Der Angeklagte Stephan Balliet kommt mit dem Hubschrauber am Flugplatz zur Urteilsverkündung im Landgericht Magdeburg an
Derzeit wird diskutiert, ob der Flughafen Magdeburg zu einem Gewerbegebiet werden könnte. Grund ist unter anderem die Intel-Ansiedlung und das damit verbundene mögliche Interesse weiterer Firmen. Bildrechte: IMAGO / Christian Schroedter

Einstellung Flugbetrieb möglich Flugplatz Magdeburg könnte Gewerbegebiet werden

30. August 2024, 12:38 Uhr

Soll der Flugplatz Magdeburg-City künftig ein Industrie- und Gewerbegebiet werden? Mit dieser Idee der Stadtverwaltung beschäftigt sich bald der Magdeburger Stadtrat. Der Verkehrslandeplatz Magdeburg-City liegt verkehrsgünstig am südlichen Stadtrand. Der Flugbetrieb müsste bei einer Entscheidung für das Gewerbegiet eingestellt werden. Gegen die Idee gibt es bereits eine Petition.

Aus dem Flugplatz Magdeburg könnte ein Industrie- und Gewerbegebiet werden. Die Wirtschaftsbeigeordnete der Landeshauptstadt, Sandra Yvonne Stieger (CDU), sagte MDR SACHSEN-ANHALT, es gebe es derzeit in Magdeburg keine großen Flächen mehr für Gewerbeansiedlungen. Der Stadtrat habe die Verwaltung deshalb gebeten, nach geeigneten Gewerbeflächen zu suchen.

Flugplatz Magdeburg ist vor allem ein Ort für Hobbypiloten

Eine erste Prüfung hat demnach ergeben, dass es zwei geeignete Standorte gibt. "Wir können uns ein neues Industrie- und Gewerbegebiet im Norden der Stadt im Bereich Großer Silberberg und Sülzegrund oder im Süden der Stadt auf den Flächen des Flugplatzes vorstellen", so Stieger.

Auf dem Flugplatz landen keine großen Maschinen, er wird vor allem von Hobbypiloten genutzt. "Wir schlagen dem Stadtrat jetzt vor, in eine Tiefenprüfung zu gehen und das Für und Wider dieser Standorte abzuwägen", sagte Stieger weiter.

Der Angeklagte Stephan Balliet wird nach der Urteilsverkündung im Landgericht Magdeburg mit dem Hubschrauber vom Flugplatz Magdeburg nach Burg Madel geflogen
Die Hubschrauberstaffel der Polizei ist auf dem Flugplatz Magdeburg stationiert. Bildrechte: IMAGO / Christian Schroedter

Wer nutzt den Flugplatz Magdeburg? Den Verkehrslandeplatz Magdeburg-City nutzen vor allem Hobby- und Privatflieger. Auch Geschäftsreisende fliegen den Platz mit ihren Business-Jets an. Zudem ist die Hubschrauberstaffel der Polizei dort stationiert. Sie könnte bleiben, da für sie keine Start- bzw. Landebahn notwendig ist. Am Flugplatz gibt es zudem zwei Flugschulen. Auch eine Vermessungsgesellschaft nutzt den Flugplatz Magdeburg.

Auch der Flughafen Cochstedt wird heutzutage anders genutzt als früher:

Flugplatz ist bereits gut an Verkehr angebunden

Aus einem Beschlussvorschlag des Dezernats für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit, der seit Dienstag auf der Internetseite der Stadtverwaltung Magdeburg einsehbar ist, geht hervor, dass die Flächen des Flugplatzes Magdeburg einige Vorteile für die Errichtung eines Industrie- und Gewerbegebietes bieten würden. So könnten dort "überwiegend bereits im Eigentum der Landeshauptstadt Magdeburg stehende Flächen" genutzt werden. Außerdem heißt es in dem Schreiben: "Durch die Nähe zur A14, den Anschluss an überregionale Straßen (B71) und gut ausgebaute innerstädtische Straßen ist die Fläche schon heute verkehrstechnisch gut erschlossen."

Ein Industrie- und Gewerbegebiet auf dem Gelände des heutigen Flugplatzes Magdeburg hätte den Angaben zufolge eine Größe von 144 Hektar. Im Gegensatz zum Sülzegrund müssten hier im ersten Entwicklungsabschnitt keine Agrarflächen versiegelt werden. Das wird in dem Schreiben als Vorteil angesehen.

Der Tower vom Flugplatz Magdeburg
Würde der Flugplatz zum Industriegebiet, müssten dafür keine Agrarflächen versiegelt werden. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Klaus-Dietmar Gabbert

Intel-Ansiedlung als Grund für die Suche

Ein Grund für die Suche nach einem neuen Gewerbegebiet in Magdeburg ist offenbar auch die geplante Intel-Ansiedlung. Schon jetzt "kann von einer spürbaren erhöhten Flächennachfrage von neuen Unternehmen ausgegangen werden", heißt es in dem Schreiben. Und weiter: "Nach Angaben von Intel beträgt das Transfervolumen an Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen an anderen Standorten ca. 1,5 Milliarden Euro." Magdeburg rechnet offenbar mit ähnlichen Summen, von denen hiesige Unternehmen profitieren könnten.

Vorschlag könnte "Einzelnen wehtun"

Die Wirtschaftsbeigeordnete Stieger geht davon aus, dass es um die Idee kontroverse Diskussionen geben wird. Sie sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Wir müssen die Potentiale des Wirtschaftsstandortes Magdeburg erkennen und die Zukunft gestalten." Das sei nicht immer einfach, weil auch Vorschläge gemacht werden müssten, die "vielleicht Einzelnen wehtun". Für die Entwicklung der Stadt sei es aber wichtig, auch solche Schritte zu gehen. "Die Zukunft wartet nicht auf uns, wir müssen sie aktiv selber gestalten."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) landet mit dem Hubschrauber der Luftwaffe auf dem Flugplatz Magdeburg (Sachsen Anhalt)
Den Flugplatz nutzen unter anderem Geschäftsleute und auch Politiker, wie Bundeskanzler Olaf Scholz im Jahr 2022. Bildrechte: IMAGO / Christian Schroedter

Petition gegen die Schließung

Noch ist das Ganze nur angedacht, doch bereits jetzt regt sich Widerstand. Eine Petition gegen die Idee hat am Donnerstag innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Unterstützer gefunden, sagte Mitinitiator Phillip Müller MDR SACHSEN-ANHALT. Er erklärte: "Schon die grundsätzliche Überlegung, den einzigen Flugplatz einer deutschen Landeshauptstadt zu schließen, ist relativ absurd."

Schon die grundsätzliche Überlegung, den einzigen Flugplatz einer deutschen Landeshauptstadt zu schließen, ist relativ absurd.

Phillip Müller Mitinitiator der Petition

Mit dem Flugplatz seien 200 Arbeitsplätze von luftfahrtaffinen Unternehmen verbunden, so der Geschäftsmann aus Magdeburg. "Und wer sich in der Luftfahrt nur ein wenig auskennt, der weiß: Magdeburg-City ist alternativlos." Weder Cochstedt sei nach der Privatisierung geeignet, die vielfältigen Funktionen zu übernehmen, noch ein anderer der kleineren lokalen Flugplätze. Phillip Müller und seine Mitstreiter wollen die Petition an die Oberbürgermeisterin sowie an Ministerien und den Ministerpräsidenten übergeben.

Auch die Wirtschaft in der Region hält wenig von den Plänen. Der Präsident der Industrie-und Handelskammer Magdeburg, Klaus Olbricht, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, man sehe eine mögliche Schließung als nicht zielführend an. Schon jetzt würden Geschäftsreisen über den Flugplatz abgewickelt. Mit der Ansiedlung von Intel würden es weit mehr werden. Olbricht äußerte die Hoffnung, "dass sowohl der Flugplatz als auch das in Rede stehende Gewerbegebiet gemeinsam entwickelt werden können."

Stadtrat beschäftigt sich mit Flugplatz im Oktober

Der Magdeburger Stadtrat wird laut Terminkalender der Stadtverwaltung am 17. Oktober darüber entscheiden, ob er dem Vorschlag des Wirtschaftsdezernats folgt und einer Tiefenprüfung der beiden potentiellen Gewerbegebiete zustimmt.

MDR (Stephan Schulz, Norma Düsekow, Johanna Daher, Max Hensch, Luise Kotulla)  | Erstmals veröffentlicht am 29.08.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. August 2024 | 17:00 Uhr

26 Kommentare

ElBuffo vor 1 Wochen

Steht nicht im Artikel, dass die Polizeihubschrauberstaffel keine Start- und Landebahn benötigt? Wird bei Rettungshubschraubern grundsätzlich ähnlich sein.

Herr Merkel vor 1 Wochen

Hier nochmal eine ganz andere Perspektive von mir.
Gelernte DDR-Bürger mit entsprechendem Alter wissen doch wie es war:
- Was es im Land nicht gab, gab es in der Berliner Blase,
- Was im Land nicht gebaut wurde, wurde in Berlin gebaut.
- Berlin war dem gemeinen DDR-Bürger sehr oft verhasst deswegen.

Die Landeshauptstadt Magdeburg sollte aufpassen, dass sie nicht in die gleiche Richtung geht.
Wenn ich Landstriche wie z.B. das Mansfelder Land sehe - um nur EIN Beispiel zu nennen - dann kann ich nachvollziehen, das nicht jeder im Land Sachsen-Anhalt bei der never-ending-INTEL-Story in absolute Begeisterung ausbricht.

Frank vor 1 Wochen

Ich werde Ihnen vernünftig antworten und nicht in dem Ton, den Sie für angemessen halten.
Ja, ich weiß was eine Platzgründen ist.
Aber ich habe dafür kein Verständnis, dass diese Runde über der Nachbargemeinde und nicht über der Stadt, zu der ja nun mal der Flugplatz gehört, stattfinden muss.

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