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OberbürgermeisterNach 21 Jahren ist in Magdeburg die Ära Lutz Trümper zu Ende

30. Juni 2022, 19:30 Uhr

Magdeburgs langjähriger Oberbürgermeister Lutz Trümper hat am Donnerstag seine letzte Rede vor dem Stadtrat gehalten. Mit der Übergabe des Amtes falle auch eine Last von ihm ab. Er wolle sich künftig auch nicht mehr in die Kommunalpolitik einmischen. Seine Nachfolgerin Simone Borris wurde im Anschluss vereidigt.

von Sören Thümler, MDR SACHSEN-ANHALT

Nach 21 Jahren im Amt hat sich Magdeburgs langjähriger Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) in den Ruhestand verabschiedet. Im Stadtrat hielt er am Donnerstag seine letzte Rede und übergab die Amtsgeschäfte offiziell an die gewählte Nachfolgerin Simone Borris (parteilos).

500 Gäste bei feierlicher Verabschiedung Lutz Trümpers

Bereits am Mittwoch waren rund 500 Gäste der Einladung zur feierlichen Verabschiedung Trümpers in die Magdeburger Johnniskirche gefolgt.

Dieser Festakt war emotional, humorvoll, aber auch sehr nachdenklich.

Beim Dank an die Magdeburgische Philharmonie, die die Veranstaltung mit drei Stücken künstlerisch bereicherte, machte Lutz Trümper auf einen besonderen Fakt aufmerksam: "Das Orchester hat eine Eigenschaft, die ich besonders wichtig finde. Es ist international besetzt. Hier gibt es russische Staatsbürger und ukrainische Staatsbürger. Die machen zusammen Musik und führen keinen Krieg."

Der lange Applaus nach diesen Worten zeigte, dass Trümper damit das große Drama dieser Tage sensibel angesprochen hatte. Trümper freute sich über die vielen Lobworte aus Politik und Gesellschaft. Er bekam die höchste Auszeichnung des Sparkassenverbandes und viele Abschiedsgeschenke.

Wissenschaftsminister Armin Willingmann mit Würdigung der letzten zwei Jahrzehnte

Den Respekt und Dank der Landesregierung Sachsen-Anhalts überbrachte Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Er sei sich sicher, dass der Name Lutz Trümper später einmal in einem Atemzug mit den großen Stadtoberhäuptern Magdeburgs wie Otto von Guericke, Ernst Reuter, Hermann Beims oder Willi Polte genannt werde, so Willingmann. Der kurzfristige Parteiaustritt Trümpers aus der SPD war für den Minister nur eine Randnotiz. "Er hat es uns manchmal nicht leicht gemacht, aber wir ihm auch nicht. Wir sind quitt und am Ende beieinandergeblieben."

Willingmann lobte Trümper vor allem für sein Krisenmanagement bei der Ankunft vieler Geflüchteter, die Investitionen der Stadt in Schulen und natürlich für seine Rolle bei der Gewinnung der Intel-Ansiedlung. Die Menschen der Stadt würden mit Trümper Begriffe wie "argumentationsstark", "aufrecht" und einen klaren Standpunkt verbinden. "Haltung ist bei ihm kein orthopädischer Begriff, sondern ein Charakterzug", stellte der Minister fest.

Trümper will sich in Zukunft nicht in Magdeburger Kommunalpolitik einmischen

"Es ist eine Situation, in der auch ein Stück weit eine Last von einem fällt", sagte Trümper zu Beginn seiner Abschiedsrede am Donnerstag vor dem Stadtrat. Er lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit in der Stadtverwaltung. Hierfür machte er die gute Kommunikation zwischen den Beigeordneten und auch anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt verantwortlich.

Seiner Nachfolgerin werde er nicht "hereinreden". So hatte es auch sein Vorgänger Willi Polte mit ihm gemacht. In die Kommunalpolitik werde er sich also nicht mehr einmischen – der kleine Nebensatz "jedenfalls nicht in Magdeburg" blieb dabei fast ungehört.

Lutz Trümper will in Magdeburg wohnen bleiben. Er freut sich jetzt über mehr Zeit für die Familie und Besuche im Theater oder bei Spielen des Handballmeisters SC Magdeburg oder der Zweitliga-Fußballer des FCM. Und auch einen großen Traum will er sich erfüllen: Mit seiner Frau geht es auf Wohnmobiltour durch Kanada.

Neue Oberbürgermeisterin vereidigt

Im Rahmen des Sonderstadtrats wurde am Donnerstag Trümpers Nachfolgerin Simone Borris (parteilos) als erste Frau an der Verwaltungsspitze Magdeburgs vereidigt. Anschließend bekam sie von Vorgänger Lutz Trümper (SPD) symbolisch die Amtskette überreicht.

Magdeburgs neue Oberbürgermeisterin arbeitet seit 1990 in der Magdeburger Stadtverwaltung und war seit 2014 Beigeordnete für Soziales, Jugend und Gesundheit der Landeshauptstadt. Sie setzt in Zukunft auf noch mehr Kommunikation und fairen Meinungsaustausch: "Ich werde auch regelmäßige Klausurtagungen mit den Beigeordneten anstreben." Komplexe Themen könnten nur gemeinsam gelöst werden. "Magdeburg ist eine tolle Stadt mit viel Entwicklungspotenzial. Und ich bin dankbar, dass mir Lutz Trümper ein Hilfsangebot bei Fragen zu Themen der letzten Jahre unterbreitet hat. Einmischen wird er sich nicht, anrufen kann ich ihn", sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT.

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MDR (Sören Thümler, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 30. Juni 2022 | 17:30 Uhr

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