So soll der neue Campus auf dem Intel-Gelände aussehen.
Seit März 2022 ist es offiziell: Der US-Chiphersteller Intel baut in Magdeburg eine neue Fabrik. So könnte es dort nach Fertigstellung aussehen. Bildrechte: MDR/ Intel

Investition in Sachsen-Anhalt Chronologie der Intel-Ansiedlung in Magdeburg

17. September 2024, 15:40 Uhr

Intel verschiebt den Bau der Chipfabriken in Magdeburg aufgrund von Sparmaßnahmen um mindestens zwei Jahre. Ursprünglich sollte der Spatenstich noch in diesem Jahr erfolgen. Die wichtigsten Nachrichten und Ereignisse zur Intel-Ansiedlung im Überblick – samt der Probleme und der Kritik am Fabrikbau.

September 2024: Intel verschiebt Bau von Chipfabrik in Magdeburg

Der US-Konzern Intel verschiebt den Bau seiner Chipfabriken in Magdeburg um mindestens zwei Jahre. Als Grund verwies Firmenchef Pat Gelsinger auf Sparmaßnahmen. Vor Bekanntgabe dieser Entscheidung hatte er ein Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) geführt. Das bestätigte die Magdeburger Staatskanzlei MDR SACHSEN-ANHALT. Man habe sich über die Gründe für die Verschiebung des Milliardenprojekts ausgetauscht.

Der Chiphersteller Intel hatte bereits im August ein hartes Sparprogramm angekündigt. Weltweit sollen 15.000 Mitarbeiter entlassen werden. Zudem will der Konzern allein im kommenden Jahr zehn Milliarden Euro einsparen.

September 2024: Stadt Magdeburg arbeitet an Intel-Plänen

Trotz Krisennachrichten geht Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris weiter von einer erfolgreichen Intel-Ansiedlung aus. Magdeburgs Verwaltung arbeitet weiter intensiv an den Plänen für die Landeshauptstadt. Oberbürgermeisterin Simone Borris sagte MDR SACHSEN-ANHALT, sie habe keine Zeichen, dass der Konzern Abstand von Magdeburg nehme. Wegen massiver Verluste hatte Intel kürzlich ein großes Sparprogramm angekündigt.

Allerdings hat Intel auch am Rande der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin neue leistungsstarke Core Ultra Prozessoren vorgestellt, mit denen verloren gegangene Marktanteile zurückgewonnen werden sollen.

September 2024: Baugenehmigung erteilt

Anfang September hat das Landesverwaltungsamt die Baugenehmigung für die geplanten Intel-Farbiken in Magdeburg erteilt. Alle beantragten Haupt- und Nebengebäude können nun errichtet werden – unter anderem zwei Fabrikgebäude, die Gebäude für Kühlaggregate und das sogenannte Reinstwassergebäude inklusive Umspannstation.

Nach Angaben des Landesverwaltungsamtes bezieht sich die Baugenehmigung nur auf die Gebäude der Halbleiterfabrik, nicht auf die Produktionsanlagen für die Halbleiter-Herstellung. Dafür sei ein weiteres Verfahren vorgesehen.

Offiziell hat der US-Konzern noch nicht mit dem Bau der Halbleiterfabrik in Magdeburg begonnen, obwohl auf dem Gelände beispielsweise schon Straßen angelegt werden. Wann der erste Spatenstich stattfinden kann, entscheidet sich erst, wenn die Fördermittel durch die EU genehmigt sind.

August 2024: Krise bei Intel

Zuletzt gab es immer wieder negative Schlagzeilen über den Chiphersteller: Der Konzern will im Jahr 2025 mehr als zehn Milliarden US-Dollar einsparen und weltweit rund 15.000 Mitarbeiter entlassen. Allein im vergangenen Quartal fuhr Intel einen Milliardenverlust ein, will aber weiter in die Produktion investieren.

Laut einem Medienbericht denkt Intel jedoch darüber nach, Fabrikprojekte aufzugeben. In Frankreich und Italien hat der kriselnde Konzern bereits Investitionen auf Eis gelegt. Sachsen-Anhalt hofft weiter auf die Milliarden-Ansiedlung in Magdeburg.

Gleichzeitig steht die Genehmigung des Fördermittel-Antrags von der EU-Kommission noch aus. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist zuversichtlich, dass die Gelder bald genehmigt werden. Laut Habeck ist man "voll im Zeitplan".

Ministerpräsident Reiner Haseloff zeigt sich beim Spatenstich für die Zufahrtsstraße vom Erfolg der Milliarden-Ansiedlung überzeugt. "Wir sind täglich in Gesprächen mit Intel, aktuell gibt es keinerlei Signal, dass dieses Projekt in Frage gestellt wird", so der Ministerpräsident. Sollte Intel doch abspringen, macht er sich keine Sorgen, die Gewerbeflächen am Eulenberg belegt zu bekommen. "So ein Filetstück würden auch Unternehmen aus anderen Branchen nirgendwo anders finden."

Juni 2024: Ausgrabungen beendet

Die Ausgrabungen auf dem Eulenberg bei Magdeburg sind nach fast anderthalb Jahren beendet. Den Archäologen sind spektakuläre Funde gelungen, so wurden beispielsweise die Überreste eines jahrtausendealten Rindergespanns mit Kutscher gefunden. Das Baufeld für die geplanten Intel-Fabriken ist mit dem Abschluss der Grabungen nun frei.

März 2024: Baustellen-Zufahrten für sechs Millionen Euro

Für den anstehenden Bau der Intel-Fabriken sollen zwei Straßen als Zufahrten zur Baustelle geschaffen werden. Das hat die Landesregierung mit der eigens gegründeten High-Tech-Park GmbH vereinbart. Außerdem müssen mehrere Millionen Tonnen Börde-Boden abgetragen werden.

Februar 2024: Intel reicht Bauantrag ein

Der US-Konzern Intel hat den Bauantrag für seine zwei geplanten Chipfabriken in Magdeburg eingereicht. Wie das Landesverwaltungsamt MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, waren die Voraussetzungen dafür nun gegeben. Zuvor hatte das Unternehmen bereits im November einen Antragsentwurf vorgelegt. Dieser sei dann von einem Team aus Ingenieuren im Landesverwaltungsamt geprüft worden. Die daraus hervorgegangenen Nachforderungen habe Intel erfüllt.

Juni 2023: Verträge sind unterzeichnet, 10 Milliarden Förderung

Es ist fix: Die Bundesregierung und der US-Chiphersteller unterzeichnen am 19. Juni einen Fördervertrag über 9,9 Milliarden Euro. An den Förderungen gibt es massive Kritik. Intel-Chef Pat Gelsinger verteidigt die Förderung: "Für jeden Euro der Regierung stecken wir zwei Euro rein – ein großes Engagement für den deutschen und europäischen Markt".

Bereits Ende 2023 sollen die Bauarbeiten an der Fabrik beginnen. Um das zu ermöglichen, laufen seit Monaten Vorbereitungen. Derzeit untersuchen Archäologen das Gelände am Eulenberg.

März 2023: Schlagabtausch über Intel-Ansiedlung eskaliert

Das Leibniz Institut für Wirtschaftforschung in Halle äußert erneut Zweifel an den Plänen der Intel-Ansiedlung in Magdeburg. Es würden Arbeitskräfte und Infrastruktur fehlen, die staatlichen Subventionen seien zu hoch. Der frühere Oberbürgermeister und derzeitige Intel-Berater von Magdeburg, Lutz Trümper (SPD), weist die Vorwürfe als "absurd" und "unwissenschaftlich" zurück. Auch aus den Reihen der CDU wurde Kritik an den Äußerungen der Wissenschaftler laut.

Februar 2023: Diskussion um Höhe der Fördermittel

Intel macht den Baustart der Chip-Fabriken von Fördergeldern abhängig. Der US-Chip-Konzern hält laut deutschen Regierungsvertretern staatliche Zuschüsse von insgesamt fast zehn Milliarden Euro für notwendig. 6,8 Milliarden Euro sind bislang zugesagt, einer Erhöhung der Fördermittel steht der Bund skeptisch gegenüber. Die Meldungen lassen Zweifel aufkommen, ob Intel wirklich kommt.

Sachsens-Anhalts Landesregierung ist weiterhin optimistisch. Sie erwägt unterdessen, auf dem künftigen Intel-Gelände einen eigenen Windpark zu errichten. Damit soll der Industriepark nachhaltig mit Strom versorgt und günstige Energiepreise garantiert werden.

Kritik kommt vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle. Es würden Millionen an Subventionen in veraltete Technologie gesteckt. Ministerpräsident Haseloff äußert sich daraufhin unzufrieden mit der Forschungsleistung des Instituts im Landtag. Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) betont die Unabhängigkeit der Forschungseinrichtungen.

Januar 2023: Intel plant Baustart 2024

Immer wieder gibt es Verwirrung um die Intel-Ansiedlung und den möglichen Baustart. Das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Magdeburg hoffen auf einen Baubeginn im ersten Halbjahr 2023, andere Medien spekulieren über Verzögerungen. Intel selbst äußert sich zu dem Termin zunächst nicht geäußert. Das änderte sich im Januar 2023 in einem Interview bei "Zeit Online". Dort sagt Intel-Vorstand Keyvan Esfarjani, man habe bislang das Jahr 2023 für Genehmigungen eingeplant und vielleicht etwa 2024 für den Start der Bauarbeiten.

Eine Bedingung für den Baustart: Fördergelder vom Bund. Doch dafür müssen EU-Regeln gegen Wettbewerbsverzerrung aufgeweicht werden. Auf europäischer Ebene wird ohnehin geplant, sich bei der Halbleiterproduktion unabhängiger von China und den USA zu machen. Der Industrieausschuss des Europaparlamentes hat sich hinter Pläne der Europäischen Kommission zum sogenannten "EU Chips Act" gestellt. Damit werden Staatshilfen in Milliardenhöhe für neue Halbleiterfabriken in der EU möglich

November 2022: Intel-Chef Gelsinger besucht Standort

Intel-Konzernchef Pat Gelsinger besucht im November Magdeburg. Damit will er ein Zeichen setzen, dass es trotz Wirtschaftskrise und Konjunktureinbrüchen beim Bau der großen Fabriken in der Landeshauptstadt vorangehen soll. Öffentlich äußert sich der Amerikaner allerdings nicht. Dafür soll es intensive Gespräche hinter verschlossenen Türen in der Staatskanzlei geben.

Wenige Tage später macht Magdeburgs Stadtrat den Weg für den Verkauf von Grundstücken an Intel frei – für die Ansiedlung ein wichtiger Schritt. Zuvor hat die Stadt die Grundstücke von Privateigentümern für ca. 108 Millionen Euro gekauft.

August 2022: Ehemaliger OB Trümper wird Magdeburgs Intel-Berater

Magdeburgs früherer Oberbürgermeister Lutz Trümper wird die Stadt künftig zur Intel-Ansiedlung beraten. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sollen im Bereich der Abstimmung mit den Umlandgemeinden und dem Land Sachsen-Anhalt liegen. Die Stadt schätzt Trümper als Insider.

Juni 2022: Was Magdeburg plant, um die Umwelt zu entlasten

Bevor sich Intel ab 2023 auf dem Eulenberg ansiedeln kann, müssen bestimmte Umweltmaßnahmen zum Ausgleich umgesetzt werden. Damit soll die Tier- und Pflanzenwelt auf dem Areal entschädigt werden. Dafür verantwortlich ist die Stadt Magdeburg, sie muss sich dabei an den Maßnahmenkatalog der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt halten. Maßnahmen sind zum Beispiel Ersatzpflanzungen für Biotope oder die Umsiedlung von Feldhamstern.

Juni 2022: Experte äußert sich zu Wassernutzung

Im Streit darum, dass die Intel-Fabrik plant, Elbwasser für die Produktion zu verwenden, meldet sich ein Experte des Helmholtz-Zentrums zu Wort. Der Bereichsleiter "Wasserressourcen und Umwelt", Dietrich Borchardt, hält die Wasserentnahme durch Intel für unproblematisch. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, er könne sich nicht vorstellen, dass die Wasser-Entnahme-Mengen aus der Elbe so groß seien, dass sie einen signifikanten Einfluss auf die Elbe hätten, auch nicht in Niedrigwasser-Zeiten. Zeitgleich haben mehrere Landkreise in Sachsen-Anhalt wegen der anhaltenden Trockenheit Wasserentnahmeverbote für Oberflächengewässer verhängt.

Juni 2022: Stadtrat beschließt Bebauungspläne

Der Stadtrat Magdeburg stimmt dem Bebauungsplan für die Intelansiedlung einstimmig zu. Oberbürgermeister Lutz Trümper zeigte sich sehr zufrieden mit der großen Zustimmung aus dem Stadtrat. Neben der starken Zustimmung äußerten einzelne Vertreter der Linken und der Grünen aber auch Bedenken, dass noch viele Fragen zu Verkehr, Wasser- und Energieversorgung offen geblieben seien. Dazu gehöre auch ein umweltfreundliches Verkehrskonzept mit Radschnellwegen und ein S-Bahnanschluss.

Mai 2022: Delegation besucht Intel-Standort in Irland

Im Mai reist eine Wirtschaftsdelegation aus Sachsen-Anhalt zum Intel-Standort nach Irland. Die Politiker um Ministerpräsident Haseloff besuchen dort die Baustelle einer neuen Fabrik auf dem Intel-Gelände in der Grafschaft Kildare und lassen sich die Produktion der Halbleiter erklären. Außerdem wollen sie einen Einblick in das Wasser- und Energiemanagement bekommen. Intel ist in Irland bereits seit 1989 aktiv. Der Standort in Leixlip ist heute einer der modernsten der Welt.

April 2022: Begehung auf dem Intel-Gelände und erste Pläne zum Verkehrsanschluss

Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens (FDP) stellt bei einer Begehung des künftigen Intel-Fabrikgeländes erste Pläne zum Anschluss an das umliegende Verkehrsnetz vor. Demnach soll das Gebiet an der südwestlichen Stadtgrenze Magdeburgs zunächst wohl mit dem Bus und dann auch mit der Straßenbahn erschlossen werden. Auch der Anschluss einer S-Bahn- oder Bahn-Linie auf der Strecke Magdeburg – Halberstadt könnte folgen. Im Zuge des Begehungstermins wird auch für die Wiederbelebung der umliegenden Gemeinden geworben, denn die Intel-Investition stellt eine Chance für die ganze Region dar.

Die Intel-Fabriken sollen zudem einen Anschluss an die Elbe bekommen, denn für die Halbleiter-Produktion wird viel Wasser benötigt. Dafür ist eine kilometerlange Anbindung in Planung.

März 2022: US-Chiphersteller Intel kündigt Investition in Magdeburg an

Am 14. März 2022 bestätigt Intel, dass die geplante Giga-Fabrik des Chipherstellers in Magdeburg im Gewerbegebiet "Eulenberg" entstehen soll. Damit hat der Halbleiter-Hersteller der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt den Vorzug vor 70 anderen Standorten in Deutschland und Europa gegeben. Es ist die größte Firmen-Ansiedlung in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten. Für die Stadt Magdeburg ist das ein großer Gewinn. Rund 10.000 Jobs sollen entstehen. Die ersten Stellen schreibt Intel schon wenige Wochen später aus.

Die Politik übertrifft sich beim Bejubeln nach Intels Ankündigung. Die Menschen in der Umgebung von Eulenberg äußern jedoch auch Bedenken, zum Beispiel über den Verlust des guten Börde-Bodens und hinsichtlich der Infrastruktur.

Dezember 2021: Stadtrat gibt grünes Licht für neues Gewerbegebiet

Der Magdeburger Stadtrat macht im Dezember 2021 den Weg für ein neues Industriegebiet im Südwesten an der Grenze zur Börde frei, mit einer Größe von mehr als 500 Fußballfeldern. In dem Gebiet soll sich ein großer internationaler Investor ansiedeln – davon träumt die Landeshauptstadt schon seit Jahren. Ob es schon einen Investor gibt, ist allerdings noch nicht klar.

November 2021: Medienberichte über Intel-Ansiedlung in Magdeburg

Erste Medien berichten über eine mögliche Ansiedlung des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg. Demzufolge prüft das Unternehmen mehrere Standorte für eine Milliarden-Investition. Neben Magdeburg sollen auch Dresden und Bayern infrage kommen. Dem Bericht zufolge will der Chip-Hersteller in Europa zwei Fabriken bauen, für jeweils rund zehn Milliarden Euro. Ausschlaggebend für eine Intel-Fabrik in Deutschland sind staatliche Subventionen. 

Schwerpunkt

Eine Computergrafik zeigt die in Magdeburg geplante Chipfabrik des US-Konzerns Intel.
Bildrechte: picture alliance/dpa/Intel Corporation

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. September 2024 | 06:00 Uhr

1 Kommentar

Machdeburjer am 13.05.2022

Rosige Zukunft :-)

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