Ausbruch in Brandenburg Maul- und Klauenseuche: Bauern fürchten Einbußen; Exportstopp für Tönnies nach Fernost
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16. Januar 2025, 10:53 Uhr
Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg ist Sachsen-Anhalt in Alarmstellung. Der Erreger ist für bestimmte Tierarten wie Rinder hoch ansteckend. Dem Landwirtschaftsministerium zufolge gibt es deswegen auch hierzulande verstärkte Kontrollen. Landwirte fürchten einen langfristigen Preisverfall; für den Fleischproduzenten Tönnies aus Weißenfels gilt inzwischen ein Exportstopp nach Fernost.
- Tierhalter fürchten aufgrund der Maul- und Klauenseuche (MKS) Einbußen.
- Aufgrund des Ausbruchs in Brandenburg gibt es auch in Sachsen-Anhalt mehr Kontrollen.
- Wie das hoch ansteckende Virus nach Deutschland kam, wird noch untersucht.
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg sorgt in Sachsen-Anhalt für Unruhe. Der Präsident des Landesbauernverbandes und CDU-Landtagsabgeordnete Olaf Feuerborn sagte am Dienstag, Bauern und Landwirte sollten weiterhin jede Maßnahme nutzen, um eine mögliche Verbreitung zu verhindern und sich dazu beim Friedrich-Loeffler-Institut informieren.
Derzeit seien keine weiteren Fälle der ansteckenden Tierseuche bekannt. Das Institut habe den aktuellen Virenstamm identifiziert und könne den Impfstoff herstellen. Dieser müsse aber erst durch die EU freigegeben und produziert werden – und das sei noch in der Prüfung.
Maul- und Klauenseuche: Symptome und was Tierhalter tun können
Zu den Symptomen der Maul- und Klauenseuche gehören:
- (Aufgeplatzte) Bläschen am Maul, an Klauen oder Euter
- vermehrter Speichel (vor allem bei Rindern)
- Lahmen (vor allem bei Schweinen)
- Fieber
- Apathie
- Appetitlosigkeit
- Geringere Milchleistung
- Jungtiere sterben vermehrt
- Aborte
- Schafe und Ziegen zeigen in der Regel wenig oder keine Symptome
Das Landesamt für Verbraucherschutz ruft Tierhalterinnen und Tierhalter auf, bei einem Verdacht eine Probe in die Wege zu leiten. Ein Verdacht sollte demnach immer mit dem zuständigen Veterinäramt abgeklärt werden.
Ansprechpartner ist vorrangig das zuständige Veterinäramt des Landkreises, aber auch das Landesamt für Verbraucherschutz ist nach eigenen Angaben von 6 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer (03931) 631 - 0 erreichbar.
Tiere wurden zuvor nicht mehr gegen MKS geimpft
Zuvor hatte Feuerborn bereits erklärt, Sachsen-Anhalt sei "in Alarmstellung. Weil wir uns ja für den Notfall der Afrikanischen Schweinepest vorbereitet haben, sind wir auch für den Fall gerüstet, dass die Maul- und Klauenseuche auftritt." Das habe man oft genug durchexerziert. In Deutschland seien jahrzehntelang keine Fälle von Maul- und Klauenseuche aufgetreten, deshalb sei bislang nicht mehr dagegen geimpft worden. Das werde sich jedoch ändern müssen, so Feuerborn. Die Bauern sollten ihre Tiere vorerst in den Ställen lassen.
Feuerborn zufolge ist für die Nutztierhalter auch ein langfristiger Preisverfall zu befürchten. Grund seien die Exporteinschränkungen. Diese blieben bestehen, bis Deutschland wieder zwei Jahre seuchenfrei sei. Erst nach einer Frist von zwei Jahren ohne weitere Krankheitsfälle gelten Produkte demnach als seuchenfrei.
Einfuhrverbote bereits in mehreren Ländern
Inzwischen haben bereits mehrere Länder wegen der Maul- und Klauenseuche Einfuhrverbote für Tiere und Fleischprodukte aus Deutschland erlassen. Großbritannien stoppte den Import von Rindern, Schafen und Schweinen. Betroffen sind der Regierung zufolge lebende Tiere und Frischfleischprodukte. Einen ähnlichen Schritt sind auch die Niederlande, Mexiko und Südkorea gegangen.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Marcus Rothbart, befürchtet deswegen wirtschaftliche Einbußen für die Viehbauern im Land. Er erklärte, er hoffe auf Unterstützung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium.
Maul- und Klauenseuche: Exportstopp bei Tönnies
Auf den Fleischproduzenten Tönnies in Weißenfels im Burgenlandkreis wirkt sich der Ausbruch- der Maul- und Klauenseuche bereits aus. Wie ein Sprecher MDR SACHSEN-ANHALT sagte, kann das Unternehmen derzeit nicht mehr nach China und Korea exportieren. Das führe zu Umsatzeinbrüchen im Exportgeschäft. In die asiatischen Länder werden vor allem Teilstücke exportiert, die in Europa und Deutschland nicht verzehrt werden – etwa Schwänze und Füße.
Der Exportmarkt nach China war bereits vor Monaten nach einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) weggebrochen und sollte demnächst wieder erschlossen werden. Der jetzige Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im benachbarten Brandenburg hat nach den Worten des Sprechers allerdings keine Auswirkungen auf die Produktion im Tönnies Fleischbetrieb in Weißenfels. Demnach bezieht Tönnies nur Kleinstmengen an Lebendtieren aus Brandenburg.
Verstärkte Kontrollen in Sachsen-Anhalt
Der zuständige Krisenstab in Sachsen-Anhalt ist seit Bekanntwerden des Ausbruchs in Brandenburg in Alarmbereitschaft. Dem Agrarministerium zufolge stimmt sich der Stab eng mit Brandenburg, dem Bundesministerium und anderen Bundesländern ab. Veranstaltungen mit empfänglichen Tieren wurden vom Ministerium bis auf Weiteres untersagt.
Es werde untersucht, ob Schweine, Rinder, Schafe oder Ziegen aus dem betroffenen Betrieb und aus Brandenburg nach Sachsen-Anhalt gebracht wurden, erklärte das Ministerium auf Anfrage. Zudem würden verstärkte Kontrollen und Überwachungsmaßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen-Anhalt durchgeführt, hieß es.
Sachsen-Anhalts Agrarminister Sven Schulze (CDU) bezeichnete die Situation als sehr gefährlich. Er sagte dem MDR, jeder Verdachtsfall, auch bei Wildtieren, müsse schnell gemeldet und geprüft werden. Auch Schulze erklärte, die Folgen für die Landwirte seien mit enormen wirtschaftlichen Verlusten verbunden.
Impfstoff gegen Maul- und Klauenseuche soll in "wenigen Tagen" kommen
Bei der festgestellten Erreger-Variante der Seuche handelt sich laut Friedrich-Loeffler-Institut um einen Typ, dessen Verwandte im Nahen Osten und in Asien vorkommen. Unklar sei bislang noch, auf welchem Weg das für Klauentiere wie Rinder und Schweine hochansteckende Virus in die kleine Herde im brandenburgischen Ort Hönow eingeschleppt wurde. Hinweise auf die Ausbreitung in andere Tierbestände gibt es bislang nicht.
Um eine Ausbreitung zu verhindern, galt im ganzen Land Brandenburg bis einschließlich Mittwoch ein Transportverbot unter anderem für Schweine, Schafe und Rinder. Hönow liegt im Landkreis Märkisch-Oderland, unweit der Stadtgrenze zu Berlin. In nahe liegenden Beständen sind nach Angaben des Landkreises vorsorglich Dutzende Schweine und Ziegen sowie einige Rinder getötet worden.
Erstmals seit Jahren in Deutschland ausgebrochen
Beim aktuellen Ausbruch handelt es sich um die ersten Fälle der Maul- und Klauenseuche in Deutschland seit 1988. Drei Wasserbüffel sind in Hönow nach einer Infektion verendet. Das sagte Landesagrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) am 10. Januar in Potsdam. Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren, also Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. In Sachsen-Anhalt werden nach Angaben des Landesbauernverbandes rund 1,2 Millionen Klauentiere gehalten.
Auch viele Zoo- und Wildtiere können an MKS erkranken. Das Landwirtschaftsministerium in Sachsen-Anhalt schließt deshalb nicht aus, dass temporär auch Zoos und Tierparks – wie in Berlin passiert – geschlossen werden könnten. Für Menschen ist die Seuche ungefährlich. Allerdings können sie das Virus übertragen.
2001 hatte es wegen der MKS einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben, Millionen Tiere wurden getötet. Der wirtschaftliche Schaden war immens.
MDR (Ingvar Jensen, Maximilian Fürstenberg, Lars Frohmüller, Oliver Leiste, Katharina Gebauer, Marcel Knop-Schieback, Attila Dabrowski, Kalina Bunk) | Erstmals veröffentlicht am 11.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 15. Januar 2025 | 07:00 Uhr
Bella - 1999 vor 1 Wochen
Zu viel Globalisierung tötet.
Was mit den Tieren überall getan wird, ist schon pervers.
Im Osten wurden die betroffenen Tiere getötet und mehr nicht,war Life dabei.
Heute die riesen großen Ställe mit viel zu viele Tiere,ist krank.
Die Gier des Menschen ist abartig
KarlStuelpner vor 1 Wochen
Diese ganze Impferei. Macht die nicht die Tiere krank.
Übrigens wurde früher ein Strohbund genommen, dem infizierten Tier durchs Maul gefahren und dann einem Tier nach dem anderen aufs Maul gestrichen. Alle waren infiziert und die Immunsysteme haben reagiert.
Da wurden nicht sinnlos Tiere abgeschlachtet, wie im schönsten Deutschland...
Maria A. vor 1 Wochen
Tja, was soll man dazu bloggen? So traurig es ist, die Maul- und Klauenseuche gab es immer schon und scheint auch nicht zu verhindern zu sein.
Für alle Betroffenen selbstverständlich schlimm. Aber das ist es immer für von Krankheiten, Unglücken, Missständen, oder Lebensungerechtigkeiten Betroffene, egal, welche.