Eine Computergrafik zeigt die in Magdeburg geplante Chipfabrik des US-Konzerns Intel.
So soll die geplante Giga-Fabrik von Intel in Magdeburg aussehen, rund 10.000 Arbeitsplätze sollen dort entstehen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Intel Corporation

Bestätigt Chiphersteller Intel baut Giga-Fabrik in Magdeburg

16. März 2022, 11:15 Uhr

Der Chiphersteller Intel hat bestätigt, dass seine neue Giga-Fabrik in Magdeburg entstehen soll – ein Riesengewinn für die Landeshauptstadt. Rund 10.000 Jobs sollen entstehen. Es ist die größte Firmen-Ansiedlung in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten.

Magdeburg hat den Zuschlag für eine milliardenschwere Giga-Fabrik des US-Konzerns Intel bekommen. Das hat Intel-Chef Pat Gelsinger am Dienstagnachmittag in einer Videobotschaft bekannt gegeben. Damit hat der Halbleiter-Hersteller der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt den Vorzug vor 70 anderen Standorten in Deutschland – unter anderem in Dresden – und Europa gegeben.

Intel möchte bei der Gestaltung der digitalen Zukunft Europas in den kommenden Jahrzehnten eine wesentliche Rolle spielen.

Pat Gelsinger Intel-Chef

Tausende Jobs entstehen in Magdeburger Gewerbegebiet Eulenberg

Nach Angaben von Intel-Chef Pat Gelsinger sollen insgesamt rund 10.000 neue Jobs entstehen. Dazu kommen mehrere Tausend Arbeitsplätze bei Zulieferern. "In der Bau-Phase rechnen wir mit bis zu 7.000 Beschäftigen im Baugewerbe, die tätig sein werden", sagte Christin Eisenschmid, Deutschland-Chefin von Intel. "Und wir rechnen damit, dass für die ersten zwei Fabriken bis zu 3.000 dauerhafte Stellen generiert werden – mit hochqualifizierten Arbeitskräften, die vor Ort arbeiten werden."

Intel investiert 17 Milliarden Euro in Magdeburg

Intel will in einem ersten Schritt mehr als 33 Milliarden und langfristig bis zu 80 Milliarden Euro in der EU investieren, 17 Milliarden davon in Magdeburg. Zum Vergleich: Für die neue Tesla-Fabrik in Brandenburg wird mit rund 5,8 Milliarden Euro nur ein Bruchteil der Investitionssumme veranschlagt.

Im Magdeburger Gewerbegebiet Eulenberg sollen zunächst zwei Halbleiter-Fabriken entstehen. Die Planungen beginnen laut Intel unmittelbar. Mit dem Bau will das Unternehmen im ersten Halbjahr 2023 beginnen, der Produktions-Start ist für 2027 geplant. Langfristig sollen die zwei Fabriken zu einer Mega-Fabrik mit bis zu acht zusammenhängenden Fabriken ausgebaut werden.

Größte Firmen-Ansiedlung in Deutschland

Nach Angaben von Branchenkennern handelt es sich um die größte Chip-Fabrik in Europa und die größte Firmen-Ansiedlung in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten. Über die mögliche Ansiedlung einer sogenannten "Giga-Fabrik" wurde bereits seit Monaten heftig spekuliert. Der gigantische Komplex soll im Südwesten von Magdeburg im Gewerbegebiet Eulenberg an der Grenze zum Landkreis Börde entstehen. Das Areal umfasst circa 450 Hektar.

"Magdeburg verfügt aus unserer Sicht über ideale Voraussetzungen für die Fabriken: Zum einen durch die geografische Lage, zum anderen durch die infrastrukturellen Voraussetzungen, durch Anbindung an Autobahnen, an Flughäfen, die Nähe zu größeren Städten wie Berlin, Hannover, Leipzig – das sind wichtige Standortvorteile", sagte Christin Eisenschmid. "Ein ganz entscheidendes Kriterium war aber auch die gute Beziehung zu den Ansprechpartnern vor Ort, die schnellen Reaktionszeiten und das Gefühl, dass man vor Ort, auf regionaler Ebene und auf Bundesebene das Projekt wirklich haben und eine Intel-Fabrik in Deutschland haben möchte."

Standort zwischen VW und Tesla

Der Standort in Magdeburg punktet mit seiner zentralen Lage zwischen den Auto-Fabriken von VW (Wolfsburg) und Tesla (Grünheide). Künftig sollen in der brandenburgischen Kleinstadt etwa 12.000 Beschäftigte bis zu 500.000 Elektroautos im Jahr bauen. Die Werke in Niedersachsen und Brandenburg könnten Hauptabnehmer der Intel-Chips sein. Auch die Universität in Magdeburg sei ein wichtiges Kriterium für die Ansiedlung gewesen, hieß es.

Corona-Pandemie hat Entscheidung bei Intel beeinflusst

Der Konzern profitiert wie die gesamte Branche von einer großen Nachfrage nach Chips, die nach dem Pandemie-Schock stark zugenommen hat. So kündigte Intel im Januar den Bau zwei neuer Fabriken im US-Staat Ohio für mehr als 20 Milliarden Dollar an. Zu Konzernchef Pat Gelsingers Strategie gehört, Intel verstärkt auch zu einem Auftragsfertiger zu machen, der neben eigenen Prozessoren Chips für andere Anbieter herstellt.

Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie hatte sich Intel entschieden, nach neuen Standorten in Europa zu suchen, um ein Gegengewicht zu den bestehenden Firmen-Standorten in den USA und Asien zu setzen, hieß es aus dem Unternehmen.

Ausschlaggebend für eine Intel-Fabrik in Deutschland sind wohl auch staatliche Subventionen. Bereits im Koalitionsvertrag haben die "Ampel"-Parteien die Grundlage für solche Ansiedlungen gelegt. Darin steht: "Wir wollen Deutschland zum globalen Standort der Halbleiter-Industrie machen. Dazu soll die deutsche Halbleiter-Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette auch finanziell hinreichend unterstützt werden, um diese Schlüsseltechnologie in Europa zu sichern, zu stärken und zukunftssicher auszubauen."

Mehr zum Thema: Intel in Magdeburg

dpa, MDR (Julia Heundorf, Hannes Leonard, Fabienne von der Eltz)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 16. März 2022 | 05:00 Uhr

84 Kommentare

LaIsa am 16.03.2022

Intel kommt nach Magdeburg.....wollen die hier einen serienreifen 3D Drucker für Essen bauen?! Das zu bebauende Land ist einer der fruchtbarsten Böden die als Nutzfläche für unsere Landwirtschaft verschwindet! Das ist traurig,zumal wir uns immer abhängiger von Importen für unsere Grundversorgung machen. Wer weiß ob Intel bei der jetzigen Situation überhaupt selber beliefert werden kann....dafür werden die Preise der Verbraucher was Lebensmittel angeht steigen,weil unser Weizen oder andere Dinge aus Russland&der Ukraine importiert werden. Money makes the world go round....schade Magdeburg....eine andere Lösung/Nutzung von schon erschlossenen Industrieflächen wäre doch viel sinnvoller gewesen ohne das Magdeburg auf Jobs verzichtet hätte.....?! Wirtschaft hin oder her....mit Intelchips kann man keine Bevölkerung ernähren....mit Kartoffelchips jedoch schon.

p1ckering am 16.03.2022

Hab' mir die Kommentare mal durchgelesen, "viele negative Kommentare" kann ich nicht bestätigen, es gibt hier einen User (Tasty), der hier heraussticht mit deutlich mißbilligenden Kommentaren (und davon reichlich), aber das war's dann auch.
Der Minuspunkt mit dem wertvollen Boden, der verloren geht, ist sicher nicht von der Hand zu weisen, auch wenn er "vorher abgetragen wird" (In welchem Gebiet soll er denn ausgebracht und wieder nutzbar sein?)
Insgesamt sehe ich den Sachverhalt aber eindeutig positiv, wie die meisten Kommentatoren hier.

Tom0815 am 16.03.2022

Also nach Ihrer Denke läuft das bei Intel wohl so ab?:
Oh, wenn wir hier 2 Mrd. Fördergelder bekommen und selbst noch 15 Mrd. investieren, dann lohnt es sich doch total, wenn wir dann alles dicht machen und in Asien für 10 Mrd. neu anfangen, um dann erst 2030 in Produktion zu gehen. Was für ein unternehmerischer Coup. Chapeau!

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