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Auto rast in WeihnachtsmarktFragen und Antworten: Was über den Anschlag in Magdeburg bekannt ist

13. Februar 2025, 11:44 Uhr

Am 20. Dezember 2024 ist in Magdeburg ein 50-Jähriger mit einem Auto in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast. Bei dem Anschlag gab es sechs Tote, zahlreiche Verletzte – und insgesamt mehr als 1.200 Opfer. Viele Fragen sind noch offen, unter anderem die nach dem Motiv des Täters. Was bisher bekannt ist.

Wann war der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg?

Am Freitag, den 20. Dezember 2024, raste Taleb A. um 19:02 Uhr mit einem geliehenen Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Er tötete dabei sechs Menschen, 299 wurden verletzt.

Er hatte mit einem SUV eine sechs Meter breite Lücke im Bereich der Betonblock-Sperre genutzt und war an der Fußgängerampel an der Kreuzung Ernst-Reuter-Allee/Breiter Weg rechts über einen Gehweg auf den Weihnachtsmarkt gefahren.

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Der 50-Jährige wurde noch vor Ort festgenommen und sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Leipzig.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Fall haben wir hier für Sie gebündelt:

Wer waren die Opfer beim Anschlag von Magdeburg?

Beim Anschlag auf den Weihnachtsmarkt kamen sechs Menschen ums Leben, 299 Personen wurden verletzt. Das teilte das Innenministerium MDR SACHSEN-ANHALT mit.

Bei den Todesopfern handelt es sich laut der Staatsanwaltschaft Magdeburg um fünf Erwachsene zwischen 45 und 75 Jahren und um einen neunjährigen Jungen aus Niedersachsen. Weitere Informationen wurden zum Schutz der Familien nicht veröffentlicht.

Der Opferbeauftragte des Bundes, Roland Weber, beziffert die Zahl der Opfer weitaus höher. Er sprach Anfang Februar im Innenausschuss des Landtags von 86 Schwerstverletzten und insgesamt 1.229 Betroffenen. Bei Letzteren handelt es sich den Angaben nach nicht nur um Tote oder Verletzte, sondern zum Beispiel auch um Menschen, die durch die Tat Angehörige verloren haben, verletzt wurden oder sich im Einwirkungsbereich des Täters aufgehalten haben. Betroffene können auch Ersthelfer oder Augenzeugen sein.

Laut Weber gehören alle Menschen dazu, die sich selbst als betroffen bezeichnen, auch die, "die an der Psyche verletzt wurden, die sich einfach nicht gut fühlen". Auch wer wirtschaftliche Einbußen erlitten habe, werde als Betroffener gesehen.

Wo wird an die Opfer erinnert?

Schon am Tag nach dem Anschlag war am Westportal der Johanniskirche ein zentraler Gedenkort entstanden. Dort wurden Kuscheltiere, Kerzen, geschriebene Botschaften und unzählige Blumen abgelegt. Zweieinhalb Wochen nach der Tat wurde der Gedenkort von der Stadt verkleinert, Blumen wurden zum Westfriedhof gebracht. Bis auf Weiteres soll das Gedenken an der Johanniskirche aber bestehen bleiben und gepflegt werden.

Der Gedenkort am Westportal der Johanniskirche soll bis auf Weiteres erhalten bleiben. Bildrechte: IMAGO / Eibner

Die Stadt Magdeburg hat mittlerweile einen weiteren Gedenkort eingerichtet. Im Saal der Partnerstädte im Rathaus wurde ein Erinnerungsort mit Blick auf den Alten Markt geschaffen. Dort kann montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr sowie sonnabends zwischen 10 und 13 Uhr der Opfer gedacht werden. Besucher können in einem Kondolenzbuch ihre Trauer und Anteilnahme ausdrücken. Am Alten Markt hatte sich der Anschlag am 20. Dezember ereignet.

Die Stadtverwaltung hat Menschen in Magdeburg außerdem aufgerufen, Vorschläge für einen dauerhaften Gedenkort einzureichen. Sie können online hinterlassen werden.

Im Rathaus können Besucher ihre Trauer und Anteilnahme in einem Kondolenzbuch ausdrücken. Bildrechte: Sören Thümler / MDR

Wer war der Täter beim Anschlag von Magdeburg?

Bei dem Attentäter von Magdeburg handelt es sich um Taleb A., einen 50-Jährigen aus Saudi-Arabien. Er lebt bereits seit 2006 in Deutschland und erhielt 2016 Asyl als politisch Verfolgter. Nach Angaben von Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) verfügt er über einen unbefristeten Aufenthaltstitel.

Der 50-Jährige arbeitete als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in der Salus-Klinik in Bernburg im Salzlandkreis. Seit 2020 war er im Maßregelvollzug für Suchtkranke beschäftigt. Zuletzt war er aber arbeitsunfähig gemeldet. Nach Angaben von Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hat die Salus gGmbH ihm drei Tage nach dem Anschlag fristlos gekündigt. Die Approbation des Täters ruht demnach zudem seit Anfang Januar. Nach seiner Verurteilung könnte sie endgültig aberkannt werden.

Welches Motiv hatte der Täter?

Das Motiv des Täters steht noch nicht endgültig fest. Die Ermittlungen dazu laufen bei der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg. In den vergangenen Monaten haben sich unter anderem durch Recherchen mehrerer Medien aber Hinweise verdichtet, dass Taleb A. mehrere Feindbilder aufgebaut hat, unter anderem den Islam und Saudi-Arabien. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte am 21. Dezember bei einem Besuch in Magdeburg, sie könne nur gesichert sagen, "dass der Täter offensichtlich islamophob war".

Mehr Informationen finden Sie in unserem FAQ zum Attentäter von Magdeburg.

Gab es Versäumnisse im Vorfeld des Anschlags?

Wer an welcher Stelle womöglich versäumt hat, Taleb A. zu stoppen, ist noch Teil der Ermittlungen. Allerdings gibt es zahlreiche Indizien, die Versäumnisse verschiedener Behörden nahelegen. Klären soll sie neben den Ermittlungen bei der Generalstaatsanwaltschaft ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Landtag und ein Sonderausschuss der Stadt Magdeburg.

Klar ist: Bevor Taleb A. am 20. Dezember 2024 über den Weihnachtsmarkt raste, hatten Behörden insgesamt mehr als 100 Hinweise und Vorfälle mit ihm dokumentiert. Dabei handelt es sich um Informationen, Aktivitäten oder Taten, mit denen der spätere Attentäter bei Behörden in ganz Deutschland in Erscheinung getreten war.

Unter anderem hatte das Polizeirevier Dessau-Roßlau im Dezember 2023 ein Ermittlungsverfahren wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten eingeleitet. Das teilte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) im Innenausschuss des Landtags mit. Auf Twitter hatte Taleb A. unter anderem auf Englisch gedroht: "Etwas Großes wird in Deutschland passieren."

Im Zuge der Ermittlungen habe es fünf Versuche einer Gefährderansprache gegeben. Schließlich sei das Strafverfahren aber eingestellt worden, da der Sachverhalt keinen Straftatbestand erfülle.

Zu klären ist auch die Frage, wie der Attentäter überhaupt mit einem Auto auf den Weihnachtsmarkt gelangen konnte: Nach Informationen der Bild-Zeitung sah das Sicherheitskonzept in Magdeburg vor, dass ein Fahrzeug der Polizei im Breiten Weg hätte quer stehen sollen. Dies sei allerdings nicht der Fall gewesen. Auch das Sicherheitskonzept selbst ist Teil der Ermittlungen und mit ihm die Frage, warum mobile Betonsperren nicht miteinander verbunden waren.

Bereits zwei Tage nach der Tat hatte der Experte Christian Schneider die Absicherung des Weihnachtsmarktes im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT kritisiert. Schneider sagte, der Zufahrtsschutz für den Weihnachtsmarkt in Magdeburg habe nicht den anerkannten Regeln der Technik entsprochen: "Die Regelung sieht so aus, dass alle offenen Stellen, also alle möglichen Angriffsrouten, so geschützt werden müssen, dass eine unautorisierte Einfahrt gar nicht möglich ist."

Die Volksstimme berichtete am 30. Dezember, das Problem fehlender mobiler Polizeisperren an den Hauptzugängen des Weihnachtsmarktes sei bereits drei Wochen vor dem Anschlag bekannt gewesen. Der Zeitung zufolge hatte der Veranstalter des Weihnachtsmarktes das Polizeirevier Magdeburg bereits am 29. November in einer E-Mail über die Sicherheitslücke informiert.

Anfang Januar waren bei FAKT IST! aus Magdeburg Betroffene, Polizei und Politiker zu Gast, um über den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt zu sprechen. Hier sehen Sie die Zusammenfassung der Sendung.

Mehr zum Anschlag von Magdeburg

MDR (Theresa Lang, Fabienne von der Eltz, Luca Deutschländer, Engin Haupt, Marcel Roth, Kalina Bunk, Lars Frohmüller) | Zuerst veröffentlicht am 10. Januar 2025

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 10. Februar 2025 | 19:00 Uhr