Kommentar zu Hass im Netz Warum eine Hilfsaktion für Kinder für widerliche Kommentare sorgt

26. November 2020, 15:04 Uhr

MDR SACHSEN-ANHALT berichtet über eine Hilfsaktion zu Weihnachten für Kinder in Rumänien. Was in der Kommentarspalte bei Facebook folgt, ist unfassbar – und lässt unseren Social-Media-Redakteur fassungslos zurück.

Daniel George
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Auf blauem Hintergrund sind unterschiedliche Smileys zu sehen.
Hass im Netz – keine Seltenheit mehr, sondern Alltag im Social-Media-Bereich. Bildrechte: MDR/Max Schörm

"922 Weihnachtspäckchen zu Romakindern nach Rumänien geschickt – vom Verein 'Kinderhilfe für Siebenbürgen'."

Diese Worte standen auf einem Foto der Hilfsaktion geschrieben, das MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch auf seiner Facebookseite veröffentlichte. Ohne Zweifel: eine tolle Aktion – doch was folgte, war unfassbar.

"Haben wir nicht genug arme Kinder?

  • "Haben selbst Kinder in ganz Deutschland, die Hilfe brauchen oder nicht?"

  • "Haben wir nicht genug arme Kinder?"

  • "Sollten wir nicht erstmal unser Elend und Leid in den Griff bekommen?"

  • "Wer hilft denn unseren Kindern und Armen?"

  • "Reicht es nicht schon aus, dass wir hier genügend haben, die unser schwer verdientes Geld zu ihren Familien nach Rumänien schicken?"

  • "Und wenn sie groß sind, machen sie sich alle auf den Patt ins deutsche Geschenke-Land."

Das waren keine Ausnahmen, sondern ein großer Teil der mittlerweile über 350 Kommentare unter dem Post. Auch, wenn mit der Zeit immer mehr Nutzer und Nutzerinnen ihre Ablehnung gegenüber diesen Aussagen zum Ausdruck gebracht haben.

Die Reaktionen

Ich habe mich dazu entschieden, in einem Thread auf Twitter von den Kommentaren und meiner Wahrnehmung dazu zu berichten. Die Reaktionen lassen hoffen und reichen von Zuspruch bis hin zur Diskussionen über die Entwicklung der sozialen Netzwerke. Lassen auch Sie gerne Ihre Meinung zu dem Thema da – hier als Kommentar unter diesem Artikel, per Mail an daniel.george@mdr.de oder auf Twitter.

Menschenverachtende Kommentare

Die Kommentare waren menschenverachtend. Widerlich. Ich verwalte im Social-Media-Dienst beim MDR SACHSEN-ANHALT nun schon ein paar Jahre regelmäßig die Kommentare – und doch lassen mich solche Geschichten immer wieder fassungslos zurück.

Ich weiß: Es gibt die schweigende Mehrheit, die hoffentlich anderer Meinung ist. Auf der anderen Seite wiederholen sich solche Kommentare regelmäßig.

Und dann frage ich mich: Was können wir Social-Media-Redakteur*innen tun, damit sich etwas ändert? Ich verzweifle auf der Suche nach einer Antwort.

Wie soll da Kommunikation möglich sein?

Überhaupt frage ich mich, wie eine Kommunikation da überhaupt möglich sein soll, wenn wir bei solchen Säulen unserer Gesellschaft wie Anstand und Moral keinen gemeinsamen Nenner finden – selbst dann nicht, wenn es um das Leid von Kindern geht.

Das, was ich den Verfassern und Verfasserinnen der Kommentare geantwortet habe, bringt das ganze Dilemma auf den Punkt:

"Können wir uns darauf einigen, dass das Leid eines Kindes immer gleich schlimm ist, egal, welche Nationalität es hat? Und dass es toll ist, dem Kind zu helfen, egal, wo? Wenn nicht, fehlt hier jegliche Diskussionsgrundlage."

Unser Themenschwerpunkt zu Hass im Netz

Daniel George
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den Autor Daniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Nach dem Studium Journalistik und Medienmanagement zog es ihn erst nach Dessau und später nach Halle. Dort arbeitete er für die Mitteldeutsche Zeitung.

Vom Internet und den neuen Möglichkeiten darin ist er fasziniert. Deshalb zog es ihn im April 2017 zurück in seine Heimatstadt, in der er seitdem in der Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT arbeitet – als Sport-, Social-Media- und Politik-Redakteur, immer auf der Suche nach guten Geschichten, immer im Austausch mit unseren Nutzern.

Quelle: MDR/dg

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. November 2020 | 06:30 Uhr

13 Kommentare

Magdeburg am 28.11.2020

Wenn Menschen das machen dann ist das auch gut so. Ich glaube das viele das Wort Armut gar nicht definieren können. Deswegen bin ich auch der Meinung das jede Schulklasse mal eine Fahrt nach Bangladesch macht und sich anschaut wo seine Kleidung her kommt. Dann kann man richtiges Elend sehen ohne soziale Unterstützung vom Staat oder kostenlos zum Arzt. Und vor allen Dingen Hunger. Kennen hier nicht viele. Viele denken das sie Arm sind weil sie sich kein Sky oder Netflix oder den Xten Handyvertrag mehr leisten können. Die sich über alles aufregen bekommen doch meist selber nichts gebacken ausser über die zu Meckern die überhaupt noch was soziales machen. Und eins steht fest diese Meckerköppe würden auch nie was für Kinder hier geben.

Eulenspiegel am 27.11.2020

 „dass es in Deutschland Millionen armer Kinder gibt, die zu Weihnachten nichts geschenkt bekommen werden und um die sich in Deutschland keiner kümmert.“
Auch von den Kritikern nicht und auch von ihnen nicht!!!
Wo bleibt da eigentlich ihre Verantwortung als freier und mündiger Bürger???

Frank von Broeckel am 27.11.2020

Liebe anderen alteuropäischen Völkerschaften :

"Sie sehen ja schließlich selbst, dass Aussterben ihre eigenen Hauptpopulation ist und bleibt auch weiterhin ein äußert mühsames Geschäft! "

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