Sparpläne Kulturzentrum Moritzhof in Magdeburg kämpft um Existenz

23. September 2022, 17:57 Uhr

Das soziokulturelle Zentrum "Moritzhof" in Magdeburg ist für seine kulturellen Angebote und seine Stadtteilarbeit bekannt. Nun steht es offenbar vor dem Aus. Grund dafür sind steigende Energiekosten und nach zwei Pandemie-Jahren ausbleibendes Publikum. Die Geschäftsführerin kämpft darum, dass es weitergehen kann. Doch trotz Sparplänen bleibt die Lage bedrohlich.

Eigentlich hatten sich viele Veranstalter und Künstler aus Magdeburg auf einen rauschenden Wiedereinstieg nach zwei Jahren Corona-Pandemie gefreut. Endlich wieder auftreten, endlich wieder volle Säle, endlich wieder live! Nun scheint ausgerechnet dieses Jahr aber für viele das schwerste zu werden. Die steigenden Energiepreise und ausbleibendes Publikum drohen viele Einrichtungen in die Knie zu zwingen.

Beliebtes Programmkino, aber auch Konzerte und Theater

Besonders prekär ist die Lage im soziokulturellen Zentrum "Moritzhof" in der Magdeburger Neustadt. Eigentlich ist der Moritzhof überregional für sein vielfältiges Programm bekannt. In drei Sälen läuft hier Programmkino, auf mehreren Bühnen gibt es Konzerte, Lesungen, Theater, Poetryslam, Comedyprogramme und Kabarett. Auch in der Nachwuchs- und Stadtteilarbeit ist der Moritzhof eine wichtige Institution. Doch momentan kämpft das Kulturzentrum um seine Existenz.

"Wir haben noch ungefähr halb so viel Publikum wie 2019, sodass wir häufig Veranstaltungen haben, die auf Minus enden" sagt die Geschäftsführerin des Moritzhofs, Katrin Gellrich, MDR SACHSEN-ANHALT. "Gleichzeitig sind die Energiekosten um das Dreifache gestiegen, auf ungefähr 30.000 Euro im Jahr." Die Geschäftsführerin sitzt vor einer Reihe von Monatsprogrammen aus früheren Jahren. Sie zögert kurz, bevor sie beinahe abgeklärt hinzufügt: "Wenn wir so weitermachen wie bisher, würden wir das nächste Jahr finanziell nicht überleben."

Sparmaßnahmen alleine werden nicht reichen

Auch wenn die Lage des Moritzhofs derzeit prekär ist, zeigt sich Katrin Gellrich kämpferisch. Noch. Denn: "Man muss weitermachen. Und man muss natürlich versuchen, seinen Anspruch zu halten und auch den kleineren Bands eine Bühne zu bieten." Die Frage sei nur, wie lange man das noch aufrecht erhalten könne, sagt sie.

Um irgendwie über die Runden zu kommen, plant Gellrich am Moritzhof massive Sparmaßnahmen umzusetzen. Dazu gehören Einsparungen am Programm, eine Erhöhung der Eintrittspreise und Vermietung von Räumlichkeiten. Auch die Suche nach zusätzlichen Fördermitteln und Sponsoren sei geplant. "Aber selbst wenn alle Maßnahmen gelingen, wären wir bei der aktuellen Lage immer noch im Minus im nächsten Jahr", sagt Gellrich.

Hilfe von außen ist gerade kaum zu erwarten. Die Stadt Magdeburg wird die zusätzlichen Energiekosten voraussichtlich nicht ausgleichen können. Zu klamm ist dazu die Stadtkasse, zu viele Einrichtungen sind dieses Jahr auf Unterstützung angewiesen.

Die große Frage: Wie kommt das Publikum zurück?

Damit ist auch klar: Auf Dauer werden der Moritzhof und andere Kulturbetriebe sich nur halten können, wenn das Publikum zurückkommt. Warum das bisher nicht der Fall ist, darüber rätseln derzeit Menschen auf der ganzen Welt. Dass das Programm daran schuld ist, glaubt Katrin Gellirch nicht.

Ich glaube nicht, dass es an den Künstlern oder an der Qualität des Programms liegt. Wir zeigen genauso gute Filme wie vorher oder haben auch die gleichen Bands da, die vor drei, vier und fünf Jahren hier noch erfolgreich gespielt haben.

Katrin Gellrich, Geschäftsführerin des Moritzhofs

Gellrich selbst erklärt sich das Wegbleiben das Publikums durch mehrere Gründe: Die Angst vor Corona, die steigenden Lebenshaltungskosten, die Angst vor erneuten Absagen von Veranstaltungen und auch veränderte Sehgewohnheiten sowie die Gewöhnung ans "zu Hause bleiben" könnten ihrer Meinung nach eine Rolle spielen. Fakt ist: Die Besucher fehlen derzeit. Und ohne Publikum wird es den Moritzhof nicht mehr lang geben.

MDR (Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. September 2022 | 08:00 Uhr

4 Kommentare

marion.2 am 24.09.2022

Ich möchte noch sagen, dass ich sehr sehr traurig darüber bin, dass immer mehr kleine Veranstaltungsorte(die ich sooo liebe)der gegenwärtigen Situation zum Opfer fallen!

marion.2 am 24.09.2022

Ich möchte einen weiteren Grund nennen, weiß aber nicht, ob es nur mir so geht: Keiner weiß zum jetzigen Zeitpunkt, ob nicht bald wieder Maskenpflicht bei kulturellen Veranstaltungen gilt. Ich habe schon Karten für eine Veranstaltung Ende Oktober und schon jetzt Angst, dass ich Maske tragen muss...
Kulturveranstalter setzen verordnete Maßnahmen sofort um und wehren sich nicht dagegen...!
Ich bin 66Jahre alt und habe keine Angst (mehr) vor Corona, aber vor den immer wiederkehrenden Einschränkungen...
Ich möchte noch viele kulturelle Veranstaltungen erleben, aber nicht mit Maske ect.

marion.2 am 24.09.2022

Ja, das Umfeld ist vielleicht nicht so toll, aber das spielt doch für die Veranstaltung selbst gar keine Rolle.

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