Schlechte Bilanz Trotz Sparprogramm: Intel hält offenbar an Fabrik in Magdeburg fest
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02. August 2024, 16:44 Uhr
Der Chiphersteller Intel hat zuletzt große Verluste gemacht und plant nun ein umfassendes Sparprogramm. Weltweit sollen Tausende Stellen gestrichen werden. Die Fabrik, die der Konzern ab 2025 in Magdeburg bauen will, ist laut Intel-Chef Pat Gelsinger aber weiterhin geplant – ohne nähere Details zu nennen. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt zeigt sich zuversichtlich.
- Der Chiphersteller Intel hält offenbar an den Plänen für seine Fabrik in Magdeburg fest – trotz Sparprogramm.
- Der Konzern will 2025 mehr als zehn Milliarden US-Dollar einsparen, aber weiter in die Produktion investieren.
- Details nannte Intel-Chef Gelsinger nicht. Doch in Magdeburg ist man zuversichtlich.
Intel hält offenbar trotz eines umfassenden Sparprogramms an der geplanten Chip-Fabrik in Magdeburg fest. Der Chef des US-Halbleiter-Konzerns, Pat Gelsinger, sagte, man investiere weiterhin in die Kernbereiche. Durch den Ausbau der Produktionskapazitäten in den USA und der EU wolle man die Lieferketten widerstandsfähig machen.
Milliardenverluste: Intel streicht Tausende Stellen
Am Donnerstag hatte Intel bekanntgegeben, dass im kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden US-Dollar eingespart werden sollen. Dafür plane man unter anderem, von weltweit rund 125.000 Stellen im Konzern und den Tochterunternehmen mehr als 15 Prozent zu streichen – was etwa 18.750 Mitarbeitenden entspricht. Zudem solle vom vierten Quartal an vorerst keine Dividende mehr gezahlt werden.
Laut der aktuellen Bilanz hat Intel im vergangenen Quartal etwa 1,6 Milliarden US-Dollar (etwa 1,47 Milliarden Euro) Verlust gemacht. Berichten zufolge schrieb Gelsinger in einer Nachricht an die Mitarbeitenden, Intels Kosten seien aktuell zu hoch, die Gewinnspannen zu niedrig. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz 24 Milliarden Euro geringer gewesen als noch 2020, die Zahl der Mitarbeitenden aber zehn Prozent höher.
Intel-Chef Gelsinger: Investitionspläne an Marktentwicklung angepasst
Dennoch plant Intel, die Fertigungskapazitäten zu erweitern und modernste Produktionsverfahren zu meistern. Um zu überleben, soll das Unternehmen stärker zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler werden. Zu Intels Plänen gehört auch der Bau eines rund 30 Milliarden Euro teuren Werks in Magdeburg.
Zu den konkreten Vorhaben in Deutschland, Frankreich und Italien äußerte Gelsinger sich aktuell nicht, sagte aber, grundsätzlich wolle man an der bisherigen Strategie festhalten. Die Investitionspläne habe Intel an die nun erwartete Marktentwicklung angepasst, sagte Gelsinger, ohne dabei genaue Details zu nennen. Zudem werde Intel darauf achten, nicht zu hohe Kapazitäten aufzubauen, bis es neue Bestellungen gibt.
Intel-Fabrik in Magdeburg weiterhin geplant
Sachsen-Anhalts Landesregierung zeigte sich dennoch zuversichtlich: "Nach Auskunft von Intel ändert sich für den Standort Magdeburg in der Planung nichts", sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe.
Intel wartet für den Bau der Fabrik in Magdeburg noch auf Genehmigungen, unter anderem für die Milliardensubventionen, die die Kosten abfedern sollen. Der Baustart wurde zuletzt immer wieder verschoben und ist aktuell für 2025 geplant. Die ersten Baumaßnahmen hat das Landesverwaltungsamt bereits genehmigt.
dpa, MDR (Maren Wilczek)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. August 2024 | 13:00 Uhr
Herr Merkel vor 5 Wochen
Ich habe mir noch einmal die Artikel der letzten Monate hier auf der Seite angeschaut.
19.05.2024:
- Intel ist auf Kundensuche für die Chips, die künftig aus Magdeburg kommen sollen.
- Nach Meinung von Intel-Vorstand Schell: ist noch viel Überzeugungsarbeit nötig. Man müsse zeigen, welche Möglichkeiten Intel für Magdeburg und Deutschland bringen.
Diese Aussage von Herrn Schell ist aus meiner Sicht wichtig
a) im Kontext zur der INTEL Strategie der Auftragsgertigung UND
b) im Kontext zu der Aussage, dass getätigte Investitionen sich vor dem Hintergrund des aktuellen Wertverlusts der Firma deutlich früher auszahlen müssen als bisher geplant.
Mein Zwischenfazit:
1. INTEL hat seine marktführende Stellung eingebüsst und spielt aktuell nur noch in der zweiten Liga.
2. Es wird u.U. keine weitere Fabrik geben, wenn nicht bereits vorher wertschöpfende Kundenverträge abgeschlossen sind.
3. Die Situation ist wieder offener als bisher.
Es könnte teurer werden … und ggf. später kommen.
Pelzie vor 6 Wochen
"Subventionen sind an Bedingungen geknüpft. Die bekommt man nicht einfach so und definitiv nicht, um sich zu retten"
Ihren Optimismus möchte ich auch mal haben.
chris99 vor 6 Wochen
Das ist so einfach nicht korrekt.
Der Punkt ist nicht, dass Intel veraltete Chips produziert. Intel konzentriert sich auf einen anderen Markt, dem Desktop, mobilen und Servermarkt.
Für KI waren erst Grafikchips gefragt, besonders von Nvidia und daraufhin hat Nvidia diese Grafikchips für KI optimiert.
Mit veralteter Technologie hat das nichts zu tun.
Zusätzlich muss man unterscheiden zwischen Fertigung und Chipdesign. Und bei der Fertigung ist auch nicht die kleinste Fertigungsgröße automatisch die modernste oder beste. Infineon ist da ein gutes Beispiel.
Intel muss in Magdeburg lediglich die Chips fertigen, die hier auch nachgefragt werden, dies zuverlässig und zum günstigen Preis. Für andere Standorte haben sie schon bei ASMLs Flagschiff zugeschlagen, ob das hier Sinn ergibt ist noch offen und auch nicht zwingend notwendig für einen Erfolg.