Chipfabriken in Magdeburg Intel-Chef Gelsinger optimistisch – Einigung steht offenbar bevor

18. Juni 2023, 08:42 Uhr

Mit 9,9 Milliarden Euro will der Bund offenbar den Bau der Intel-Fabriken in Magdeburg fördern – mit mehr als drei Milliarden Euro mehr als bisher bekannt. Im Gespräch mit dem MDR zeigt sich Intel-Chef Pat Gelsinger optimistisch, zu einer Einigung mit der Politik zu kommen. Nach Medienberichten ist der Vertrag unterschriftsreif. Bundeskanzler Olaf Scholz will sich am Montag mit Gelsinger treffen.

Intel-Chef Pat Gelsinger hat sich zuversichtlich gezeigt, für die geplanten Chipfabriken in Magdeburg zu einer Einigung mit der Politik zu finden. Gelsinger sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Freitag, man arbeite mit der Bundesregierung daran, die Verträge fertigzustellen. Damit solle sichergestellt werden, "dass wir mit unseren Investitionen in der ganzen Welt wettbewerbsfähig sind", erklärte der Intel-Chef weiter.

Intel Logo auf Smartphone-Bildschirm
Der Vertrag für die Intel-Ansiedlung in Magdeburg steht offenbar kurz vor der Unterschrift. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Pond5

Berücksichtigen müsse man dabei etwa den Bau, die Energiekosten und die Technologie, die gebaut werden soll. "Wenn wir ein führender Hersteller für Spitzentechnologie sein wollen, kommt das alles zusammen", so Gelsinger. Auch bei den Kosten gelte es, weltweit wettbewerbsfähig zu sein. "Daran arbeiten wir gerade mit der Bundesregierung." Nach der Vertragsunterschrift hoffe man auch auf die Zustimmung der EU.

Treffen von Scholz und Gelsinger am Montag

Vieles deutet darauf hin, dass die Verhandlungen um die Förderung für die geplante Investition des US-amerikanischen Chipherstellers Intel zum Abschluss kommen. Am Montag will sich Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem Intel-Chef treffen. Was bei dem Treffen besprochen werden soll, ist nicht bekannt.

Berichte über eine grundsätzliche Einigung bestätigte die Bundesregierung am Freitag nicht. Man sei optimistisch, dass die Ansiedlung einer solchen Schlüsseltechnologie gelinge. Die Gespräche liefen noch. Auch Intel und Sachsen-Anhalts Landesregierung wollten die Informationen nicht kommentieren.

Mehr zum aktuellen Stand der Dinge sehen Sie im Beitrag von MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE vom 16. Juni:

Offenbar knapp 10 Milliarden Euro Förderung vom Bund

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sagte dennoch am Rande des Bundesrats in Berlin MDR SACHSEN-ANHALT, dass man kurz vor der Einigung stehe. Die Grundlagen für den Baustart seien gelegt.

Der Bund wird die Fabrik in Magdeburg, so berichtet das "Handelsblatt" (Euro) unter Berufung auf Regierungsmitglieder, mit 9,9 statt der ursprünglich in Aussicht gestellten 6,8 Milliarden Euro fördern. Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte sich bislang gegen höhere Subventionen gesträubt. In einem "Handelsblatt"-Interview vom Februar sagte er: "Wir sind nicht erpressbar."

Die Gespräche im Kanzleramt laufen sehr konstruktiv und sind ergebnisorientiert. Das Land und die Kommunen haben ihre Hausaufgaben gemacht, so dass die Grundlagen für einen Baubeginn gelegt sind.

Reiner Haseloff, Ministerpräsident (CDU) Sachsen-Anhalts

Haseloff zeigte sich zuversichtlich, dass noch offene Fragen geklärt werden können. Am Sonntag trifft er Intel-Chef Pat Gelsinger ganz privat in Wittenberg. Haseloff und Gelsinger verbindet neben Intel auch der christliche Glaube. Für den Lutheraner Gelsinger ist der Besuch der Lutherstätten ein besonderes Anliegen. Die Einladung hatte der Ministerpräsident bereits zur Verkündung der Intel-Investition 2022 ausgesprochen. Nun soll sie eingelöst werden.

Magdeburg als Zulieferer für Intel-Halbleiterwerk in Polen

Gelsinger ist derzeit auf Europatour. Im polnischen Wroclaw stellt er die Pläne für eine neue Fabrik vor, in der Chips von den Waferplatten herausgelöst, auf ihre Leistung getestet und entsprechend verbaut werden, sodass sie in den Handel gehen können.

Die Waferscheiben, auf denen die Chips produziert worden sind, werden aus Irland und künftig auch aus dem Magdeburger Werk nach Polen geliefert. Es ist das letzte Glied in der Produktionskette von Halbleitern. Intel will in Polen 4,6 Milliarden Euro investieren. Am Standort Wroclaw sollen 2.000 Arbeitsplätze entstehen.

reuters, MDR (Sebastian Mantei, Oliver Leiste, André Plaul) | Erstmals veröffentlicht am 15.06.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 19. Juni 2023 | 19:00 Uhr

143 Kommentare

Roy_Bianco am 17.06.2023

Der Unterschied ist aber auch, dass die Polen die Endfertigung machen. Woher die Vorprodukte stammen werden ist denen erstmal egal. Kann auch direkt aus den USA kommen wenn die Produktion in Deutschland nicht zum geschenkten Tarif stattfinden wird. Die Unweltkosten werden auch geringer ausfallen und viel mehr Mitarbeiter sind es in MD erstmal auch nicht aber die Fabrik kostet die Hälfte von den Subventionen aus Deutschland. Vielleicht hätte so ein Werk hier viel mehr Sinn gemacht.

schwarzinger am 17.06.2023

@EOM
Hier würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster hängen. Das trifft auf Rakete22 allerdings auch zu. Denn der Sachverhalt kann noch nicht beurteilt werden.
Wenn diese Investition in ein paar Jahren, aus welchen Gründen auch immer, in die Hose geht, dann bliebe unter dem Strich eine Veruntreuung von Steuergeldern und das wäre in dieser Dimension dann doch ein Verbrechen.
Also Daumen drücken und abwarten.

Roy_Bianco am 17.06.2023

Eine Kritik noch an den MDR. Das Interview mit Gelsinger ist sehr skuril. Er bekommt 10 Mrd für sein Unternehmen und es wird so dargestellt als ob wir Intel jetzt dankbar sein sollen, weil die soviel Geld im Osten investieren. Die wichtigste Frage ist anscheinend ob er hier mal zum Beten herkommt? Was ist das für ein Boulevardsjournalismus? Bisher hat der bei Intel noch nichts gerissen und grinst immer nur in die Kamera. Gab es auch mal kritische Fragen wenn man ihn schon zum Interview da hat? Wirklich keine gute Berichterstattung. Aus dem Klimasondervermögen soll dann eine umweltschädliche Fabrik gebaut werden. Was für grüne Häuchler.

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