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MagdeburgFund auf Intel-Acker: Archäologen entdecken seltene Hügelgräber

30. März 2023, 04:41 Uhr

Es tut sich nicht nur etwas im Ringen um die Förderung der Intel-Ansiedlung in Magdeburg. Auch auf dem Grundstück am Eulenberg haben die dort beschäftigten Archäologen wertvolle Funde gemacht, die mehrere tausend Jahre alt sind. Im Sommer sollen die Arbeiten abgeschlossen sein – damit der nächste Schritt in Richtung Baustart getan werden kann.

Archäologinnen und Bagger arbeiten unter Hochdruck auf dem Eulenberg bei Magdeburg. Wo einmal die Chip-Fabrik von Intel entstehen soll, tragen sie an besonderen Stellen Schicht für Schicht des Erdreichs ab. Die Grabungsfelder deuten auf tausende Jahre alte Besiedlungsspuren hin, erzählt Dr. Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt:

"Wir haben hier den Nachweis, dass wir etwa ab 4.000, aber vor allem ab 2.000 vor Christi eine ganz intensive Nutzung des Platzes haben. Wir können das an einzelnen Hausgrundrissen, aber vor allem an den Gräbern der damaligen Zeit erkennen."

Börde schon damals ideal für Ansiedlungen

Für die Archäologin sind das wichtige Funde, die Stück für Stück freigelegt und geborgen werden sollen, bevor die Fläche für die Intelbauarbeiten freigegeben werden kann. Das Besondere an den Spuren in der Erde, die sich zum jetzigen Zeitpunkt nur als dunkle Umrisse in den Lehmschichten des Bodens abzeichnen, ist, dass das Ausmaß dieser dutzenden Gräber deutschlandweit einzigartig ist.

Die letzten Bewohner des Eulenbergs lebten im Neolithikum, also in der Jungsteinzeit. Es ist jene Epoche in der die Jäger und Sammler zu Hirten und Bauern wurden. Die Börde schien somit schon damals ideale Bedingungen für Ansiedlungen zu bieten, wie auch heute für Intel. Archäologin Dr. Susanne Friedrich ist bewegt, weiß aber auch, dass die Zeit drängt. Bis zum Sommer will die Archäologin mit ihrer Arbeit in Magdeburg fertig sein.

Verhandlungen in Berlin zu Intel-Förderung gehen voran

Während die Archäologen bei Magdeburg weiter nach Überresten menschlicher Siedlungsspuren forschen, wird in Berlin verhandelt. Auch die Landesregierung wird zu bestimmten Gesprächen angefragt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) kündigte an, dass die Bundesregierung nach finanziellen Mitteln im Bundeshaushalt suche, um die Förderlücke für die Großansiedlung zu schließen. Der US-Chip-Konzern hält nach Medienberichten staatliche Zuschüsse von fast zehn Milliarden Euro für notwendig. Bislang soll der Bund 6,8 Milliarden Euro zugesagt haben. Den fehlenden Betrag aufzubringen, sei keine leichte Übung, sagte Habeck MDR SACHSEN-ANHALT. Die Ansiedlung habe aber größte Priorität.

Das sind sehr konstruktive Gespräche, um das Projekt in Magdeburg auch erfolgreich weiterzuführen.

Benjamin Barteder | Intel-Sprecher

InteI-Unternehmenssprecher Benjamin Barteder begrüßte die Ankündigung des Wirtschaftsministers und sagte im MDR-Interview: "So ein Projekt ist natürlich langfristig geplant und wir arbeiten jetzt mit den Regierungspartnern zusammen, um eine Lösung zu finden, um diese Kostenlücke zu schließen." Man schätze den Austausch, so Barteder weiter. Es seien sehr konstruktive Gespräche, um das Projekt in Magdeburg auch erfolgreich weiterzuführen.

Die Debatte, die das Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle ausgelöst hatte, bewegt Intel hingegen nicht. Der stellvertretende IWH-Präsident Oliver Holtemöller äußerte in einem Interview, dass niemand Schlange stehen werde, um in Sachsen-Anhalt arbeiten zu können. Benjamin Barteder sagte dazu: "Die Diskussion rund um die Meldungen des IWH findet grundsätzlich ohne uns statt." Kritische Debatten seien aber immer zu begrüßen.

Zu den ausschlaggebenden Standortfaktoren zählten für Intel nicht nur der Platz, die staatliche Förderung sowie die Energie- und Wasserversorgung sondern auch die Talente, die vor Ort ausgebildet würden, so Barteder. Für Magdeburg habe vor allem gesprochen, "dass wir hier einen sehr großen Willen und sehr gute Partnerschaften mit den Bildungseinrichtungen vorgefunden haben."

Jobs bei Intel: Mitarbeitende aus aller Welt brauchen Schulen und Wohnraum

Natürlich werden die benötigten Fachkräfte nicht alle aus Sachsen-Anhalt kommen. Die hochausgebildeten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen aus der ganzen Welt. Somit müssen die Lebensbedingungen speziell für diese Mitarbeitenden und ihre Familien in und um Magdeburg stimmen. Der Intel-Sprecher nennt hier das Schlagwort "Mehrsprachigkeit". Man stehe mit der Stadt und der Landesregierung im Austausch, wie das Thema Schule und Kita gestaltet werden könne. Eine weitere wichtige Frage sei der Wohnraum.

Magdeburgs Wirtschaftsdezernentin Sandra Yvonne Stieger (CDU) ist bemüht diese Herausforderungen anzugehen. Mitte März gab es bereits einen Empfang für die 30 Intel-Mitarbeitenden und ihre Familien, die schon vor Ort sind. "Wir hatten ein Treffen im Rathaus mit der Oberbürgermeisterin, um einfach zu erfahren, wie das Ankommen war und was wir besser machen können."

Momentan laufen verschiedene Gespräche. Die schulpflichtigen Kinder werden auf Schulen aufgeteilt, die einen internationalen Zuschnitt haben. Das ist aber nicht die Lösung, so Stieger. Land und Stadt sind mit verschiedenen Experten im Gespräch, wie sich eine internationale Schule in Magdeburg aufbauen lässt, wie sie finanziert und geleitet werden kann.

Archäologische Arbeiten auf Intel-Acker: Bauablauf soll nicht gestört werden

In einer Übergangsphase befindet sich auch die Ackerlandschaft im Süden Magdeburgs, die noch bis zum Sommer von den Archäologen untersucht werden soll. Sandra Yvonne Stieger hofft, dass danach die Bagger an den Start gehen, die die Baufläche ausgleichen sollen und den angekündigten Erdaushub vornehmen können.

Für uns ist das Wichtigste, dass wir das Baufeld frei kriegen.

Sandra Yvonne Stieger | Wirtschaftsdezernentin der Stadt Magdeburg

"Für uns ist jetzt das Wichtigste, dass wir das Baufeld frei kriegen", so Stieger. Es müsse jetzt gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ein Plan ausgearbeitet werden, wie auch der zweite Dokumentationsabschnitt, also das Graben in die Tiefe, umgesetzt werden könne. Und zwar so, dass es im Bauablauf nicht störe.

Wenn Skelette von Magdeburgern aus der Jungsteinzeit geborgen werden, kommen diese zunächst nach Halle in das Landesmuseum für Vorgeschichte. Es sei denn, so Archäologin Dr. Susanne Friederich mit einem Augenzwinkern, Magdeburg möchte ein eigenes Museum eröffnen, in dem die Funde präsentiert werden können.

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MDR (Sebastian Mantei, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. März 2023 | 18:00 Uhr

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