Eine Rose liegt in der Gedenkstätte für die Opfer des Luftangriffes vom 16. Januar 1945 auf dem Westfriedhof in Magdeburg 1 min
Mehr als 2.000 Menschen kamen bei der Bombardierung Magdeburgs ums Leben. Bildrechte: picture alliance / dpa | Jens Wolf
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Der 16. Januar 1945 ist einer der schlimmsten Tage in Magdeburgs Geschichte. Die Stadt wurde bombardiert und damit große Teile zerstört, Tausende Menschen starben. Ein Einblick.

Fr 17.01.2020 15:59Uhr 00:49 min

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Erinnerung an Bombardierung Was in Magdeburg vor 80 Jahren geschah und wie heute daran erinnert wird

16. Januar 2025, 09:43 Uhr

Mehr als 2.000 Menschen starben bei der Zerstörung Magdeburgs am 16. Januar 1945 durch englische und amerikanische Bomber. Die Stadt und viele Menschen sind bis heute tief davon geprägt. Viele Menschen erinnern sich deshalb an die Ereignisse des 16. Januar von vor 80 Jahren, gedenken der Opfer von Krieg und Vertreibung in Magdeburg und weltweit und setzen Zeichen für Frieden.

Leonard Schubert
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Es ist ein Schicksalstag in der langen Geschichte Magdeburgs. Am 16. Januar 1945 greifen 370 englische und amerikanische Bomber Magdeburg an. Binnen kürzester Zeit breitet sich ein Feuersturm aus. In siebenunddreißig Minuten zerstören die Bomber 90 Prozent der Innenstadt und 60 Prozent der gesamten Stadtfläche. Mehr als 2.000 Menschen sterben, mehr als 10.000 werden verletzt. Die Stadt liegt in Trümmern. Mehr als 200.000 Menschen sind plötzlich obdachlos.

Angriff auf Industriestandort Magdeburg

Der Angriff erfolgt während des von den Nationalsozialisten begonnenen Zweiten Weltkriegs. Magdeburg ist damals eine waffenstrotzende Stadt mit großen industriellen Anlagen, die kriegswichtige Rüstungsgüter produzieren. Diese werden von den Alliierten Kräften besonders stark attackiert, aber auch der Rest der Stadt wird gezielt angegriffen.

Von den Betrieben sind besonders das Krupp-Gruson-Werk, das Junkerswerk und die Brabag betroffen. In den Industrieanlagen wurden unter anderem Panzer, Triebwerke für Flugzeuge und Bunkeranlagen gebaut. Zahlreiche Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge wurden hier zur Arbeit gezwungen und ermordet.

Stadtbild und Menschen bis heute tief geprägt

Die Spuren des Krieges und der Bombardierung wirken bis heute nach. Jährlich zum Jahrestag der Bombardierung teilen zahlreiche Menschen ihre Erinnerungen an die Bombennacht und die Kriegstage in Magdeburg.

Auch das Stadtbild ist tief von der Bombardierung geprägt. Schutt und Trümmer wurden in jahrelanger Arbeit abgetragen, die Stadt langsam, Stück für Stück wieder aufgebaut. Entstanden ist dabei die Stadt, wie wir sie heute kennen, mit einem Sammelsurium aus Bauten aus verschiedenen Epochen und mit einem Stadtzentrum, das Gäste nicht immer sofort als solches erkennen.

Viele historische Bauwerke, Objekte und Orte Magdeburgs wurden zerstört. So auch die barocke Innenstadt am Breiten Weg oder das Magdeburger Rathaus am Alten Markt, von dem nur die alte Fassade wieder aufgebaut wurde.

"Aus der Geschichte lernen, statt ihr hinterherzuweinen": Plädoyer für den Frieden

Davon kann Ursula Hartmann in allen Details erzählen. Sie ist seit 2001 Gästeführerin in Magdeburg und beschäftigt sich mit Begeisterung und Leidenschaft mit der Geschichte Magdeburgs. Und sie findet: Unsere Vorfahren haben einen guten Job gemacht, diese Stadt wieder aufzubauen. Obwohl sie Geschichte und die vielen kleinen Geschichten Magdeburgs liebt, findet sie es wichtig, nicht in der Vergangenheit zu verharren.

Ich finde es großartig, sich immer wieder zu erinnern. Das gehört auch dazu. Wer die Vergangenheit nicht ehrt, kann die Zukunft nicht bauen. Aber ich darf da nicht stehen bleiben. Ich muss mich erinnern und schauen, wo will ich hin.

Ursula Hartmann, Gästeführerin in Magdeburg
Ursula Hartmann vor einer besonderen Tür am Magdeburger Rathaus. An der Tür ist Stadtgeschichte abgebildet.
Ursula Hartmann hat eine große Leidenschaft für die Geschichte Magdeburgs. Auf einer Tür am Rathaus, die wichtige Ereignisse der Stadtgeschichte darstellt, ist auch der Wiederaufbau der Stadt dargestellt. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Sie sagt, der Jahrestag der Bombardierung sei eine wichtige Gelegenheit, sich zu erinnern und mit Menschen und Zeitzeugen zu sprechen. Über ihre Angst ums Überleben, ihre Sorgen um eine Obdach, über die Bedeutung dieses Krieges. Und sie wünscht sich, dann das Augenmerk auf die Gegenwart zu richten.

Wie kann ich als Deutscher, mit dieser Geschichte, die noch nicht so lange her ist, irgendeinem Krieg wieder zustimmen? Das dürfen wir nie vergessen!

Ursula Hartmann, Gästeführerin in Magdeburg

Gedenken aller Opfer und Engagement in der Gegenwart

Um gemeinsam an die Bombardierung und ihrer Opfer zu erinnern, findet ab Donnerstag, 16. Januar., die jährliche Aktionswoche "Eine Stadt für Alle" statt. Damit soll laut der Initiative Weltoffenes Magdeburg an "die Verantwortung aller Generationen für Frieden und Menschlichkeit" appelliert werden. Einen Überblick über die Veranstaltungen während der Woche finden Sie hier.

Mehr zur Bombardierung Magdeburgs 1945

MDR (Leonard Schubert) | Zuerst veröffentlicht am 16. Januar 2021

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 16. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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