Blumen, Kerzen, Gabschmuck und Spielzeug liegen am Gedenkort vor der Johnanniskirche. 1 min
Die Stadt Magdeburg hat einen Großteil der Spenden für die Betroffenen des Anschlags ausgezahlt. Mehr dazu im Audio.(Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas
1 min

Nach dem Anschlag von Magdeburg sind mehrere Millionen Euro Spenden für Opfer und Hinterbliebene eingegangen. Ein Großteil des Geldes wurde bereits ausgezahlt.

MDR SACHSEN-ANHALT Fr 09.05.2025 15:10Uhr 00:31 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/audio-anschlag-stadt-zahlt-spenden-an-betroffene-aus-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Geld für Betroffene Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Stadt Magdeburg hat Großteil der Spenden ausgezahlt

09. Mai 2025, 18:30 Uhr

Der Anschlag von Magdeburg hat viele Menschen schockiert. Entsprechend groß war die Bereitschaft, für Opfer und Hinterbliebene zu spenden. Insgesamt waren rund 2,7 Millionen Euro zusammengekommen. Durch die Stadt wurden bereits mehr als eine Million Euro ausgezahlt.

Großteilt der Spendengelder ausgezahlt

Nach dem Anschlag von Magdeburg mit sechs Toten und knapp 300 Verletzten hat die Stadt inzwischen einen Großteil der Spenden an Betroffene ausgezahlt. Nach Angaben der Stadtverwaltung (am 09.05.2025) gingen bislang rund 1,3 Millionen Euro an mehr als 1.100 Menschen. Sechs Angehörige von Todesopfern erhielten demnach jeweils 40.000 Euro, 87 schwer verletzte Personen insgesamt 300.000 Euro. Weitere 266.000 Euro sollen in den kommenden Tagen überwiesen werden.

Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) bedankte sich bei den Tausenden Spendern, zu denen auch viele Firmen, Vereine und Institutionen gehört hätten. Insgesamt sind den Angaben zufolge auf dem städtischen Spendenkonto bis Ende März über 1,5 Millionen Euro eingegangen.

Insgesamt waren der Stadt nach eigenen Angaben 1.607 betroffene Personen gemeldet. 1.113 davon hatten einen Antrag auf Soforthilfe gestellt.

So verteilt Magdeburg die Spenden nach dem Anschlag

Der Magdeburger Stadtrat hatte in einer Sondersitzung im Januar einstimmig eine Richtlinie verabschiedet, die eine "angemessene Verteilung" der 1,5 Millionen Euro regeln soll, die auf dem städtischen Konto insgesamt eingegangen waren. Die Richtlinie sieht vor, dass auf Antrag pauschale Einmalzahlungen gewährt werden:

  • 20 Prozent der Spenden sollen an die Angehörigen von Todesopfern gehen,
  • 25 Prozent an lebensgefährlich verletzte Opfer,
  • 25 Prozent an schwerverletzte Opfer,
  • 15 Prozent an leicht verletzte Opfer,
  • 10 Prozent an Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen,
  • und 5 Prozent an Menschen, deren Sachen zu Schaden gekommen sind (bis zu 300 Euro pro Person).

Wenn Sie spenden möchten, dann unter folgenden Bankverbindungen (zum Aufklappen)

Spendenkonto von DRK, Caritas und Diakonie:
Stichwort: Opferhilfe Magdeburg
IBAN: DE54 3702 0500 0020 2006 71

Insgesamt waren mehr als mehr als 2,7 Millionen Euro für die Angehörigen der Opfer und Hilfsorganisationen gespendet worden – einerseits auf dem Spendenkonto der Stadt Magdeburg (rund 1,5 Millionen Euro), andererseits auf eines der Organisationen DRK, Caritas und Diakonie (rund 1,4 Millionen Euro).

So verteilen DRK, Caritas und Diakonie die Spenden

Auch der Großteil des Geldes auf dem Konto der Hilfsorganisationen soll an die direkten Opfer des Anschlags oder ihre Angehörigen gehen. Die finanziellen Hilfen würden als Einmalzahlung gewährt, hieß es Ende Januar vom DRK.

  • Hinterbliebene der Getöteten sollen demnach 15.000 Euro bekommen.
  • Lebensbedrohlich Verletzte erhalten 9.000 Euro.
  • Schwerverletzte bekommen 4.500 Euro.
  • Leichtverletzte Opfer erhalten 1.000 Euro.
  • Personen mit posttraumatischen Störungen würden mit 200 Euro bedacht.

Auch der Verein Weißer Ring wird mit einer Summe aus Spenden bedacht. Zur Begründung hieß es, Erfahrungen zeigten, dass sich Geschädigte aufgrund von Traumata oft erst später meldeten. Der Weiße Ring kümmere sich langfristig um die Betreuung der Opfer.

Opfer des Anschlags sollen Antrag bei der Stadt stellen Die Opfer des Anschlags können laut DRK bei der Stadt Magdeburg einen Antrag stellen, der auch für die Auszahlung dieser Spenden als Grundlage diene. Die Beträge an die Betroffenen würden zusätzlich zu den bereits von der Stadt festgelegten Leistungen ausgezahlt. Betroffene können sich laut Stadt bis Ende März 2025 melden und Soforthilfen als Einmalzahlung beantragen.

Opferhilfefonds des Landes wird aufgestockt

Ungeachtet der privaten Spenden soll der Opferhilfefonds des Landes Sachsen-Anhalt um 450.000 Euro erhöht werden. So hatte es der FDP-Landtagsabgeordnete Guido Kosmehl Anfang Februar im Rechtsausschuss des Landtages erklärt. Als Reaktion auf die vielen Opfer des Anschlages auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt werde die Koalition im Haushalt für 2025 insgesamt eine halbe Million Euro bereitstellen. Die Erhöhung des Opferhilfefonds sei nur für dieses Jahr geplant, es solle aber die Möglichkeit geschaffen werden, Teile des Geldes auch in das kommende Jahr zu übertragen.

Stichwort: Der Opferhilfefonds des Landes

Der Opferhilfefonds des Landes war im Oktober 2024 geschaffen worden und gilt rückwirkend seit dem 1. Oktober 2019, um Opfer schwerer Gewalt schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Jährlich standen dafür bislang 50.000 Euro zur Verfügung. Daraus werden pauschale Einmalzahlungen an Opfer geleistet, die bis zu 5.000 Euro betragen können.

Finanzielle Entschädigung vom Bund online beantragen

Unterstützung für die Opfer des Anschlags kommt darüber hinaus auch aus Berlin: Bereits im Januar hatte der Haushaltsausschuss im Bundestag finanzielle Unterstützungsleistungen bewilligt. Das Bundesjustizamt hat dazu Informationen und ein Antragsformular auf seiner Website bereitgestellt. Die Bundesregierung hatte geplant, die Opfer des Anschlags offenbar mit insgesamt 25 Millionen Euro finanziell zu entschädigen.

Auf den Social-Media-Kanälen von MDR SACHSEN-ANHALT war die Beteiligung des Bundes an der Entschädigung der Anschlagsopfer viel diskutiert worden. Eine Auswahl:

  • Bei Instagram schrieb etwa Userin "kerstin1084": "Hauptsache die psychologische Betreuung, medizinische Versorgung und Nachsorge wie Hilfsmittel u Zuzahlungen wären ausgeglichen. Vielleicht noch schnelle Hilfe mit den richtigen Arztterminen u Transporte/Kostenübernahme für die Betroffenen u wenig Bürokratie. Ich weiß nicht, ob Geld das Erlebte aufwiegt, aber es erleichtert das Drumrum. Wäre ja schön, wenn es Ansatzweise so klappt."
  • Userin "dan.ei.24" sieht die Ankündigung des Bundes kritisch: "Das macht keinen Toten lebendig und keinen Verletzten oder Traumatisierten wieder gesund!! Zumal es mittlerweile EIN Fall von mittlerweile viel zu vielen ist. Dieses Versagen ist durch NICHTS wieder gut zu machen!!"
  • User "pietfalkenauge" macht einen Gegenvorschlag: "Anstelle Geld raus zu werfen lieber allen Betroffenen dauerhaften kostenlosen Zugang zu Rehabilitation geistig und körperlich gewähren."

Bei Facebook wurde ebenfalls viel über die Ankündigung des Bundes diskutiert:

  • User "Stefan Lingner" spricht sich für eine unkomplizierte und schnelle Abwicklung aus: "Hoffentlich geht das unbürokratischer als bei der Fluthilfe im Ahrtal, da warten auch noch viele auf Geld für den Wiederaufbau. In Deutschland wird immer viel versprochen und dann zerschellt Alles an der Bürokratie."
  • User "Paule Doberschütz" meint: "Nicht der Bund zahlt, der Steuerzahler zahlt für die mehrfach bewiesene fachliche Inkompetenz der Verantwortlichen. Es reicht nicht aus Haltung zu zeigen, Versprechungen zu machen und sich dann wegducken und anderen die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen."
  • Userin "Leni Wars Wieder" wünscht sich bei alldem eine konstruktivere Diskussion: "Es wird geschimpft, wenn die Opfer nicht SOFORT etwas bekommen, es wird geschimpft, wenn jedes Opfer 25.000 Euro bekommt. ...ach Leute... Ihr lebt alle in einer Demokratie, bringt euch doch ein statt nur zu wettern..."

Alle aktuellen Entwicklungen zum Fall haben wir hier für Sie gebündelt:

MDR (L. Deutschländer, M. Holzberger, F. von der Eltz, D. Salpius, M. Fürstenberg, K. Bunk, L. Kotulla, A. Gehn-Zeller, N. Düsekow, O. Leiste), dpa | Erstmals veröffentlicht am 27.12.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. Februar 2025 | 14:00 Uhr

Mehr aus Magdeburg, Börde, Salzland und Harz

Mehr aus Sachsen-Anhalt