2,7 Millionen Euro für BetroffeneAnschlag auf Weihnachtsmarkt: Wie die Spenden verteilt werden sollen
Der Anschlag von Magdeburg hat viele Menschen schockiert. Entsprechend groß war die Bereitschaft, für Opfer und Hinterbliebene zu spenden. Knapp drei Millionen Euro kamen allein in Magdeburg zusammen. Inzwischen ist klar, wie die Spenden verteilt werden sollen.
Inhalt des Artikels:
Nach dem Anschlag von Magdeburg mit sechs Toten und knapp 300 Verletzten sind mehr als 2,7 Millionen Euro für die Angehörigen der Opfer und Hilfsorganisationen gespendet worden. Es gibt ein Spendenkonto der Stadt Magdeburg (rund 1,3 Millionen Euro) und eines der Organisationen DRK, Caritas und Diakonie (rund 1,4 Millionen Euro).
Wenn Sie spenden möchten, dann unter folgenden Bankverbindungen
Spendenkonto von DRK, Caritas und Diakonie:
Stichwort: Opferhilfe Magdeburg
IBAN: DE54 3702 0500 0020 2006 71
Spendenkonto Stadt Magdeburg:
IBAN: DE89 8105 3272 0641 0958 72
Die Angabe eines Verwendungszwecks ist laut Stadt nicht nötig.
So wollen DRK, Caritas und Co. die Spenden verteilen
Der Großteil des Geldes auf dem Konto der Hilfsorganisationen soll laut Bündnis vor allem an die direkten Opfer des Anschlags oder ihre Angehörigen gehen. Die finanziellen Hilfen würden als Einmalzahlung gewährt, hieß es Ende Januar vom DRK.
- Hinterbliebene der Getöteten sollen demnach 15.000 Euro bekommen.
- Lebensbedrohlich Verletzte erhalten 9.000 Euro.
- Schwerverletzte bekommen 4.500 Euro.
- Leichtverletzte Opfer erhalten 1.000 Euro.
- Personen mit posttraumatischen Störungen würden mit 200 Euro bedacht.
Auch der Verein Weißer Ring wird mit einer Summe aus Spenden bedacht. Zur Begründung hieß es, Erfahrungen zeigten, dass sich Geschädigte aufgrund von Traumata oft erst später meldeten. Der Weiße Ring kümmere sich langfristig um die Betreuung der Opfer.
Opfer des Anschlags sollen Antrag bei der Stadt stellenDie Opfer des Anschlags können laut DRK bei der Stadt Magdeburg einen Antrag stellen, der auch für die Auszahlung dieser Spenden als Grundlage diene. Die Beträge an die Betroffenen würden zusätzlich zu den bereits von der Stadt festgelegten Leistungen ausgezahlt.
So will Magdeburg die Spenden verteilen
Auch die auf dem Spendenkonto der Stadt eingegangenen Gelder sollen nach Aussage von Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) möglichst unbürokratisch ausgezahlt werden. Der Stadtrat hatte zuvor in einer Sondersitzung einstimmig eine Richtlinie verabschiedet, die eine "angemessene Verteilung" der 1,3 Millionen Euro regelt. Die Richtlinie sieht vor, dass auf Antrag pauschale Einmalzahlungen gewährt werden:
- 20 Prozent der Spenden sollen an die Angehörigen von Todesopfern gehen,
- 25 Prozent an lebensgefährlich verletzte Opfer,
- 25 Prozent an schwerverletzte Opfer,
- 15 Prozent an leicht verletzte Opfer,
- 10 Prozent an Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen,
- und 5 Prozent an Menschen, deren Sachen zu Schaden gekommen sind (bis zu 300 Euro pro Person).
Stadt informiert mehr als 800 Betroffene nach Anschlag
Nach Angaben der Stadt hat der aus acht Personen bestehende Sonderstab damit begonnen, Auszahlungsanträge für die Spenden zu verschicken. Dafür seien bislang mehr als 800 Betroffene ermittelt worden. Laut Mitteilung erhalten alle bisher bekannten betroffenen Personen Post von der Stadtverwaltung.
Alle bislang bekannten Betroffenen des Weihnachtsmarkt-Anschlags vom 20. Dezember erhalten in diesen Tagen ein Schreiben der Stadtverwaltung mit dem Antragsformular zur Ausreichung der Spenden.
Pressemitteilung Stadt Magdeburg
In dem Schreiben würden auch verschiedene Möglichkeiten für die Unterstützung beim Ausfüllen des Antrags aufgezeigt. Beschäftigte der Verwaltung könnten persönlich oder telefonisch beraten. "Bei Betroffenen, die noch verletzt sind, kann eine Sozialarbeiterin auch direkt im Krankenhaus oder zu Hause unterstützen", so die Stadt.
Beratungsstelle in der Innenstadt von Magdeburg eröffnet
Zudem hat die durch die Stadt eingerichtete Beratungsstelle für die Betroffenen im Familieninformationsbüro geöffnet. Rund 70 freiwillige Mitarbeiter der Stadtverwaltung helfen, Spendengelder unkompliziert zu beantragen.
Beratungsstelle für Auszahlung der SpendenNach vorheriger Terminvereinbarung steht seit Donnerstag, 23. Januar, das Familieninformationsbüro in der Innenstadt (Krügerbrücke 2) zur Verfügung. Ein Team für alle Fragen zur Spendenvergabe ist laut Stadt unter der E-Mail-Adresse buerosonderstab@stadt.magdeburg.de erreichbar.
Opferhilfefonds des Landes wird aufgestockt
Der Opferhilfefonds des Landes Sachsen-Anhalt soll um 450.000 Euro erhöht werden. Das erklärte der FDP-Politiker Guido Kosmehl am Anfang Februar im Rechtsausschuss des Landtages. Als Reaktion auf die vielen Opfer des Anschlages auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt werde die Koalition im Haushalt für 2025 insgesamt eine halbe Million Euro bereitstellen. Die Erhöhung des Opferhilfefonds sei nur für dieses Jahr geplant, es solle aber die Möglichkeit geschaffen werden, Teile des Geldes auch in das kommende Jahr zu übertragen.
Der Opferhilfefonds des Landes war im Oktober 2024 geschaffen worden und gilt rückwirkend seit dem 1. Oktober 2019, um Opfer schwerer Gewalt schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Jährlich standen dafür bislang 50.000 Euro zur Verfügung. Daraus werden pauschale Einmalzahlungen an Opfer geleistet, die bis zu 5.000 Euro betragen können.
Haushaltsausschuss des Bundestages bewilligt finanzielle Hilfen für Opfer in Magdeburg
Unterdessen hat der Haushaltsausschuss im Bundestag Ende Januar die finanziellen Unterstützungsleistungen für die Betroffenen des Anschlags bewilligt. Das teilte das Bundesjustizamt auf seiner Internetseite mit. Ein Antragsformular sowie weitere Informationen würden in Kürze zur Verfügung gestellt. Die Bundesregierung hatte geplant, die Opfer des Anschlags offenbar mit insgesamt 25 Millionen Euro finanziell zu entschädigen.
Auf den Social-Media-Kanälen von MDR SACHSEN-ANHALT wurde die Beteiligung des Bundes an der Entschädigung der Anschlagsopfer viel diskutiert.
- Bei Instagram schrieb etwa Userin "kerstin1084": "Hauptsache die psychologische Betreuung, medizinische Versorgung und Nachsorge wie Hilfsmittel u Zuzahlungen wären ausgeglichen. Vielleicht noch schnelle Hilfe mit den richtigen Arztterminen u Transporte/Kostenübernahme für die Betroffenen u wenig Bürokratie. Ich weiß nicht, ob Geld das Erlebte aufwiegt, aber es erleichtert das Drumrum. Wäre ja schön, wenn es Ansatzweise so klappt."
- Userin "dan.ei.24" sieht die Ankündigung des Bundes kritisch: "Das macht keinen Toten lebendig und keinen Verletzten oder Traumatisierten wieder gesund!! Zumal es mittlerweile EIN Fall von mittlerweile viel zu vielen ist. Dieses Versagen ist durch NICHTS wieder gut zu machen!!"
- User "pietfalkenauge" macht einen Gegenvorschlag: "Anstelle Geld raus zu werfen lieber allen Betroffenen dauerhaften kostenlosen Zugang zu Rehabilitation geistig und körperlich gewähren."
Bei Facebook wurde ebenfalls viel über die Ankündigung des Bundes diskutiert:
- User "Stefan Lingner" spricht sich für eine unkomplizierte und schnelle Abwicklung aus: "Hoffentlich geht das unbürokratischer als bei der Fluthilfe im Ahrtal, da warten auch noch viele auf Geld für den Wiederaufbau. In Deutschland wird immer viel versprochen und dann zerschellt Alles an der Bürokratie."
- User "Paule Doberschütz" meint: "Nicht der Bund zahlt, der Steuerzahler zahlt für die mehrfach bewiesene fachliche Inkompetenz der Verantwortlichen. Es reicht nicht aus Haltung zu zeigen, Versprechungen zu machen und sich dann wegducken und anderen die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen."
- Userin "Leni Wars Wieder" wünscht sich bei alldem eine konstruktivere Diskussion: "Es wird geschimpft, wenn die Opfer nicht SOFORT etwas bekommen, es wird geschimpft, wenn jedes Opfer 25.000 Euro bekommt. ...ach Leute... Ihr lebt alle in einer Demokratie, bringt euch doch ein statt nur zu wettern..."
Alle aktuellen Entwicklungen zum Fall haben wir hier für Sie gebündelt:
MDR (Luca Deutschländer, Michel Holzberger, Fabienne von der Eltz, Daniel Salpius, Maximilian Fürstenberg, Kalina Bunk, Luise Kotulla, Anne Gehn-Zeller, Norma Düsekow, Oliver Leiste), dpa | Erstmals veröffentlicht am 27.12.2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 31. Januar 2025 | 11:00 Uhr