißig, Sachsen-Anhalt hat zwei solcher Bauwerke.

Sachsen-Anhalt hat zu Sachsen und Thüringen aufgeschlossen. Mit dem Pretziener Wehr an der Elbe und der nun ausgezeichneten Rappbodetalsperre im Harz besitzt das Land ebenfalls zwei "Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“.

Die Bundesingenieurkammer zeichnet mit dem Titel herausragende Werke des Ingenieurbaus aus, wie Brücken, Türme und Tunnel. Die Bauwerke müssen älter als 50 Jahre sein. Die Rappbodetalsperre hat am Freitag die Ehrung erhalten. Die Talsperre weise einige bauliche Besonderheiten auf, teilte die Kammer mit.

So ermöglichen beispielsweise spezielle Feldfugen eine gewisse Beweglichkeit der einzelnen Mauerfelder. Dadurch soll das sehr große, starre Bauwerk weitestgehend vor Rissbildung geschützt werden. Darüber hinaus erlaubt ein ausgeklügeltes Gangsystem die intensive Überwachung. 

Bundesingenieurkammer

Etwa 300 geladene Gäste sind dabei gewesen, als die Ehrentafel feierlich enthüllt worden ist. Während des Festaktes ist die Staumauer der Rappbodetalsperre für den Fahrzeugverkehr für mehrere Stunden gesperrt worden. Besucher konnten sich das Innere der Mauer anschauen und die Wasserkraftanlagen besichtigen. Am Sonntag wird dort ein großes Familienfest gefeiert.

Talsperre ist einer der größten Trinkwasserspeicher

Die Talsperre im Harz ist ein wahrer Gigant: 106 Meter ragt die Staumauer in die Höhe, auf 415 Metern rollt der Verkehr über das riesige Sperrwerk. 100 Millionen Kubikmeter Wasser aus den Harzflüssen Rappbode, Bode und Hassel staut die Mauer, die Hauptbauwerk eines aus sechs Talsperren bestehenden Systems zur Trinkwasserversorgung ist. Die Rappbode gehört damit zu den größten Trinkwasserreservoirs in der Bundesrepublik.

Auf rund 2,2 Kilometern Länge führen Gänge durch das Innere der in 30 Segmente gegliederten Staumauer. Für sie wurden rund 860.000 Kubikmeter Beton verarbeitet. Das entspricht ungefähr sechs Millionen gefüllten Badewannen.

Baubeginn war schon 1938

Am 1. September 1952 wurde der Grundstein für die Anlage gelegt. In der DDR hat man das Projekt als "Großbau des Sozialismus" bezeichnet, der nach sieben Jahren Bauzeit am 3. Oktober 1959 in Betrieb ging. Mit dem Bau wurde allerdings schon 1938 begonnen, doch die Wirren des Zweiten Weltkriegs zwangen die Bauherren 1942 zum Stopp.

In den 1990er Jahren ist die Staumauer umfangreich saniert worden. So ist die Mauerkrone erneuert, die Straße saniert und mehr als 50 Jahre alte Messinstrumente ausgetauscht worden. Inzwischen ist die Rappbodetalsperre ein unersetzlicher Trinkwasserspeicher. Die Leitungen reichen bis nach Halle und Freyburg. So werden auch Regionen mit Wasser beliefert, die im Regenschatten des Harzes liegen. Geliefert wird feinstes Harzwasser: Es ist weniger kalkhaltig, also besonders weich.

Talsperre ist inzwischen ein Besuchermagnet

Die Rappbodetalsperre sorgt nicht nur für frisches Trinkwasser, sie schützt auch vor Hochwasser und ist für den Ausgleich des Bode-Pegels bei Niedrigwasser zuständig. Würde nicht eingegriffen, würde die Bode so manches Mal austrocknen. Dazu wird an Deutschlands höchster Talsperre auch Strom produziert. Das aufgestaute Wasser läuft durch Turbinen und treibt so die Generatoren eines Pumpspeicherwerks an.

Daneben ist die imposante Rappbodetalsperre seit über 60 Jahren immer ein Halte- und Ausflugspunkt für Harz-Urlauber und der Blick über die Staumauer ein beliebtes Fotomotiv. Seit einigen Jahren können Besucher mit der 1.000 Meter langen und angeblich "größten Doppelseilrutsche Europas" in 120 Meter Höhe über die Talsperre sausen. Später ist noch eine Hängebrücke über die Talsperre eröffnet worden, die zusätzliche Besucher anzieht.

Das 120 Tonnen schwere Gebilde aus einer filigranen Seilkonstruktion, armdicken Tragseilen und einem Gitter-Laufsteg steht seit der Eröffnung 2017 fest auf dem Programm vieler Harzbesucher. Das Gesamtbauwerk ist 483 Meter lang, der freihängende Teil misst 458,5 Meter. Inzwischen ist auch ein 39 Meter hoher Aussichtsturm dazu gekommen.

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MDR (Hannes Leonard), dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Juni 2022 | 09:00 Uhr

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