Tourismus Barrierefrei reisen: So soll es in Magdeburg besser funktionieren
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Magdeburg ist vom Deutschen Seminar für Tourismus als "barrierefrei geprüfter Tourismusort" ausgezeichnet worden. Viele Betriebe in der Stadt haben sich dafür auf Barrierefreiheit prüfen lassen. In einem Internetportal gibt es nun detaillierte Informationen über Zugänge, Parkplätze und Ausstattung von Hotels, Restaurants und anderen Tourismus-Einrichtungen.

Wer verreisen will und ein Hotel sucht, kann sich heutzutage im Internet individuell und detailliert über einzelne Unterkünfte informieren: Gibt es einen Föhn? Wie weit ist die Pension vom Bahnhof entfernt? Wie bewerten andere Gäste das Frühstücksei? In Magdeburg gibt es nun detaillierte Infos zu Barrieren, die bei einer Reise zu erwarten sind.
Die Stadt beteiligt sich an einem bundesweiten Projekt namens "Reisen für alle". Viele Betriebe in der Stadt haben sich dafür auf Barrierefreiheit prüfen lassen. Zusätzlich zu den Informationen auf Reiseportalen und Bewertungsplattformen gibt es nun ausführliche Hinweise über Zugänge, Parkplätze und Ausstattung für Menschen, die Rollstühle benutzen, seh- oder hörbehindert sind, für blinde und gehörlose Menschen sowie Menschen, die kognitive Behinderungen haben.
Barrierefreiheit vor der Reise im Internet prüfen
Wer zum Beispiel in der Jugendherberge wohnen will und einen Rollstuhl benutzt, erfährt im Internet, dass ein Parkplatz bei der Anmeldung reserviert werden kann, dass es keine Stufen auf dem Weg in die Herberge gibt und dass es im Speisesaal Tische gibt, die mit einem Rollstuhl unterfahrbar sind. Es gibt detaillierte Informationen über die Badezimmer – von der Größe der Dusche bis hin zu der Information, dass das Waschbecken unterfahrbar ist.
Auch mögliche Barrieren werden aufgelistet, zum Beispiel dass Türen, etwa die zum Bad, aus eigener Kraft geöffnet werden müssen oder dass es im Badezimmer keinen Knopf bzw. keine Schnur zum Auslösen eines Alarms gibt. Auch für schwerhörige oder gehörlose Menschen gibt es in vielen Einrichtungen Barrieren, vor allem bei der Notfallausstattung. Alarmanlagen warnen üblicherweise nur über ein Tonsignal, nicht über Licht. Notrufklingeln in Aufzügen funktionieren ebenfalls über akustische Signale.
Deutschlandweit einheitliche Kriterien
Diese Hinweise haben Menschen in zahlreichen Betrieben in Magdeburg nach und nach erfasst, daran beteiligt waren auch Mitglieder des Allgemeinen Behindertenverbands Sachsen-Anhalt (ABiSA).
Weil die Kennzeichnung deutschlandweit einheitlich ist, wurden alle Erheberinnen und Erheber zunächst geschult. Laut Franziska Ellrich von der Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH wurden auch Empfehlungen an die Betriebe ausgegeben, was sie verbessern können.
Die Nachfrage ist dem Leiter der Touristen-Informationen, Marcel Franke, zufolge da. Das zeige sich etwa bei den Fragen nach Plätzen für Menschen mit Behinderungen im roten Doppeldeckerbus, der touristische Runden durch die Stadt dreht. Stadtführungen werden demnach regulär so durchgeführt, dass man auch mit Rollstuhl oder als blinde Person teilnehmen kann. Auch Gebärdendolmetscher könnten organisiert werden, dies müsse aber ein paar Tage vor der Führung angefragt werden.
Der Geschäftsführer der Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH, Hardy Puls, sagt: "Für uns bedeutet Barrierefreiheit Inklusion, dass unsere Angebote, die wir haben, unsere Stadtführungen, unsere Rundfahrten, ganz normal angeboten werden und dass jemand mit einer körperlichen Einschränkung ganz einfach daran teilnehmen kann."
Weitere Städte in Sachsen-Anhalt sollen folgen
Drei Jahre lang darf sich Magdeburg nun "barrierefrei geprüfter Tourismusort" nennen und ist damit nach Bernburg die zweite Stadt in Sachsen-Anhalt mit dieser Auszeichnung. Im ganzen Land sind nach Angaben der Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) bereits 180 Betriebe zertifiziert. Allerdings müssten Kommunen und Städte eine Mindestanzahl zertifizierter Hotels, Restaurants, Museen und anderer Kultureinrichtungen haben, um als geprüfter Ort zu gelten.
Dessau und Lutherstadt Wittenberg sollen laut IMG aber bald folgen. Mit Wörlitz, Coswig und auch Halle sei die IMG im Gespräch.
MDR (Julia Heundorf)