"Letzte Generation" Klimaprotest sorgt für langen Stau auf B1 in Magdeburg

22. November 2022, 08:52 Uhr

Die Proteste der Bewegung "Letzte Generation" haben am Montag auch Magdeburg erreicht. Drei Demonstranten hatten sich im Berufsverkehr auf die B1 geklebt. Auf der Bundesstraße gab es lange Staus.

In Magdeburg haben Klimaaktivisten des Bündnisses "Letzte Generation" am Montag die Bundesstraße 1 blockiert. Betroffen war die Kreuzung Walther-Rathenau-Straße/Gustav-Adolf-Straße Richtung Burg. Zwei von drei Fahrspuren waren dicht.

Verkehr: lange Staus in der Innenstadt

Drei Teilnehmer der Gruppe hatten sich am Morgen auf die Straße geklebt. Nach gut drei Stunden wurde die Aktion von der Polizei beendet. Die Beamten waren mit einem Großaufgebot im Einsatz und leiteten Autos einzeln an den Protestierenden vorbei. Es gab auf der B1 in der Magdeburger Innenstadt lange Staus und einen Auffahrunfall, an dem ein LKW und ein PKW beteiligt waren.

Mit der Blockade haben die Proteste der Bewegung nun auch Magdeburg erreicht. Nach Angaben einer Sprecherin sollen die deutschlandweiten Aktionen ausgeweitet werden. Das kündigte eine Sprecherin der Gruppe im MDR an. Grund seien die enttäuschenden Ergebnisse des Weltklima-Gipfels.

"Letzte Generation" fordert Tempolimit und 9-Euro-Ticket

Die Protestbewegung organisiert seit Monaten bundesweite Straßenblockaden oder Protestaktionen. Bekannt ist sie auch durch die Protestaktionen in Museen. So wurde im Oktober beispielsweise in Potsdam ein Gemälde mit Kartoffelbrei beworfen, das Bild war durch eine Scheibe geschützt.

Hierbei geht es den Aktivisten darum, Druck auf die Bundespolitik auszuüben und Klimaziele, wie eine Neueinführung des 9-Euro-Tickets oder ein deutschlandweites Tempolimit von 100 km/h durchzusetzen.

"Wir kämpfen hier um das zukünftige Überleben der Menschheit. Genau deswegen machen wir solche Aktionen", teilte die Aktivistin Lina Schinköthe von der "Letzten Generation" MDR SACHSEN-ANHALT im Vorfeld der Aktion am Montag mit.

Bereits mehrere Straßenblockaden in anderen Städten

In den vergangenen Tagen hatten Aktivisten bereits in anderen Städten in Deutschland wichtige Verkehrsachsen blockiert, darunter in Berlin. Sie argumentieren, Demonstrationen mit Millionen Teilnehmern – wie etwa von Fridays for Future – hätten bislang nicht genug für den Klimaschutz erreicht.

Im Unterschied zu anderen Klimabewegungen ist die "Letzte Generation" der Ansicht, ihre Forderungen seien nur mit zivilem Ungehorsam umzusetzen. Lina Schinköthe erzählt, dass sie vor einigen Jahren mit bunten Schildern durch Magdeburg lief, auf denen Stand, dass das Pariser Klimaabkommen eingehalten werden soll.

"Und das Ergebnis davon war trotzdem ein verfassungswidriges Klimaschutzpaket der Bundesregierung. Wenn man also in die Geschichte schaut, ist und bleibt das effektivste Mittel gegen Regierungsversagen der zivile Widerstand – und genau das machen wir jetzt", so die Aktivistin.

Umstrittene Gruppe mit wissenschaftlicher Grundlage

Auch wenn die Auseinandersetzung mit der Klima-Thematik sehr komplex ist, werden die zentralen Forderungen der "Letzten Generation" von einem großen Teil der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage untermauert. 

In einer im April 2022 veröffentlichten Mitteilung vom Umweltbundesamt (UBA) wird z. B. davon ausgegangen, dass ein generelles Tempolimit von 130 km/h — also 30 km/h mehr, als die derzeitige Forderung der Letzten Generation – zu einer jährlichen Reduktion von 1,5 Millionen Tonnen CO2 führen würde. Dies entspricht 600 Millionen Liter Kraftstoff pro Jahr.

Protestaktionen stehen auch in der Kritik

Die "Letzte Generation" steht für ihre Protestaktionen häufig in der Kritik. So äußerte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), nach der Vielzahl von Aktionen der Initiative, deutlich. "Ich gebe gerne zu, dass ich das nicht gut finde, wenn jetzt Kunstwerke irgendwie bemalt oder mit Brei beworfen werden", so Scholz.

Die Debatte rund um die "Letzte Generation" verschärfte sich weiter, als ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr Berlin, am Montag des 3. November, verspätet zu einem Unfallort eintraf. Eine Radfahrerin verunglückte bei einem Unfall mit einem Betonmischer schwer. Nach dem Eintreffen der Sanitäter vor Ort wurde festgestellt, dass nur ein Spezialfahrzeug die Frau befreien könne. Dieses Fahrzeug befand sich jedoch in einem Stau, welcher von einer Protestaktion der letzten Generation ausgelöst wurde. Die Frau starb wenige Tage nach dem Unglück aufgrund ihrer Verletzungen. 

Inzwischen bestätigt ein Bericht der Notärztin vor Ort, dass der fehlende Spezialwagen nicht ausschlaggebend für den Tod der Frau war.

Protest in Weimar verhindert

In Weimar in Thüringen hatte die Polizei am Freitag eine geplante Demo-Aktion der umstrittenen Protestgruppe verhindert. Wie die Polizei mitteilte, hatte sie Platzverweise an Personen verteilt, die mit Farbeimern und Kleber in der Stadt aufgegriffen wurden. Die Beamten haben nach eigenen Angaben auf einen anonymen Hinweis reagiert.

MDR (Marvin Kalies, Maximilian Fürstenberg, Gianluca Siska) | Erstmals veröffentlicht am 21.11.2022

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 21. November 2022 | 19:00 Uhr

207 Kommentare

kleiner.klaus77 am 23.11.2022

Entweder man spielt nach Demokratischen Spielregeln und die inkludiert 20a, oder man spielt ein Machtspiel kann nur hoffen die Aktivisten haben schnell Erfolg in diesem Spiel, denn die Geschichte hat gezeigt, was passiert, wenn Regierungen sich nicht an ihre eigenen Gesetze halten.

kleiner.klaus77 am 23.11.2022

Die Frage ist nicht, was dürfen Aktivisten die Frage ist, was darf der Staat? Und der Staat darf scheinbar die Lebensgrundlage der nächsten Generationen vernichten GG 20a wird also gekonnt ignoriert, auch ein Verfassungsurteil hat noch nicht viel verändert an den Maßnahmen der Bundesregierung. Da er eigentlich die Lebensgrundlagen schützen müsste und es nicht tut, ist jede Protestform, die sich nicht gegen Menschen richtet, gerechtfertigt. Wenn Menschen unter Unterdrückungsstrukturen leiden, oder leiden werden, fragt doch niemand nach der Art der Protestform. Niemand würde nachträglich die Suffragettenbewegung oder Rosa Parks (Bürgerrechtsbewegung) für ihre Protestform kritisieren, da beiden Bewegungen Protestformen vorausgegangen sind, die friedlich waren und leider nichts erreicht haben.

emlo am 23.11.2022

@pwsksk: All das, was Sie beschreiben geschah in Zeiträumen von Millionen Jahren. Der aktuelle Klimawandel geschieht dagegen im Zeitraum von nicht mal 200 Jahren. Finde den Unterschied!
Zur Zeit der Dampfmaschinen wurde nur ein Bruchteil des heutigen CO2 emittiert.

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