Hilfseinsatz im Ausland "Den Menschen hier zu helfen, ist toll": Ärzte aus Magdeburg operieren in Burundi
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21. April 2025, 12:19 Uhr
Gemeinsam mit einem kleinen Team reist der Magdeburger Chirurg Armin Kraus nach Burundi. Sie wollen ehrenamtlich Menschen operieren, die dringend Hilfe brauchen. Stromausfälle, fehlende Geräte und begrenzte Mittel machen den Einsatz zur Herausforderung.
- Der Plastische Chirurg Armin Kraus von der Uni Magdeburg reist gemeinsam mit Bonner Kollegen nach Burundi, um dort zu operieren.
- Fehlende Geräte und begrenzte Mittel machen den Einsatz zur Herausforderung.
- Die Arbeit ist ehrenamtlich, vor allem Auszubildende schätzen die Erfahrungen, die hier gesammelt werden können
Es ist ein freudiges Wiedersehen am Flughafen von Bujumbura, der größten Stadt Burundis. Professor Armin Kraus ist zum fünften Mal in dem ostafrikanischen Land. Verena Stamm, eine gebürtige Wiesbadenerin, erwartet die fünf Sachsen-Anhalter, gemeinsam geht's erst gar nicht ins Hotel, sondern gleich in das Hospital, das ihre Stiftung "Fondation Stamm" gebaut hat und betreibt. So wie die Schule nebenan, wird das meiste über Spenden finanziert.
Patienten warten auf deutsches Ärzteteam
Es bleibt kaum Zeit, die dunkelblauen Kasacks anzuziehen und die wichtigsten Verbrauchsmaterialien ins Regal zu räumen. Die ersten Patienten warten auf der Bank vorm Gebäude: ein Mann mit einem offenen Tumor am Unterkiefer, ein Kleinkind mit großflächigen Verbrennungsnarben, Menschen mit Fettgeschwülsten, die eigentlich harmlos sind, aber hier als ein Zeichen dafür gelten, dass die Menschen verhext sind.
Eigene Hilfsorganisation hilft in Entwicklungsländern
Die Mediziner sind für die Hilfsorganisation Beta Humanitarian Help nach Burundi geflogen. Armin Kraus hat sie gemeinsam mit Kollegen aus Bonn gegründet, um in Entwicklungsländern zu helfen, da hier die Möglichkeiten der Ärzte beschränkt sind.
Der Professor leitet kommissarisch die Plastische Chirurgie der Magdeburger Uniklinik. Mit ihm sind Assistenzarzt Lorenzo Mazzucchelli, Medizinstudent Paul Röhrdanz, Schüler Hans Niklas Schoennerstedt und Sabrina Steiskal gereist, die sonst als Lehrerin arbeitet und hier Dokumentation und Organisation übernimmt. Ein Patient nach dem anderen wird untersucht, Sabrina Steiskal gibt Diagnosen und OP-Termine in die Datenbank ein. Armin Kraus lässt seinem Assistenzarzt bei den Untersuchungen den Vortritt, ergänzt, wo es nötig ist.
Faustgroßer Tumor über der Halsschlagader
Ein Mann Mitte 30 mit einer faustgroßen offenen Geschwulst am rechten Unterkiefer nimmt Platz. "Es ist ein großer, wahrscheinlich bösartiger Tumor", zeigt Armin Kraus. "In Deutschland würden wir wahrscheinlich mehr Bildgebung machen, wir würden onkologisch vorstellen. Das können wir hier alles nicht." Der Tumor liegt in der Nähe der Halsschlagader. Da die Ärzte keine Möglichkeit haben, zu röntgen, ist seine Entfernung gefährlich.
In Deutschland würden wir wahrscheinlich mehr Bildgebung machen, wir würden onkologisch vorstellen. Das können wir hier alles nicht.
Der Patient wird aufgeklärt, entscheidet sich für die Operation; er hat starke Schmerzen. Seine mehrstündige OP ist erfolgreich. Das große Loch in der Wange verschließt Armin Kraus mit Haut aus dem Oberarm. "Wir mussten den Nerv entfernen, die Gesichtsseite wird erst einmal gelähmt bleiben", erklärt er nach der Operation. "Wichtig war aber erst einmal, dass der Tumor entfernt wird."
Magdeburger Ärzte in Burundi: Operationen am Fließband
Oft wird in zwei OP-Sälen parallel operiert: Armin und Paul, Lorenzo und Niklas. Sabrina pendelt zwischen den OP-Sälen. Lorenzo absolviert gerade seine Facharztausbildung in Magdeburg. Immer wieder fragt Armin Kraus bei ihm und Medizinstudent Paul Röhrdanz Wissen ab. Für beide ist es der erste Einsatz an der Seite von Armin Kraus, der schon zum fünften Mal in Burundi ist, das mit einem Bruttoinlandsprodukt von gut 325 Dollar pro Kopf das ärmste Land der Welt ist. "Es ist ganz schwierig, sich vorzustellen, was einen hier erwartet", gesteht Lorenzo.
Es ist deutlich ärmer, als man sich vorstellt, alles ist sehr rudimentär.
Das zeigt sich, wenn während der Operation plötzlich der Strom ausfällt, der Kauter immer wieder seinen Dienst versagt. Paul studiert im achten Semester Medizin und saugt alle Eindrücke auf. "Es ist der Wahnsinn, Medizin am anderen Ende der Welt zu erleben", schwärmt er. "Das mitzunehmen, was wir zu Hause gelernt haben und damit den Menschen hier zu helfen, das ist toll", sprudelt es aus ihm heraus. Eine Herausforderung: das selbständige Arbeiten. Während in der Magdeburger Uniklinik immer mehrere Ärzte darauf achten, dass keine Fehler passieren, sind es hier nur Armin und Lorenzo.
Immer wieder Verbrennungen
Ein großes Problem in Burundi sind Verbrennungen. Hier wird noch am offenen Feuer gekocht. Mehrere Patienten haben großflächige Narben, die die Bewegungsmöglichkeiten ihrer Arme einschränken. Armin Kraus zeichnet auf der Rückseite einer Packung OP-Handschuhe, wie er die Narben öffnen will. "Das ist eine Z-Plastik", erklärt er. Mit dieser Methode werden Narben korrigiert und dem Patienten die Streckung der Arme ermöglicht.
Niklas Schoennerstedt schaut aufmerksam zu. Er besucht derzeit die 11. Klasse und will nach einem Praktikum in der Uniklinik Medizin studieren. Er assistiert Lorenzo bei Operationen, bringt Material, liest Laborbefunde. "Während des Praktikums habe ich erfahren, dass es die Möglichkeit eines solchen Einsatzes gibt", erinnert sich der 17-jährige. "Ich wollte unbedingt mit und mich engagieren."
Eine Woche arbeiten im Urlaub
Eine Woche lang behandeln die Magdeburger Patienten. Sie haben für diesen Einsatz Urlaub genommen, die Hilfsorganisation zahlt für sie die Reisekosten. Geld verdienen sie hier nicht, aber vor allem die Jüngeren sammeln wichtige Erfahrungen. Der Bedarf an Hilfe ist riesig, die Schlange vorm Behandlungszimmer wird jeden Tag länger. Nicht allen können die Mediziner helfen.
Operationen, die zu kompliziert sind für die hiesigen Möglichkeiten, Patienten mit einer HIV-Infektion, Patientinnen, für die wegen des Alters eine Narkose zu gefährlich wäre. Nach den Magdeburgern werden noch zwei Ärzteteams aus Bonn nach Bujumbura reisen und weiteroperieren. Auch ihr Einsatz ist dank der Spenden für Beta Humanitarian Help möglich.
MDR (Annette Schneider-Solis, Chiara Swenson)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 18. April 2025 | 19:00 Uhr
Peter vor 4 Wochen
Dazu eine kurze Anmerkung, Maria A.: Die Renten steigen Jahr für Jahr. Mithin als Basis die Rentenbeiträge und die Steuerzuschüsse.
Warum steigen die? Fleißige Arbeit der Menschen in diesem Land. Fleißige Arbeit bei Jung und Alt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Twisted vor 4 Wochen
Na Maria... selbst bei so einem Thema ein bisschen durch die Blume hetzten, oder was meinen sie mit "mildtätig in Afrika sein" genauer?
Wir haben gerade Ostern und da sollte man doch ein wenig in christlicher Stimmung sein und Menschen die nicht aus eigener Schuld deutlich weniger haben als der ärmste Hund bei uns, ein wenig medizinische Hilfe gönnen.
D.L. vor 4 Wochen
Bestimmt,weil Ärzte Urlaub machen und in dieser Zeit unentgeltlich woanders helfen...