Legale Abgabe Erster Cannabis Social Club Sachsen-Anhalts kommt nach Magdeburg

27. April 2023, 18:49 Uhr

Cannabis soll entkriminalisiert werden, so will es die Bundesregierung. Bundesgesundheitsminister Lauterbach und Agrarminister Özdemir haben Mitte April Pläne für eine Cannabis-Legalisierung vorgestellt. Darin finden sich auch sogenannte Social Clubs, wo Mitglieder Haschisch-Produkte bekommen sollen. In Magdeburg wird derzeit ein solcher Club gegründet – und das Interesse ist hoch.

MDR SACHSEN-ANHALT: Herr Redlich, Sie wollen in Magdeburg einen sogenannten Cannabis Social Club gründen. Wie weit sind Sie schon?

Matthias Redlich: Unsere Vereinssatzung ist schon geschrieben, wir haben die Vereinsgründungsversammlung schon hinter uns, alles ist unterschrieben und jetzt liegen die Unterlagen zur Prüfung beim Notar. Der prüft alle Unterlagen und dann gehen sie zur Eintragung in das Vereinsregister ans Gericht. Am Ende sind wir ein Verein, der Cannabis an seine Mitglieder abgibt und auf einen kontrollierten Konsum achtet. Außerdem sind wir eine politische Interessenvertretung.

Matthias Redlich ... lebt in Magdeburg und betreibt dort ein Geschäft für Rauchbedarf. Außerdem ist er Chef des Hanfverbandes Sachsen-Anhalt.

Unter welchen Voraussetzungen kann man dann bei Ihnen Mitglied werden?

Man muss mindestens 18 Jahre alt sein, besser ist es natürlich, wenn man schon 21 Jahre alt ist. Darunter soll man, so sieht es der Plan von Gesundheitsminister Lauterbach vor, nicht das Clubleben in vollem Umfang genießen können. Für das Alter zwischen 18 und 21 Jahren sind wohl auch strengere THC-Höchstgrenzen für die Abgabe geplant. Dazu wird es eine strengere Begrenzung der Abgabemenge geben, kann ich mir vorstellen.

Wie ist die Resonanz auf Ihr Vorhaben, werden Sie von Interessenten überrannt?

Die Zeit für die Entkriminalisierung von Cannabis ist reif und dafür sind die Social Clubs ein guter Anfang.

Matthias Redlich Gründer eines Social Clubs in Magdeburg

Die Resonanz ist sehr gut. Wir sind mit rund Hundert Leute im Gespräch, die unser Vorhaben vertreten und sobald es offiziell ist, Mitglied bei uns werden wollen. Jeder, der davon hört, fragt, wo er unterschreiben soll. Richtige Kritik an der Vereinsgründung habe ich noch nicht gehört. Ich glaube auch, die Zeit für die Entkriminalisierung von Cannabis ist reif und dafür sind die Social Clubs ein guter Anfang.

Die Cannabis-Legalisierungspläne der Bundesregierung In Zukunft sollen "nicht-gewinnorientierte" Vereine mit maximal 500 Mitgliedern gemeinschaftlich Cannabis zu Genusszwecken anbauen und nur an Mitglieder für den Eigenkonsum abgeben dürfen. Das Mindestalter ist 18. Die Clubs müssen Jugendschutz-, Sucht- und Präventionsbeauftragte benennen. Zudem soll der Eigenanbau von höchstens drei Pflanzen straffrei sein.


Die Ampel-Pläne stoßen aber auch auf Kritik. Bei Straffreiheit werde der Cannabis-Konsum steigen, befürchtet die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker. Die Lungenfachärztin rechnet deshalb mit vermehrten körperlichen und psychischen Schäden.

Eine Collage aus Jugendlichen im Filmstudio beim Zukunftstag und einem Joint. 2 min
Bildrechte: MDR

Zukünftig soll es Social Clubs auch erlaubt sein, Cannabis anzubauen. Haben Sie dafür schon die benötigten Flächen?

Daran arbeiten wir. Aber aus Sicherheitsgründen möchte ich dazu nicht mehr sagen. Momentan ist auch noch völlig offen, wie wir offiziell an den Grundbestand an Samen oder Setzlingen kommen.

Sind die geplanten Social Clubs der richtige Weg zur Cannabis-Legalisierung?

Viele Menschen kommen sich mit dieser Regelung veralbert vor. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht klipp und klar: Cannabis soll legalisiert werden, es soll in Fachgeschäften abgegeben werden. Davon sind wir mit diesen Clubs noch weit entfernt. Ich wünsche mir eine Legalisierung wie in Kanada. Dort hat es geklappt, das illegale Geschäft zu kontrollieren und zu regulieren.

Cannabis-Konsum in Deutschland Laut Bundesgesundheitsministerium haben 8,8 Prozent aller Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert. Das sind rund 4,5 Millionen Personen.

Wie geht es für Sie und Sachsen-Anhalts erstem Social Club weiter?

Wir warten darauf, dass der Gesundheitsminister endlich den Gesetzentwurf vorlegt. Bislang ist ja noch sehr viel offen. Eigentlich sollte das noch im April passieren.

Die Fragen stellte Hannes Leonard.

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MDR (Hannes Leonard), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN - MDR um 11 | 27. April 2023 | 11:00 Uhr

26 Kommentare

Tom0815 vor 51 Wochen

Wo haben Sie denn her, dass es Haschmarken geben soll? Bitte Belege hierfür liefern.

Mal abgesehen von Ihrem üblichen dagegen, welche Vorschläge haben SIE denn konkret, um mit dem weitverbreiteten Drogenkonsum umzugehen? Mit immer nur in der Ecke stehen und meckern ist meines Wissens nach noch kein einziges Problem gelöst oder Lösungen geschaffen wurden. Also immer her damit. Seien Sie doch mal konstruktiv statt destruktiv.

Anita L. vor 51 Wochen

Naja, Schamanen gibt es leider nicht mehr. Ich bin mir wie gesagt in der ganzen Drogenfrage überhaupt nicht einig, denn einige der Substanzen sind schon sehr gefährlich. Um das zu wissen, muss man sich nur mal mit einem Polizisten darüber unterhalten, welche Kräfte ein renitenter Mensch auf Chrystal so haben kann. Auf der anderen Seite kennt so ziemlich jeder die enthemmende Wirkung von Alkohol und ich musste mir bei meinen Großeltern anschauen, wie Alkohol Körper und Geist zerstört. Oder man erinnere sich an die katastrophale Wirkung von Opium auf China im 19. Jahrhundert.
Vielleicht würde eine vollständige Legalisierung mit entsprechender Aufklärung zumindest für eine gewisse Entkriminalisierung und einen selbst- und verantwortungsbewussten Umgang mit Stoffen sorgen, allein mir fehlt der Glaube in die Intelligenz des menschlichen Geschlechts in Summe, auf seine Gesundheit zu achten... Wie gesagt: für mich ein Dilemma.

Anita L. vor 51 Wochen

Dann lieber Hasch- als Lebensmittelmarken.
Und wenn Sie einen machbaren Vorschlag haben, wie man mit Drogen umgehen soll (wie zu erleben: Verbot funktioniert auch nicht), immer her damit. Dass bei Fahrerflucht ohne Personenschaden nicht der Blechschaden straffrei werden soll, sondern das Entfernen vom Unfallort, ist Ihnen schon klar, oder?

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