Bundespräsident besucht MagdeburgSteinmeier und Haseloff gedenken Opfer des Weihnachtsmarkt-Anschlags
Rund vier Wochen nach dem Anschlag hat Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier Magdeburg besucht, um an die Opfer zu erinnern und der Stadt sein Mitgefühl auszusprechen. Einen Ort zum Trauern und Erinnern gibt es im Magdeburger Rathaus. Neben dem Gedenkort an der Johanniskirche können Besucher dort zusammenkommen und sich in das Kondolenzbuch der Stadt eintragen.
- Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in Magdeburg der Opfer des Anschlags vom 20. Dezember gedacht und sich in das Kondolenzbuch der Stadt eingetragen.
- In einem Raum im Magdeburger Rathaus gibt es einen weiteren Gedenkort. Dort sind unter anderem Briefe und Zeichnungen ausgestellt.
- Der zentrale Gedenkort des Anschlages an der Johanniskirche war zuvor verkleinert worden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Angehörigen der Opfer des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg sein tiefes Mitgefühl ausgesprochen. Dies gelte auch für Freunde, Kollegen, Nachbarn, sagte er am Donnerstag bei einer Gedenkveranstaltung in Magdeburg. Die Stadt sei "im Innersten verwundet". Die Trauernden seien jedoch mit ihrem Schmerz nicht allein. All jenen, die vor Ort Hilfe geleistet und Trost gespendet haben, gelte besonderer Dank.
Steinmeier rief dazu auf, sich angesichts des Anschlags nicht von Angst, Wut oder Verunsicherung lähmen und überwältigen zu lassen. Hass und Gewalt dürften nicht das letzte Wort haben. Magdeburg müsse eine weltoffene Stadt und ein lebens- und liebenswerter Ort bleiben "für alle, die hier ihre Heimat gefunden haben". Es gelte, zusammenzustehen, "weil wir in einer friedlichen, toleranten und solidarischen Gesellschaft leben wollen".
Haseloff: Wir sind in Trauer vereint
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte auf der Gedenkveranstaltung: "Wir sind heute hier auf dem Alten Markt in Trauer vereint. Unsere Gedanken sind bei den Opfern des Anschlages." Man fühle mit ihnen, vergesse sie nicht und stehe gemeinsam an ihrer Seite. Das zeige auch die heutige Gedenkveranstaltung. Die Magdeburgerinnen und Magdeburger sendeten damit ein starkes Signal aus.
Haseloff betonte, die Demokratie sei "eine Lebensform und Ausdruck einer inneren Haltung des Vertrauens zueinander und der Nächstenliebe". Diese gemeinsamen Werte habe der Täter verachtet.
Weiterer Gedenkort für Anschlagsopfer im Rathaus
Die Stadt Magdeburg hatte zuvor in der vergangenen Woche im Rathaus einen weiteren Gedenkort für die Opfer des Weihnachtsmarkt-Anschlags eingerichtet. Dabei handelt es sich um einen größeren Raum mit Blick auf den Alten Markt, wo am 20. Dezember ein Mann absichtlich mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast war.
Gedenken im Rathaus MagdeburgIm Saal mit Blick auf den Alten Markt (Saal der Partnerstädte) kann montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr sowie sonnabends zwischen 10 und 13 Uhr der Opfer gedacht werden.
Kondolenzbuch für Opfer des Anschlags
Wie die Stadt weiter erklärte, wurde in dem Raum neben Kuscheltieren und Erinnerungsstücken auch das Kondolenzbuch ausgelegt. Dort können die Besucher ihre Trauer und Anteilnahme ausdrücken.
Ort für die Trauer in Magdeburg
Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) sagte, mit dem Trauer- und Gedenkort wolle man den Magdeburgern und Gästen der Stadt die Möglichkeit geben, angemessen und in Stille zu trauen und innezuhalten. "Die unfassbare Tat war auch ein Angriff auf unsere ganze Stadt, auf die Freude der Menschen in der Weihnachtszeit, auf unsere Herzen", so Borris.
Die unfassbare Tat war auch ein Angriff auf unsere ganze Stadt.
Simone Borris | Oberbürgermeisterin Magdeburg
Simone Borris verurteilte zugleich die rassistischen Übergriffe in Magdeburg, die es seit dem Anschlag gegeben hat. "An vielen Stellen helfen uns diese Menschen – sei es im Klinikum, im Pflegebereich oder an anderen Stellen." Sie seien auch Helfer nach dem Anschlag gewesen. "Ich finde es einfach nur verwerflich, wenn man dann angegriffen wird", sagte Borris. Zusammenhalt und Gemeinschaft seien grundlegende Werte einer Stadt, die unantastbar seien.
Gedenkort an Johanniskirche bleibt bestehen
Die Stadt betonte, dass auch weiterhin am Westportal der Johanneskirche der Opfer gedacht werden kann. Dort waren Kuscheltiere, Kerzen, geschriebene Botschaften und unzählige Blumen abgelegt worden. Bereits einen Tag nach dem Anschlag, am 21. Dezember, war dort der zentrale Gedenkort entstanden. Er wurde zweieinhalb Wochen nach der Tat von der Stadt verkleinert – und soll bis auf Weiteres bestehen bleiben und gepflegt werden.
Sechs Tote, hunderte Verletzte durch Anschlag
Am 20. Dezember war ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien mit einem Auto durch eine Menschenmenge gerast. Sechs Menschen kamen ums Leben. Der Opferbeauftragte des Bundes spricht in Folge des Anschlags von Hunderten Opfern, darunter beispielsweise auch Angehörige und traumatisierte Augenzeugen.
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MDR (Jörg Wunram, Luise Kotulla, Sören Thümler, Norma Düsekow, Kalina Bunk, Maximilian Fürstenberg, Anne Gehn-Zeller), epd | Erstmals veröffentlicht am 07.01.2025
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Januar 2025 | 17:00 Uhr
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