Meinung Intel: Die Chip-Fabrik und die Nörgler

Portrait-Bild von Uli Wittstock
Bildrechte: Uli Wittstock/Matthias Piekacz

Der Magdeburger ist, abgesehen vom Fussball, nur schwer zu begeistern. Das höchste Lob, das der Magdeburger zu vergeben hat, heißt: Kannste nicht meckern. Und auch auf die Nachricht zur geplanten Großinvestition vor den Toren der Stadt gab es nicht nur Lob und Zuspruch. Auch die Stimmen einiger Nörgler waren zu vernehmen. Uli Wittstock hat ihnen zugehört.

Kritik ist wichtig, aber Kritik setzt voraus, dass man sich mit dem Thema beschäftigt. Dem Nörgler reicht es, seine eigenen Vorurteile bestätigt zu sehen. Das zeigt sich exemplarisch bei der Debatte um die Ansiedlung der Chipfabrik des Großkonzerns Intel. Berufsnörgler erobern das Netz und wissen schon, dass die Investition scheitern wird, weil die Politiker nicht in der Lage sind, so ein Projekt zu stemmen.

Kritiker befürchten: Billigjobs und Leiharbeit

Allerdings waren es ja gerade eben jene Politiker, die diese Ansiedlung für Magdeburg auf den Weg brachten. So mancher glaubt auch zu wissen, dass bei Intel nur Billigjobs und Leiharbeit angeboten werden, dabei verdient man in der Halbleiter-Industrie mindestens so viel wie im Automobilbereich. Dass wertvoller Ackerboden versiegelt wird, ist ein weiterer Kritikpunkt, der merkwürdigerweise beim Bau von Autobahnen oder Ortsumgehungen keine Rolle spielt.

Dabei gibt es durchaus berechtigte Kritik. So ist unklar, wie viele Fördermittel für die Ansiedlung aufgebracht werden sollen. Ebenso ist unklar, woher der grüne Strom kommen soll und ebenso spannend dürfte es werden, wie sich das Wassermanagement gestaltet. Dass die Stadt über eine Verlängerung der Straßenbahn nachdenkt, wird die Ottersleber freuen und eine mögliche S-Bahn Anbindung erscheint ebenfalls sinnvoll. Ob und wann diese städtischen Millioneninvestitionen sich rechnen, ist ebenfalls eine Frage, die derzeit unbeantwortet bleibt.

Viele offene Fragen

Dass allerdings Intel in wenigen Jahren wie eine Wanderheuschrecke weiterzieht, steht eher nicht zu erwarten. Wer 17 Milliarden Euro investiert, der wird nicht so ohne Weiteres diesen Standort aufgeben. Auf viele Fragen wird es wohl derzeit noch keine Antworten geben, nörgeln jedoch ist keine Alternative.

Mehr zur Intel-Ansiedlung

MDR (Susanne Ahrens)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 20. März 2022 | 11:10 Uhr

14 Kommentare

Denkschnecke am 21.03.2022

Ich verstehe Sie nicht: Fühlen Sie sich jetzt vom Kommentator angesprochen oder nicht? Woher wissen Sie, dass Herr Wittstock Sie gemeint hat, wenn Sie sich nicht als "Berufsnörgler" sehen?

atomkraftwerk am 21.03.2022

Chips werden immer gebraucht und immer mehr. Und Strukturgrößen zu verkleinern ist ein normaler Prozess der seit seit Jahrzehnten läuft. Daher ein gutes Zeichen wenn Intel hier in die Zukunft investiert. Ich kann nur hoffen daß all die Genehmigungsverfahren und deutschen Bürokratiehürden genommen sind bevor uns die Zukunft eingeholt hat und das Werk veraltet ist bevor es überhaupt eröffnet. Das ist das Problem in Deutschland.

atomkraftwerk am 21.03.2022

Je eher man anfängt zu bauen, oder für Deutschland: die Anträge auf die Anträge einzureichen, desto eher kommen da Produkte raus und Steuern ins Land.
Hinsichtlich der sogenannten 'Berufsnörgler' (wie passt das eigentlich mit Eurer Nettikettenrichtlinie zusammen?), es ist doch kein Geheimnis, daß Politiker und die Bürokratie schon so manche Entwicklung verschleppt oder im Sande erstickt haben - wenn das zu bedenken gibt ist man ein Nörgler? Ihr solltet Euresgleichen mal hinterfragen.

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Dass heutzutage noch Klöster gebaut werden, mag verwundern. In Magdeburg gibt es jetzt aber ein neues. Es wird künftig von vier Prämonstratensermönche bewohnt werden.

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