Streetart Hyparschale in Magdeburg öffnet mit Banksy-Ausstellung
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19. Juli 2024, 15:11 Uhr
Die Hyparschale in Magdeburg wurde in den letzten Jahren aufwendig saniert und war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Zur Neueröffnung ist nun die Ausstellung "Banksy – A Vandal Turned Idol" zu sehen, die vorher bereits in Moskau, Hongkong und Madrid großen Zuspruch fand. Durch eine Zusammenarbeit mit privaten Sammlern können Besucherinnen und Besucher zertifizierte Originale und Reprints des weltweit bekannten Streetart-Künstlers bestaunen. Doch es gibt auch Kritik.
- In der Banksy-Ausstellung in der neu sanierten Magdeburger Hyparschale werden Originale und Reprints aus Privatsammlungen gezeigt.
- Auch das Dilemma des Kunstmarktes wird in der Ausstellung deutlich.
- Zur Neueröffnung der Hyparschale gibt es auch Kritik aus der Stadtgesellschaft.
Die Hyparschale in Magdeburg erscheint in neuem Glanz – denn der markante DDR-Bau von Ulrich Müther wurde in den vergangenen Jahren für über 20 Millionen Euro saniert. Nun ist das Gebäude erstmals wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die erste Ausstellung nach der Wiedereröffnung heißt "Banksy – A Vandal Turned Idol" und widmet sich dem wohl bekanntesten Streetart-Künstler der Welt; einem Künstler, der bis heute anonym geblieben ist.
Banksy-Originale, Reprints und spannende Einblicke
Wer denkt, dass es in der neuen Banksy-Ausstellung nichts Neues zu sehen gibt und es sich um ein weiteres kommerziell durchkalkuliertes Event handelt, der irrt sich. Denn es gibt eine Besonderheit: Es werden auch elf Originale und 45 Reprints, also Nachdrucke, ausgestellt. Laut dem Veranstalter sind alle zertifiziert.
Insgesamt werden rund 150 Exponate und Bilder zu sehen sein sowie spannende Hintergrundinformationen zu Werk und Künstler. Der zweistündige Audioguide führt durch die thematische Hängung: Es geht um Konsumkritik, Proteste und Krieg sowie Weltpolitik. Eingefleischte Banksy-Fans werden seine immer wieder auftretenden Protagonisten kennen: die Affen, die Ratten oder auch "The Girl with the Balloon". Auch die Geschichte über das Blatt, das sich bei einer Auktion selbst zerstört hat und drei Jahre später für 22 Millionen Euro über den Auktionstisch ging, wird filmisch aufgearbeitet.
Kunst aus Privatsammlungen
Von Banksy gebe es für die Ausstellung keine Autorisierung, erzählt Alexander Zahlmann, einer der Veranstalter, MDR KULTUR. Schließlich sei dessen Identität immer noch geheim und man wisse gar nicht, mit wem man reden müsse. Stattdessen arbeite man mit Sammlern zusammen, die die ausgestellten Werke gekauft haben. Denn mit dem Verkauf habe Banksy auch das Recht erteilt, die Werke auszustellen.
Es gibt von Banksy keine Autorisierung – man weiß ja gar nicht, mit wem man da reden sollte.
Zahlmann führt mit seiner Berliner Konzertagentur das Event durch. Hier ist man stolz auf die Originale aus den Privatsammlungen, die sonst nicht in der Öffentlichkeit zu sehen wären. Die Konzertagentur hatte in Zeiten der Corona-Pandemie angefangen, sich mit Kunst zu beschäftigen. Man versteht sich aber nur als Veranstalter, die Schau ist fremd kuratiert.
Das Dilemma des Kunstmarktes
Die Ausstellung versucht die Streetart-Atmosphäre einzufangen. Die gerahmten Drucke oder Gemälde sind mal in schwarz-weiß und mal farbig. Durch die Fülle und weil Besucherinnen und Besucher auch nah herantreten können, kann man viele neue Details entdecken. Vor allem ist die Ironie und Kritik, wie man sie von Banksy eben kennt, spürbar.
Was aber durch die Ausstellung verstärkt auffällt: Auch Banksy verfällt dem von ihm verteufelten Kunstmarkt. Es wirkt seltsam, wenn er seine Motive mit Schablone und schwarzer Farbe auf 30-mal-30-Zentimeter kleine Leinwände sprüht – und diese dann noch in einen Rahmen sperrt. Dort verliert es alle Wirkmacht und man wundert sich, dass der Künstler solche "Gemälde" verkauft. Da beißt sich der Künstler sozusagen in den Rattenschwanz.
Das zeigt auch das Grunddilemma der Banksy-Ausstellungen: Hier trifft politisierende Streetart immer auch auf konsum- und erlebnisorientierte Schauen. Aber wer hier hereingeht, will das vielleicht auch.
Kontroversen um die neue Magdeburger Hyparschale
Für die Besucherinnen und Besucher ist die Ausstellung gleichzeitig auch die erste Gelegenheit, das frisch sanierte Gebäude zu besuchen. Allerdings darf man nicht zu viel erwarten, denn von der außergewöhnlichen Architektur sieht man gar nicht mehr so viel. Zur Hängung der Bilder wurden viele Wände eingebaut und im sonst lichten hohen Raum wurden alle Fenster zugehängt.
So können die Magdeburgerinnen und Magdeburger nicht einmal hereinlinsen, um überhaupt einen Blick in die neue Hyparschale zu werfen – durchaus problematisch, wenn der Eintritt mit etwa 24 Euro durchaus eine Hausnummer darstellt. Dieser Umstand wird schon kritisch in der Stadtgesellschaft diskutiert. Hier herrscht die Meinung: Wenn ein solch interessantes Gebäude über Jahre für so viel Geld saniert wird, dann sollte man es sich auch anschauen können. Man hatte außerdem darauf gehofft, dass zukünftig Magdeburger Institutionen die Halle bespielen würden.
Steffen Schüller ist Geschäftsführer der Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg und erklärt, warum man hier in der Zwickmühle steckt. Als Betreiber der Halle sei man von der Stadt angehalten, sie kostendeckend zu betreiben. Das sei bei öffentlichen Veranstaltungsstätten per se eine Herausforderung und schließe automatisch gemeinnützige Kunst- und Kulturprojekte aus, sagte er MDR KULTUR.
Und wenn man das jetzt alles zusammendenkt, dann kann man hier gerade sehr viel lernen über ein Künstlerphänomen wie Banksy, über Kunst und Kommerz, über Veranstaltungswesen und Baukultur – was will man mehr.
Mehr Informationen zur Ausstellung:
"Banksy – A Vandal Turned Idol"
19. Juli bis 10. November 2024
Adresse:
Hyparschale Magdeburg
Heinrich-Heine-Weg, 39114 Magdeburg
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag von 11 bis 18 Uhr
Freitag bis Samstag und an Feiertagen von 11 bis 19 Uhr
Sonntag von 10 bis 18 Uhr
Redaktionelle Bearbeitung: as, sg
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 19. Juli 2024 | 08:40 Uhr