Magdeburg: Ordnungsbeigeordneter Ronni Krug im Stadtrat
Der Ordnungsbeigeordnete der Stadt Magdeburg hat sich für seine E-Mail entschuldigt. Bildrechte: Stadt Magdeburg

Zweifel an Neutralität Magdeburg: Beigeordneter entschuldigt sich für Weihnachtsmarkt-Mail

24. Januar 2025, 15:32 Uhr

Eine interne E-Mail aus dem Rathaus zu den Weihnachtsmärkten in Magdeburg hat Konsequenzen: Der Ordnungsbeigeordnete der Stadt, der auch in der Gesellschafterversammlung des städtischen Weihnachtsmarktes war, hatte seine Mitarbeiter um zusätzliche Auflagen für einen konkurrierenden Markt gebeten. Dabei ging es auch um deren Sicherheitskonzept – während das der Stadt beim Attentat am 20. Dezember 2024 buchstäblich Lücken aufwies.

Der Magdeburger Ordnungsbeigeordnete, Ronni Krug (CDU), hat sich, nach dem es bekannt wurde, wegen einer brisanten E-Mail im Vorfeld des Weihnachtsmarktes entschuldigt. In der Mail hatte er seine Mitarbeiter gebeten zu prüfen, ob ein konkurrierender privater Weihnachtsmarkt in der Nähe des Domes nicht verhindert oder zumindest mit härteren Auflagen belegt werden könnte.

Weiterer Weihnachtsmarkt in Magdeburg: E-Mail rief zu Schikane auf

Die interne E-Mail an Mitarbeiter, über die zuerst WELT (€) berichtet hatte, liegt auch dem MDR vor. Krug, der Teil der Gesellschafterversammlung des städtischen Weihnachtsmarktes war, schrieb darin wörtlich: "Die Gesellschafter der Weihnachtsmarkt GmbH sind – vorsichtig ausgedrückt – wenig erbaut über diesen zusätzlichen Markt". Weiter heißt es: "Ich bitte möglichst kreativ zu prüfen, ob wir vor dem Hintergrund Sicherheitskonzept und/oder Brandschutz noch Möglichkeiten haben, diesen Weihnachtsmarkt zu untersagen oder mit härteren Auflagen zu versehen."

Krug war in seiner Doppelrolle als Ordnungsbeigeordneter der Stadt auch für das Sicherheitskonzept des Magdeburger Weihnachtsmarktes verantwortlich. Am Tag nach dem Anschlag hatte er vor der Presse gesagt: "Ich halte unser Sicherheitskonzept für gut, weil es abgestimmt gewesen ist."

Ronni Krug
Der Beigeordnete Krug war am Tag nach dem Magdeburger Anschlag zusammen mit Ermittlern vor die Presse getreten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Krug: Wortlaut kann missinterpretiert werden

Krug sagte zu Beginn der Stadtratssitzung am Donnerstagnachmittag, der Wortlaut der Mail gehe gar nicht und könne missinterpretiert werden. Dafür wolle er sich auch bei den Betreibern des privaten Weihnachtsmarktes entschuldigen.

Der Wortlaut dieser Mail geht gar nicht. Der ist nicht in Ordnung gewesen. Der führt dazu, dass es missinterpretiert werden kann.

Ronni Krug, Beigeordneten für Personal, Bürgerservice und Ordnung

Krug erklärte, er habe die Oberbürgermeisterin gebeten, ein Prüfverfahren wegen der Mail bei der städtischen Stelle für Korruptionsbekämpfung einzuleiten. Der Beigeordnete versicherte, er habe weder sein Amt missbraucht noch sich der Korruption schuldig gemacht. Das würden die dienstrechtlichen Untersuchungen der Stadtverwaltung gegen ihn bestätigen. "Da habe ich nicht den Hauch eines Zweifels. Wo nichts ist, kann nichts gefunden werden", so Krug.

Krug berichtete außerdem, er habe sich als städtischer Vertreter in der Gesellschafterversammlung der Weihnachtsmarkt GmbH abberufen lassen.

Stadtrat stimmt für Sonderausschuss zur Aufarbeitung

Unterdessen wurde bei der Stadtratssitzung bekannt, dass das Sicherheitskonzept für den Magdeburger Weihnachtsmarkt acht Jahre alt gewesen sein soll. Das berichtete Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos). Seit 2017 sei das Papier jeweils nur marginal verändert worden. Die jetzigen Abstände zwischen den Betonblöcken habe es bereits damals gegeben. Borris betonte, die Stadt sei nie auf eine konkrete Gefahr hingewiesen worden. Der Stadtrat stimmte dafür, den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt durch einen Sonderausschuss aufarbeiten zu lassen. Bereits am Mittwoch hatte der Landtag von Sachsen-Anhalt einen Untersuchungsausschuss auf den Weg gebracht.

MDR (Christoph Dziedo, André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Januar 2025 | 15:30 Uhr

34 Kommentare

Eddi58 vor 3 Wochen

@nachgedacht
Warum nur kommt mir „Ihr“ Text so bekannt vor?!👀
Wenn Sie mich schon zitieren, dann bitte mit Quellenangabe und Kontext!
Übrigens: diese Fehlleistung muss personelle Konsequenzen haben.

Eddi58 vor 3 Wochen

@Denkschnecke
In der Regel ist für Beigeordnete die Befähigung für den höheren Verwaltungsdienst erforderlich. Zwingend vorgeschrieben ist diese, wenn der direkt gewählte Bürgermeister/OBM nicht über diese Eignung verfügt.
Bei @DanielSBK dürfte diese Eignung nicht vorliegen…👀

tdnp vor 3 Wochen

Naja, es drängt sich könnte schon die Frage auf, ob der Herr (obendrein wahrscheinlich in seiner Arbeitszeit) nicht doch lieber an der Sicherheit des Weihnachtsmarktes hätte arbeiten sollen.
Ausserdem erzeugt die Aussage "Der führt dazu, dass es missinterpretiert werden kann" Zweifel an seiner Kompetenz, da kann man nichts misinterpretieren, die Anweisung ist eindeutig.

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