MagdeburgNeues Biomüll-Gesetz ab 2025: Erst ein Aufkleber, dann bleibt die Tonne voll
Ab Mai 2025 muss Biomüll laut Gesetz besser getrennt werden. Sogenannte Störstoffe wie Plastik- und anderer Müll sollen auf ein Minimum reduziert werden. In Magdeburg hat die Müllentsorgung dafür jetzt erst einmal Tonnen kontrolliert und Aufkleber verteilt, wenn der Müll schlecht sortiert war. Ab dem nächsten Jahr könnten solche Tonnen ganz stehen bleiben. Warum und wie so eine Kontrolle abläuft: unterwegs mit der Müllabfuhr.
- Ab 2025 gilt ein neues Gesetz für Biomüll. In Magdeburg nimmt die Abfallentsorgung der Stadt die Tonnen schon jetzt genau unter die Lupe.
- Die Stadt will den Anteil der Störstoffe im Biomüll verringern. Um Müll richtig zu trennen, sollen Aufkleber helfen.
- Biomüll, der nicht richtig getrennt ist, wird in Zukunft teurer – etwa, wenn der Müll in Plastiktüten steckt.
Montag, 7. Oktober, morgens um 07:30 Uhr in Magdeburg: Henning Wilckens, Sachgebietsleiter für Abfallentsorgung, fährt hinter einem der fünf Biomüll-Entsorgungsfahrzeuge her, denn es gibt eine Neuerung bei der Müllentsorgung: Ab heute werden die Biomülltonnen ganz genau unter die Lupe genommen und gegebenenfalls mit neuen Aufklebern versehen. Heute ist Wilckens mit der Müllentsorgung im Stadtteil Neustädter See unterwegs.
Magdeburg will Störstoffe im Biomüll auf ein Prozent reduzieren
Im vergangenen Jahr beteiligte sich die Stadt bereits an der "Biomülltonnen-Kontrollaktion". Es steht ein großes Ziel an: "Denn ab dem 1. Mai 2025 ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass in den Biotonnen maximal 1,0 Prozent Störstoffe enthalten sein dürfen", heißt es auf der Internetseite der Stadt. Zu solchen "Störstoffen" zählen demnach etwa Kunststoff, Glas oder auch kompostierbare Plastiktüten.
Neue Biomüll-VerordnungAb Mai 2025 gilt in Deutschland eine neue Verordnung für Biomüll. Laut dieser sind in der Biotonne nur noch höchstens ein Prozent Störstoffe erlaubt. Sind mehr als drei Prozent Plastik, Glas oder andere Abfallsorten in der Tonne, drohen Konsequenzen. In der Regel heißt das, dass die Tonne nicht geleert wird. Es kann aber auch ein Bußgeld erhoben werden.
Laut der Bioabfallanalyse aus dem Jahr 2020 steht es um Magdeburg gar nicht schlecht. Insgesamt liegt die Stadt demnach bei einem Störstoffanteil von 2,3 Prozent. Bei der Analyse wurde die Stadt nach Bebauungsstrukturen unterteilt: Großwohnanlagen (zehn Geschosse), Mehrfamilienhäuser sowie Ein- und Zweifamilienhäuser. In den Großwohnanlagen lag der Anteil bei fast acht Prozent: "Hier gilt dann extremer Handlungsbedarf", sagt Henning Wilckens.
Biomüll richtig trennen: Stadt verteilt Aufkleber auf Mülltonnen
Um das Ziel der Stadt zu erreichen, sollen Aufkleber helfen. Auf diesen ist neben einem böse schauenden Jungen auch ein QR-Code aufgedruckt. Dieser lässt sich ganz leicht mit dem Smartphone einscannen und öffnet eine Website mit Informationen zum Thema Müllentsorgung. Hier wird auch noch einmal deutlich erklärt, wie man den Biomüll korrekt trennt. Laut Wilckens liegt das Problem der Mülltrennung nämlich nicht unbedingt an einer Verweigerung der Bürgerinnen und Bürger, sondern an mangelnder Aufklärung.
Zurück zur Großwohnanlage am Neustädter See: Henning Wilckens, der in seinem Leben bereits einige Mülltonnen gesehen hat, begutachtet die Biomülltonnen genau. In einer der Tonnen sind neben Abfällen wie Apfelschalen, verschimmeltem Brot und Salatresten auch Plastiktüten zu erkennen. Diese gehören laut Wilckens nur in die Biomülltonne, wenn es sich um abbaubare Plastiktüten handelt. Am besten sei die Biomüllentsorgung jedoch komplett ohne Plastik, mit einer Papiertüte, Zeitungspapier oder, noch besser, komplett ohne Verpackung.
Zu viele Störstoffe lassen Biomüll zu Restmüll werden
Die Tonne, die Wilckens nun vor sich hat, sei grenzwertig: "Das wird jetzt so entleert, aber wie Sie sehen, beklebt der Kollege sie jetzt mit einem Kleber, der die Bürgerinnen und Bürger darauf hinweist, dass hier ein deutlicher Handlungsbedarf ist." – Allerdings: "Ab nächstem Jahr bleiben Tonnen wie diese hier dann stehen."
Ab nächstem Jahr bleiben Tonnen wie diese hier dann stehen.
Henning Wilckens | Müllentsorgung der Stadt Magdeburg
Doch nicht alle Tonnen kann das Müllentsorgungsteam, das aus drei Personen besteht, heute mitnehmen. Einige Mülltonnen, die zu viel Plastik enthalten, werden nicht entleert. Werden die Tonnen nicht korrekt befüllt, ist dies nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern sorgt auch für extra Arbeit. Wird der Müll nachträglich nicht von den Anwohnerinnen und Anwohnern neu sortiert, muss er von den Kollegen der Restmüllentsorgung abgeholt werden. Das wirkt sich auch auf das Portemonnaie aus, denn die Restmüllentsorgung ist teurer als die des Biomülls.
Müllentsorgung in Magdeburg sieht grundsätzliche Bereitschaft, Müll richtig zu trennen
Eine Stunde und viele Mülltonnen später zieht Henning Wilckens ein Zwischenfazit der heutigen Kontrolltour. "Wir haben sehr viele gute Tonnen gesehen, wir haben auch sehr schlechte Tonnen gesehen – wir mussten ein, zwei Tonnen stehen lassen." Jedoch stellt er eine grundsätzliche Bereitschaft fest, den Biomüll zu trennen: "Bei den Tonnen, die wir jetzt noch gekippt haben, war zu sehen, dass der Gedanke richtig war. Die Leute haben den Bioabfall separat gesammelt, jedoch noch in einer Plastiktüte gelassen."
In der Vergangenheit wurden in Magdeburg bereits einige Kampagnen zur Müllentsorgung ins Rollen gebracht. So werden nach wie vor jährlich zwischen November und Dezember sogenannte Abfallwegweiser in alle Briefkästen eingeworfen. Dort finden die Anwohner Telefonnummern zur Abfallberatung, Entsorgungstermine, Sperrmüll-Anmeldekarten und Hinweise zur korrekten Müllentsorgung. Es wird sich zeigen, ob die neuen Aufkleber auf den Biotonnen Wirkung zeigen, sodass die Stadt bis Mai 2025 ihr Ziel von maximal 1,0 Prozent an Störstoffen in Biomülltonnen erreichen kann.
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MDR (Lilli Love West, Maren Wilczek) | Erstmals veröffentlicht am 08.10.2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Oktober 2024 | 12:40 Uhr
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