"Minibuchmesse" geplant Magdeburg trotzt der Absage der Leipziger Buchmesse

25. Mai 2020, 14:33 Uhr

Die Buchmesse in Leipzig wurde aus Sorge vor dem Coronavirus abgesagt – und in Magdeburg soll jetzt erst recht gelesen werden: Als Ersatz für die Leipziger Buchmesse lesen am 12. März 36 Magdeburger Autoren in der Festung Mark aus ihren Werken. Dazu werden der original Magdeburger Messestand und eine Schmökerecke aufgebaut. Es wird Gespräche und Signaturstunden geben. Der Eintritt ist frei.

Leonard Schubert
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Ganz Deutschland steht unter dem Einfluss des Coronavirus. Überall werden Veranstaltungen abgesagt, so auch die Buchmesse in Leipzig. Wirklich in ganz Deutschland? Nein, das kleine Bundesland Sachsen-Anhalt, mit bis dato keinem bestätigten Infizierten, wehrt sich tapfer. Auch den Ausfall der Leipziger Buchmesse wollte das Magdeburger Veranstaltungsteam, bestehend aus Herbert Beesten, Karsten Steinmetz und Heike Worel, nicht einfach hinnehmen – sondern organisiert stattdessen unter dem Motto "Magdeburg liest trotzdem" einen kostenlosen Literaturtag in der Festung Mark.

Hierzu soll der original Buchmessestand der Magdeburger aufgebaut werden. 36 der für die Buchmesse eingeplanten Autoren treten am Donnerstag in Magdeburg auf. Gelesen werden soll von 12 bis 24 Uhr.

Das Programm: Livelesungen, Lese-Ecke und Gespräche

Die Magdeburger Literaturwelt zeigt somit am kommenden Donnerstag ein breites Angebot an Genres, Themen und Textarten. 36 Protagonisten werden vertreten sein und Teile ihrer Werke vorstellen. Diese reichen laut Veranstaltern von gefühlvoller Lyrik, illustrierten Kinderbüchern und Märchen über historische Romane, Prosa-Ratgeber und Reisegeschichten bis hin zu Poetryslamshows, Fußballbüchern und Kabarett. "Das Besondere hieran ist die Nähe zu den Autoren. Man kann Fragen stellen, Bücher signieren lassen, ins Gespräch kommen und die Werke noch einmal ganz neu erleben", findet Herbert Beesten, Mitorganisator des Literaturevents.

Neben der Bühne, auf der die Gespräche und Lesungen ununterbrochen stattfinden werden, soll es eine Schmökerecke geben, bei der die Gäste Zeit haben, sich in Ruhe Bücher anzuschauen, zu lesen, Kaffee zu trinken und sich zu unterhalten. Jeder kann kommen und bleiben wann und wie lange er will, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Begegnungen am Bruno Taut Kiosk

Vor zwei Jahren hatte Herbert Beesten schon einmal großes Chaos auf der Buchmesse Leipzig erlebt, als wegen des kurzfristig ausgebrochenen Winters viele Autoren nicht oder nur verspätet anreisen konnten und sich sämtliche Programme verschoben. Dass die ganze Messe ausfällt, ist aber auch für ihn neu. Deshalb freut er sich besonders darüber, dass auch der Magdeburger Taut-Kiosk in der Festung Mark aufgebaut werden soll. Der wegen seiner speziellen Bauweise als Alleinstellungsmerkmal des Magdeburger Messestandes geltende Kiosk wird in der Festung Mark als Verkaufs- und Informationsstand, aber auch als Ort des Zuammenkommens fungieren.

Hier kann man eben auch als Zuschauer Neues entdecken, mitreden, selber angeregt werden. Oder auch, wenn man selber schreibt, Kontakte knüpfen, selber was vorstellen und Teil der Bewegung werden. Der Kiosk ist immer ein richtiger Kernpunkt der Begegnung gewesen. Einmal ist ein Autor sogar einer alten Liebe dort begegnet. Da hat man gleich gemerkt, da hängt noch was in der Luft.

Herbert Beesten

Auch Halle und Leipzig lesen (trotzdem)

Die große Buchmesse ist zwar abgesagt, viele von den kleinen Rahmenveranstaltungen und Lesungen, die neben dem Hauptprogramm der Buchmesse in Bars, Theatern und anderen Orten geplant sind und deren Zuschauerzahlen in einem angemessenen Rahmen bleiben, werden trotz des Coronavirus auch in Halle und Leipzig stattfinden. Magdeburg ist am kommenden Samstag ab 20:00 Uhr mit einer eigenen Veranstaltung in der Kneipe "Noch Besser Leben" vertreten, wo eine Poetryshow zum Thema "Die Lehre von der Leere" stattfinden wird. Zudem wird es zahlreiche weitere Lesungen und Programmpunkte in Leipzig und Halle geben.

Leonard Schubert
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den Autor Leonard Schubert arbeitet seit Februar 2020 in der Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT. Seine Interessensschwerpunkte sind Politik, Umwelt und Gesellschaft. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er beim Charles Coleman Verlag, für das Outdoormagazin Walden und beim ZDF.

Nebenher arbeitet er an seinem Masterabschluss in Friedens- und Konfliktforschung. Über den Umweg Leipzig kam der gebürtige Kölner 2016 nach Magdeburg, wo er besonders gern im Stadtpark unterwegs ist. In seiner Freizeit steht er mit großer Leidenschaft auf den Poetryslambühnen Sachsen-Anhalts oder sitzt mit einem Eisbärbier am Lagerfeuer, irgendwo in Skandinavien.

Quelle: MDR/ls

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. März 2020 | 18:00 Uhr

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