
Aktuelle Informationen im Ticker Anschlag auf den Weihnachtsmarkt Magdeburg: Der Live-Ticker am Sonntag
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22. Dezember 2024, 22:09 Uhr
Nachdem am Freitagabend auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ein Auto durch die Menschenmenge gefahren ist, gibt es fünf Tote und mehr als 200 Verletzte. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde in der Nacht zu Sonntag Haftbefehl erlassen. Die Kritik am Schutz der Zufahrten wird lauter. Die Entwicklungen im Überblick.
- Aus Sicht eines Experten hätten alle Zufahrten zum Weihnachtsmarkt geschützt werden können.War das Sicherheitskonzept unzureichend?
- Die Stellvertreterin von Magdeburgs Oberbürgermeisterin hat die Einwohner dazu aufgerufen, Angebote zur Krisenbewältigung zu nutzen.
- Die Staatsanwaltschaft Magdeburg hat neue Informationen zur Herkunft der Todesopfer bekannt gegeben.
- Der Ältestenrat des Landtags trifft sich nach MDR-Recherchen am Montag zu einer Sondersitzung, die über die Hintergründe der Tat aufklären soll.
Hier bekommen Betroffene und Angehörige Hilfe:
Den Ticker zu den Geschehnissen am Montag (23.12) finden Sie hier.
20:53 Uhr | Faeser spricht sich für Gesetzesverschärfungen aus
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat nach dem Anschlag von Magdeburg dafür plädiert, neue Gesetze zur inneren Sicherheit rasch zu beschließen. In einem am Sonntagabend veröffentlichten Interview des Magazins "Spiegel" nannte Faeser etwa das neue Bundespolizeigesetz, das die Bundespolizei stärken soll, oder die Einführung der biometrischen Überwachung von Ausländern.
"All diese Gesetzentwürfe von uns könnten sofort beschlossen werden", sagte die SPD-Politikerin und spielte damit auf das Ende der Ampel und die fehlende Regierungsmehrheit im Bundestag an. Die Sicherheitsbehörden bräuchten mehr Befugnisse und Personal. Zuvor am Sonntag hatte Faeser versichert, dass bei der Aufklärung und Aufarbeitung des Anschlags von Magdeburg "durch die Bundesbehörden jeder Stein umgedreht" werde. Nach dem Anschlag würden auch mögliche Versäumnisse der Sicherheitsbehörden geprüft.
19:33 Uhr | Magdeburger sollen Krisen-Angebote nutzen
Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz hat die Magdeburger aufgerufen, Angebote zur Krisenbewältigung zu nutzen. Sie sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntag, es gebe viele Angebote, die Kriseninterventionen würden gut angenommen. Bund und Land hätten weitere Unterstützung zugesagt, unter anderem für die Schulen.
Stieler-Hinz kündigte auch an, dass alles noch einmal hinterfragt werden müsse, auch um für die Zukunft zu lernen. Unbestritten sei, dass es auch künftig Weihnachtsmärkte in Magdeburg geben werde. Die Frage sei, in welcher Form und mit welchen Rahmenbedingungen.
Laut Stieler-Hinz wird nach Heiligabend "mit aller Pietät" entschieden, wie es mit der Kultur weitergeht. Man brauche jetzt diesen Moment des gemeinsamen Trauerns, wolle dann aber wieder Orte schaffen, wo Menschen sich begegnen und Kultur genießen könnten. Deswegen habe man sich auch entschieden, die Lichterwelten ab Heiligabendmittag wieder anzuschalten. Auch der Alte Markt könne bereits wieder betreten werden.
Stieler-Hinz ist erste Stellvertreterin von Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) und zugleich Beigeordnete für Kultur, Schule und Sport.
18:30 Uhr | Kritik am Sicherheitskonzept wird lauter
Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt gibt es Kritik am Sicherheitskonzept der Veranstalter. Christian Schneider, Sachverständiger für Zufahrtsschutz, sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntag, eigentlich hätten alle möglichen Angriffsrouten so geschützt werden müssen, dass eine Einfahrt unmöglich gewesen wäre.
Es sei baulich möglich, Zufahrten so zu gestalten, dass ohne Fahrzeugkontrolle niemand durchkomme. Wie bei einer Tiefgarage mache man ein Tor auf, dann fahre der berechtigte Verkehr durch und dann mache man das Tor wieder zu. Die Aussage, dass bei einem Zufahrtsschutz die Rettungskräfte nicht durchkommen würden, sei falsch. Als positive Beispiele nannte Schneider die Weihnachtsmärkte in Mainz und am Berliner Breitscheidplatz. Dort seien die Zufahrten abgesichert.
Wie die Bild-Zeitung am Sonntagabend berichtete, habe in Magdeburg das Sicherheitskonzept vorgesehen, dass ein Fahrzeug der Polizei im Breiten Weg hätte quer stehen sollen. Dies sei allerdings nicht der Fall gewesen.
17:13 Uhr | Polizei-Gewerkschaft bemängelt fehlenden Austausch zwischen Behörden
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisiert nach dem Anschlag in Magdeburg einen fehlenden Behördenaustausch. "Wir sprechen zu wenig bei den Behörden untereinander. Der Datenaustausch ist nicht automatisiert", sagte Jochen Kopelke dem Fernsehsender Phoenix.
Er frage sich, warum nicht vor dem Anschlag das Nötige getan worden sei – obwohl sehr viele Behörden im Vorfeld den Täter im Visier gehabt hätten. Man müsse sich schnellstens auch grundsätzlich Gedanken darüber machen, wie man etwa Hinweise aus dem Ausland künftig behandele. Seit langem warte man polizeilich auch darauf, schneller auf Erkenntnisse in anderen Regionen Deutschlands zurückgreifen zu können.
17:07 Uhr | Lichterwelt soll wieder leuchten
Die Elemente der Magdeburger Lichterwelt auf dem Magdeburger Domplatz sollen an Heiligabend ab Vormittag wieder leuchten. Dazu haben sich die Verantwortlichen des Weihnachtsmarktes entschlossen. "In diesen dunklen Stunden brauchen wir alle etwas Hoffnung", heißt es in einem Post bei Facebook.
16:35 Uhr | Gefährderansprache: Neue Fragen an die Sicherheitsbehörden
Der Umgang der Sicherheitsbehörden mit dem mutmaßlichen Attentäter im Vorfeld des Anschlags wirft immer weitere Fragen auf. Wie MDR-Recherchen zeigen, hatte die Polizei Magdeburg Taleb A. eine schriftliche Gefährderansprache zukommen lassen. Das Dokument liegt MDR INVESTIGATIV vor.
In dem Schreiben wird aus einer E-Mail von Taleb A. an die Kölner Staatsanwaltschaft zitiert, in der es heißt: "Daher habe ich kein schlechtes Gewissen für die Ereignisse die in den nächsten Tagen passieren werden (...)." Durch die Behörden ist dies offenbar als abstrakte Drohung gewertet worden. In dem versandten Gefährderanschreiben heißt es dazu: "Auch wenn Sie in diesem Fall keine konkreten Konsequenzen angedroht haben, werden Sie hiermit aufgefordert Schreiben in dieser Form zu unterlassen. Diese könnten unter Umständen strafrechtliche Konsequenzen mit sich ziehen." Nach MDR-Informationen liegen diese Ereignisse schon ein Jahr zurück. Die Polizei wollte sich heute mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht dazu äußern.
Auf MDR-Anfrage hatte ein Polizeisprecher am Samstag zunächst eingeräumt, dass eine geplante Gefährderansprache nicht durchgeführt werden konnte, da man Taleb A. nicht angetroffen habe. Ob es erst zum Versuch einer persönlichen Gefährderansprache kam und danach das Schreiben versendet wurde, ist derzeit unklar. Ebenso unklar ist, ob das Gefährderanschreiben von Taleb A. unterzeichnet und zurückgesendet wurde – oder ob der Versuch einer persönlichen Gefährderansprache die Reaktion darauf war, dass das nicht geschehen ist.
NACHTRAG vom 27. Dezember: Laut Polizei handelt es sich bei dem Dokument nicht um eine schriftliche Gefährderansprache, sondern um das Protokoll einer "durchgeführten Gefährderansprache". Dieses sei auch durch den späteren Attentäter unterzeichnet worden.
16:15 Uhr | Attentäter in der JVA Burg untergebracht
Der mutmaßliche Ättentäter sitzt nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT inzwischen in der JVA Burg ein. Dorthin wurde er offenbar bereits in der Nacht überstellt. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen ist er in einem besonders gesicherten Haftraum mit "aktiver Bewachung" untergebracht. Das Justizministerium wollte sich auf Nachfrage nicht zur Art der Inhaftierung äußern, bestätigte aber die Unterbringung in der Haftanstalt.
15:45 Uhr | Bündnis verfasst Appell gegen Polarisierung
Gegen eine Instrumentalisierung des Weihnachtsmarkt-Anschlags durch die "extreme Rechte" haben das Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit "Miteinander", das Bündnis gegen Rechts Magdeburg und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Sachsen-Anhalt eine "Magdeburger Erklärung" verfasst. Jetzt sei die Zeit der Trauer und inneren Einkehr, heißt es darin. "Wir bitten alle politischen Akteure auf das Bedürfnis der Menschen in der Stadt nach Momenten der Stille und der Trauer Rücksicht zu nehmen."
Es sei dagegen nicht die Zeit für Polarisierung. "Wir sind besorgt über Schuldzuweisungen. Wir sind besorgt über die Dämonisierung und Bedrohung von Menschen migrantischer Herkunft." Das Bündnis wirbt darum, die Erklärung zu unterstützen und weiterzuverbreiten.
15:11 Uhr | Vier der fünf Todesopfer aus Großraum Magdeburg
Die Staatsanwaltschaft Magdeburg hat weitere Angaben zu den Todesopfern des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt gemacht. Demnach stammen vier der fünf Opfer aus dem Großraum Magdeburg. Es handele sich um Erwachsene im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren. Um die Familien zu schützen, gab der Sprecher keine weiteren Details zur Herkunft bekannt.
Wie schon zuvor bekannt geworden war, ist das fünfte Opfer ein Neunjähriger, der erst seit kurzem in Niedersachsen lebte.
14:55 Uhr | Europaminister von Frankreich in Magdeburg
Frankreichs Europaminister Benjamin Haddad ist in Magdeburg eingetroffen. Das berichtet die Landesregierung bei X. Er wolle im Namen des französischen Präsidenten Emanuel Macron die "unerschütterliche Freundschaft und Solidarität Frankreichs mit Deutschland ausdrücken", so Haddad in einem Post bei X. "In diesem schmerzhaften Moment teilen wir die Trauer des deutschen Volkes."
14:33 Uhr | Kommunen warnen vor zu strengen Sicherheitsmaßnahmen
Mit Blick auf den Anschlag in Magdeburg warnen die Städte und Kommen vor zu strengen Sicherheitsvorkehrungen auf Weihnachtsmärkten. "Weihnachtsmärkte dürfen nicht zu uneinnehmbaren Festungen werden", sagte der Ehren-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, dem Magazin "Kommunal" und "Kommunal.de". Der Charakter des Miteinanders und der Lebensfreude müsse erhalten bleiben.
Zugleich habe Sicherheit auf Weihnachtsmärkten für die Kommunen "oberste Priorität", betonte der langjährige Hauptgeschäftsführer. Es gebe seit Jahren eine enge Abstimmung mit der Polizei und Ordnungsbehörden. Landsberg räumte aber auch ein: "Eine absolute Sicherheit gibt es nicht." Wichtig sei die frühzeitige Erkennung von Gefährdern. "Das ist jedoch keine Aufgabe der Kommunen, sondern der Polizei und der Nachrichtendienste."
14:10 Uhr | So geht es Magdeburgern zwei Tage nach dem Attentat
MDR SACHSEN-ANHALT hat sich in Magdeburg umgehört, wie es den Bürgerinnen und Bürgern zwei Tage nach dem Anschlag geht. Einer von ihnen sprach dabei über Magdeburgs Vergangenheit. "Es ist eine geschundene Stadt mit dem Dreißigjährigen Krieg, der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg." Die Stadt habe viel erlebt, aber sei immer wieder aufgestanden. "Das gibt mir denke ich auch Hoffnung."
Hier können sie auch den anderen Befragten zuhören:
13:55 Uhr | Oberbürgermeisterin Borris ruft zu Zuversicht auf
Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) hat ihre Stadt aufgerufen, die Zuversicht nicht zu verlieren. Zwei Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT, es dürfe nicht passieren, dass man jetzt im Stillstand verharre und nicht mehr dafür sorge, dass es auch noch Freude gebe in dieser Stadt.
Borris kündigte an, dass sich die Verwaltungen nach den Feiertagen zusammensetzen würden, um zu klären, welche Veranstaltungen die Stadt perspektivisch umsetzen will und welche Einschränkungen gelten sollen. Für das künftige Gedenken will die Stadt nach Aussagen der Oberbürgermeisterin die Bürgerinnen und Bürger fragen, was sie sich wünschen. "Wir haben es als Stadt immer wieder geschafft, uns aufzurichten, aufzustehen und nach vorne zu blicken."
Borris sagte weiter, dass der Alte Markt am Montag wieder freigegeben wird.
13:46 Uhr | Neunjähriger Junge aus Niedersachsen unter den Opfern
Unter den Todesopfern des Anschlags ist ein neunjähriges Kind, das seit Kurzem in Niedersachsen wohnte. Die Niedersächsische Jugendfeuerwehr teilte auf ihrer Homepage mit, dass der Junge Mitglied der Kinderfeuerwehr Warle im Landkreis Wolfenbüttel war. Durch diese "sinnlose Tat" sei das Kind aus dem Leben gerissen worden, hieß es dort. Gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Niedersachsen bat die Jugendfeuerwehr um Spenden, um die Familie des Jungen finanziell zu unterstützen.
Über die Herkunft des getöteten Kindes hatten zunächst mehrere Medien berichtet. Der Junge war in Bayern aufgewachsen und kürzlich mit seiner Mutter nach Niedersachsen gezogen. In Floß in der Oberpfalz trauerten am Samstag Menschen in einem Gottesdienst um den getöteten Jungen.
13:32 Uhr | Spendenkonto zur Unterstützung Betroffener und Angehöriger
Die Hilfsorganisationen DRK, Caritas und Diakonie haben auf Initiative der Landesregierung Sachsen-Anhalt in einem Aktionsbündnis ein Spendenkonto zur Unterstützung für Betroffene und Angehörige eingerichtet. Damit soll die Arbeit der Hilfsorganisationen sowie die Organisation der Opferhilfe Weißer Ring vor Ort unterstützt werden.
Wenn Sie spenden möchten, dann unter folgender Bankverbindung:
DRK Sachsen-Anhalt, Sozialbank
IBAN: DE10 3702 0500 0003 5195 00
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Opferhilfe Magdeburg
13:12 Uhr | Sondersitzung des Innenausschusses am 30. Dezember
Der Innenausschuss des Bundestags soll am 30. Dezember zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag aus Koalitionskreisen. Auch die Bild-Zeitung hatte darüber berichtet.
Dirk Wiese, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag, erklärte, dass aus seiner Sicht neben Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auch die Präsidenten von Bundesnachrichtendienst, Verfassungsschutz und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge vorgeladen werden sollten. Auch die zuständige Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) aus Sachsen-Anhalt solle erscheinen. Bereits zuvor hatten mehrere Unionspolitiker eine Sondersitzung des Innenausschusses gefordert.
13:06 Uhr | LAMSA berichtet von Hetze gegen Migranten in Magdeburg
Migrantenorganisationen in Sachsen-Anhalt berichten nach dem Anschlag in Magdeburg von Übergriffen auf Menschen mit ausländischen Wurzeln. Das Landesnetzwerk LAMSA teilte mit, dass Rechtsextreme mehrere Migranten durch die Stadt gehetzt und gejagt hätten. Gegen Mitarbeiter und Mitglieder des Verbandes soll es Angriffe, Bedrohungen und Beleidigungen gegeben haben. Das Netzwerk zeigte sich empört darüber, dass der Anschlag instrumentalisiert werde. Magdeburg dürfe nicht zum Spielfeld rechter Hetze werden.
Ähnliches hatte zuvor bereits die Fach- und Beratungsstelle Gewalt- und Radikalisierungsprävention geschildert. Demnach sollen vermeintliche Migranten in Magdeburg auf der Straße etwa als "Terroristen", "Verbrecher" und "Pack" beschimpft, geschubst oder bespuckt worden sein.
Die Polizei teilte MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntag auf Nachfrage mit, dass ihr keine Informationen darüber vorliegen.
12:38 Uhr | Tatverdächtiger drohte bereits 2013 mit Anschlag
Der mutmaßliche Attentäter soll bereits 2013 mit einer terroristischen Tat gedroht haben. Wie das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommerns mitteilte, gab es damals einen Streit mit der Ärztekammer des Landes während seiner Facharztausbildung. Es ging um die Anerkennung von Prüfungsleistungen.
2013 drohte er demnach der Ärztekammer telefonisch mit Handlungen, die international Aufsehen erregen würden, und verwies auf den Anschlag beim Boston-Marathon, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen. Nach der Drohung durchsuchten Ermittler seine Wohnung und überprüften elektronische Geräte. Hinweise auf eine konkrete Anschlagsvorbereitung fanden sie jedoch nicht.
Im September 2013 verurteilte ihn das Amtsgericht Rostock wegen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten" zu einer Geldstrafe von 900 Euro.
12:33 Uhr | Nichts deutet auf islamistischen Tathintergrund hin
Nach Lagen wie dem Attentat von Magdeburg verbreiten sich Fake News rasend schnell, insbesondere in sozialen Netzwerken. So passiert es bei vielen Taten wie denen in Magdeburg. Aktuell kursieren Behauptungen, der mutmaßliche Täter habe bei seiner Festnahme "Allahu Akbar" gerufen. Auf der Plattform X verbreiten Nutzer entsprechende Videos und Kommentare.
Einzig: Mit Blick auf das, was inzwischen über den Mann bekannt ist, ist ein islamistischer Hintergrund äußerst unwahrscheinlich. Eher war der Mann zuletzt mit islamfeindlichen Aussagen aufgefallen, wie MDR-Recherchen zeigen. Zudem hätte jeder Umstehende entsprechende Worte rufen können.
11:45 Uhr | Mutmaßlicher Täter im Konflikt mit Zentralrat der Ex-Muslime
Der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg stand offenbar seit längerer Zeit im Konflikt mit dem Zentralrat der Ex-Muslime und der angeschlossenen Säkularen Flüchtlingshilfe. Er habe die Organisation "seit Jahren terrorisiert", erklärte die Vorsitzende Mina Ahadi am Samstagabend in Köln. Er habe die Ausrichtung der Organisation kritisiert und einzelne Aktive öffentlich diffamiert.
Vergangenes Jahr erstritten Betroffene vor Gericht, dass der Mann seine Verleumdungen unterlassen müsse. Ende Oktober 2024 habe er in einer Berufungsverhandlung eine Wutrede gehalten: Er werde Europa vor der Islamisierung retten, wozu deutsche Gerichte nicht in der Lage seien. Laut Einschätzung von Ahadi richtet sich der Hass des Mannes jedoch nicht nur gegen Muslime, sondern gegen "alle, die seinen Hass nicht teilen".
11:22 Uhr | Was der mutmaßliche Täter im Netz verbreitete
Der mutmaßliche Täter von Magdeburg ist seit März 2016 auf Twitter, inzwischen X, und hat dort mehr als 120.000 Posts abgesetzt. Recherchen von MDR Investigativ zeigen, was er dort und auch auf anderen Plattformen im Netz verbreitete. Der Tatverdächtige beschreibt sich demnach als links, teilt aber teilweise rechtsextreme Inhalte.
Sein letzter Post vor der Tat besteht aus vier Videos mit teils sehr wirrem Inhalt und Vorwürfen gegenüber Regierung, Parlament, Justiz und Polizei. Fazit dieses und anderer Videos: Die Politik der offenen Grenzen, die von deutschen Linken vertreten werde, ziele demnach in Wahrheit auf die Islamisierung Europas ab. "Sie öffnen ihre Grenzen für Islamisten, die illegal einreisen, doch sobald es um Ex-Muslime geht, die legal ankommen, unterziehen sie diese einer regelrechten Folter."
Die gesamte Recherche lesen Sie hier:
11:18 Uhr | Ältestenrat des Landtags trifft sich zu Sondersitzung
Der Ältestenrat des sachsen-anhaltischen Landtags trifft sich nach dem Attentat auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Montagnachmittag zu einer Sondersitzung. Landtagspräsident Gunnar Schellenberger habe zu der Sondersitzung eingeladen, hieß es in einer Mitteilung. Vertreter der Koalitionsfraktionen CDU, SPD und FDP hätten das verlangt.
Da die Zuständigkeit zahlreicher Ausschüsse berührt sei, soll sich zunächst der Ältestenrat als Führungsgremium des Parlaments ein Bild machen, "um über die weitere parlamentarische Befassung mit dem Anschlag, seine Ursachen und Folgen beraten zu können", teilte die Landtagsverwaltung weiter mit.
Neben Mitgliedern des Ältestenrats sollen die innenpolitischen Sprecher der sechs Landtagsfraktionen, Innenministerin Tamara Zieschang, Justizministerin Franziska Weidinger (beide CDU) und Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) dabei sein. Letztere aufgrund ihrer Zuständigkeit für den Maßregelvollzug. Der mutmaßliche Täter von Magdeburg arbeitete als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Maßregelvollzug in Bernburg.
10:36 Uhr | Polizeigewerkschaft warnt vor Spekulationen
Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat vor Spekulationen über den Umgang mit angeblichen Warnungen zum Tatverdächtigen von Magdeburg gewarnt. "Jetzt ist die Zeit der Ermittlungskräfte, da könnten sich die Hobby-Polizisten einmal zurückhalten", erklärte Wendt am Sonntag in Berlin. In Magdeburg hätten die Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten professionelle Arbeit abgeliefert, sie verdienten Respekt und Anerkennung statt absurder Verdächtigungen.
Der mutmaßliche Täter soll den Behörden in der Vergangenheit wiederholt aufgefallen sein. Wendt erklärte, es müssten jetzt die vielen widersprüchlichen Informationen zusammengetragen und sachgerecht ausgewertet werden, das brauche Zeit. "Das gilt übrigens auch für die Beurteilung der Sicherheitsmaßnahmen rund um den Weihnachtsmarkt in Magdeburg."
10:21 Uhr | Bamf erhielt Hinweis zu Tatverdächtigem
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat nach eigenen Angaben bereits im Spätsommer 2023 einen Hinweis zu dem mutmaßlichen Täter des Magdeburger Anschlags erhalten. Der Hinweis sei über Social-Media-Kanäle eingegangen, teilte das Bamf am Samstag auf X mit. Da das Bamf keine Ermittlungsbehörde sei, sei die hinweisgebende Person an die zuständigen Stellen verwiesen worden. Der Hinweis sei jedoch ernst genommen worden.
Im Netz kursieren aktuell Screenshots mit angeblichen Warnungen vor dem mutmaßlichen Täter an das Bamf. Die Echtheit dieser Nachrichten ist noch unklar.
Auch das Bundeskriminalamt (BKA) wurde gewarnt: Laut BKA-Chef Holger Münch ging im November 2023 ein Hinweis aus Saudi-Arabien zu dem Mann ein. Ermittlungsmaßnahmen seien daraufhin eingeleitet worden, jedoch sei der Hinweis unspezifisch gewesen.
09:45 Uhr | Union fordert Sondersitzung des Innenausschusses
Die Union im Bundestag drängt auf eine Sondersitzung des Innenausschusses noch vor Silvester. Das berichtet die Bild-Zeitung. Der Anschlag von Magdeburg werfe Fragen zu möglichen Warnungen aus dem In- und Ausland auf, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andrea Lindholz (CSU). "Diese müssen noch in diesem Jahr geklärt werden."
Alexander Throm (CDU), innenpolitischer Sprecher der Fraktion, fordert, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser persönlich zu den Fragen der Abgeordneten Stellung nimmt. "Diesen Respekt schuldet sie den fünf Todesopfern", so Throm.
09:10 Uhr | Sondertermine für Blutspenden am Universitätsklinikum ausgebucht
In Magdeburg gibt es nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt großes Interesse, Blut zu spenden. Das Deutsche Rote Kreuz und das Universitätsklinikum Magdeburg teilten mit, dass die Sondertermine für Blutspenden am Montag von 10 bis 18 Uhr alle ausgebucht seien. Spender könnten auch ohne Reservierung kommen, müssten allerdings mit Wartezeiten rechnen.
Nach Angaben der Uniklinik vom Samstag ist der Blutbedarf zwar gedeckt. Es sei jedoch entscheidend, die Vorräte an Blutkonserven wieder aufzufüllen. Demnach hatten viele Bürger gefragt, wie sie mit Blutspenden helfen können. Die Uniblutbank Magdeburg organisiert daher am Montag zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz einen Sondertermin zur Blutspende.
08:45 Uhr | Drei Personen bejubeln Anschlag
Einige Stunden nach dem Anschlag am Freitagabend haben drei Personen die Amokfahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt offenbar bejubelt. Das berichten übereinstimmend die Volksstimme und die Bild-Zeitung. Die Polizei bestätigte den Vorfall.
Die drei Verdächtigen hatten sich demnach in der Nähe der Goldschmiedebrücke aufgehalten. Die Polizei habe die Personalien festgestellt und Anzeige wegen "Billigung von Straftaten, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören" erstattet. Diese Straftat kann mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.
08:30 Uhr | Andacht in Köthen
In der Köthener St.-Jakobs-Kirche haben am Samstagabend im Rahmen eines Bläserkonzerts rund 400 Besucherinnen und Besucher der Opfer des Anschlags gedacht. Oberkirchenrat Matthias Kopischke bezeichnete das Konzert als Brückenschlag zum ökumenischen Gottesdienst in Magdeburg. Er sagte in seiner Andacht: "Unsere Gedanken und Gebete gelten den Opfern des Anschlages und ihren Angehörigen". Viele Konzertbesucher nutzten die Gelegenheit, Kerzen für die Opfer des Anschlages zu entzünden.
07:50 Uhr | Anteilnahme aus dem Ausland
Papst Franziskus hat in einem Telegramm an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Anteilnahme an der Trauer der Hinterbliebenen zum Ausdruck gebracht. Allen Betroffenen sichere er seine geistliche Nähe zu, heißt es in dem Schreiben. "Papst Franziskus betet für die Verstorbenen und vertraut die Menschen Christus, unserer Hoffnung, an, dessen Licht in die Dunkelheit strahlen möge. Von Herzen erbittet er allen Gottes Beistand und Trost."
Auch der tschechische Präsident Petr Pavel hat ein Kondolenzschreiben verfasst. "In einer Zeit, die voller Freude und Erwartung auf die Weihnachtsfeiertage sein soll, ringen wir leider stattdessen mit Leid, Trauer und Verzweiflung", heißt es darin. An der Prager Karls-Universität war es vergangenes Jahr am 21. Dezember zu einem Amoklauf mit 14 Opfern gekommen.
07:25 Uhr | Landesinnenministerin Zieschang verteidigt Sicherheitskonzept
Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) hat das Sicherheitskonzept für den Magdeburger Weihnachtsmarkt verteidigt. Die CDU-Politikerin sagte MDR SACHSEN-ANHALT, der Magdeburger Weihnachtsmarkt sei mit Betonklötzen abgesichert worden. "Aber wir können unsere Weihnachtsmärkte nicht einbetonieren". Man brauche Fluchtwege, man brauche Rettungswege.
Sachsen-Anhalt hat nach ihren Worten die gesetzlichen Möglichkeiten genutzt, um anlasslos Taschen und Rucksäcke kontrollieren zu können. Dabei sei es darum gegangen, das Waffen-und Messerverbot auf den Weihnachtsmärkten durchzusetzen. Das sei mit einer hohen Polizeipräsenz auf allen Weihnachtsmärkten verbunden gewesen. Zieschang betonte: "Ich glaube, dass das auch dazu beigetragen hat, dass der Täter innerhalb von drei Minuten gestellt werden konnte."
07:10 Uhr | Mutmaßlicher Attentäter war nach Spiegel-Informationen mehrmals in Magdeburg
Der mutmaßliche Attentäter soll sich im November und Dezember mehrmals in Magdeburg aufgehalten haben. Das berichtet der Spiegel mit Verweis auf Behördeninformationen. Demnach soll der Tatverdächtige sich im Maritim-Hotel in der Innenstadt eingemietet und dort möglicherweise auf den Anschlag vorbereitet haben. Während der Todesfahrt könnte er unter Drogen gestanden haben. Ein vorläufiger Schnelltest war nach Spiegel-Informationen positiv ausgefallen. Das hatte gestern auch die Bild-Zeitung berichtet.
06:50 Uhr | Körperliche Auseinandersetzungen auf dem Hasselbachplatz
An einer Demonstration gestern Abend auf dem Hasselbachplatz haben laut Polizei rund 2.100 Menschen teilgenommen. Dabei kam es nach Angaben der Polizeiinspektion Magdeburg vereinzelt zu körperlichen Auseinandersetzungen, woraufhin mehrere Strafverfahren eingeleitet wurden. Während der Demonstration skandierten einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Angaben einer MDR-Reporterin mehrfach rechtsextreme und ausländerfeindliche Parolen. Die extreme Rechte hatte seit Freitagabend bei Telegram massiv für die Demo in Magdeburg mobilisiert.
Zwei weitere Versammlungen mit Teilnehmerzahlen im zweistelligen Bereich verliefen laut Polizei ohne besondere Vorkommnisse.
06:35 Uhr | Opferbeauftragter: "Betroffene sollten nicht denken, dass sie allein klarkommen"
Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober, rechnet mit mehreren hundert Menschen, die nach dem Anschlag Hilfe benötigen. Es handele sich um "einen der größten Anschläge, die wir bisher zu verzeichnen hatten", sagte der FDP-Abgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wenn man Tatzeugen und Ersthelfer mitrechnet, potenziert sich das auf eine hohe dreistellige Zahl betroffener Menschen."
Das Erlebnis könne "mit großen psychischen Belastungen einhergehen. Betroffene sollten nicht denken, dass sie damit allein klarkommen", warnte Kober. "Je früher Hilfe greift, desto geringer ist die Gefahr, dass Schäden chronisch werden." Es sei zu hoffen, dass in der Trauma-Ambulanz genug Plätze vorhanden sind, fügte er hinzu. Die Betroffenen müssten nun über die Möglichkeiten der finanziellen und psychosozialen Hilfen unterrichtet werden. "Wichtig ist, dass kein Anliegen unbeachtet bleibt."
06:14 Uhr | Magdeburger Uniklinikum richtet Sondertermin für Blutspenden ein
Das Universitätsklinikum Magdeburg hat einen Sondertermin für Blutspenden eingerichtet. Derzeit sei der Blutbedarf zwar gedeckt, es sei jedoch entscheidend, die Vorräte an Blutkonserven wieder aufzufüllen. Demnach hatten auch viele Bürger gefragt, wie sie mit Blutspenden helfen könnten. Die Uniblutbank Magdeburg organisiert daher morgen zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz einen Sondertermin zur Blutspende (10 Uhr bis 18 Uhr).
05:44 Uhr | Haftbefehl: Tatverdächtiger in Untersuchungshaft
Nach dem tödlichen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg muss der Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht habe wegen Mordes sowie mehrfachen versuchten Mordes Haftbefehl gegen den 50-Jährigen erlassen, teilte die Polizei in Magdeburg in der Nacht zu Sonntag mit. Der Mann war am Samstagabend dem Haftrichter vorgeführt worden
05:27 Uhr | Alle Entwicklungen auf einen Blick
Magdeburg steht auch an Tag zwei nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt unter Schock. Eine Stadt trauert. Auf unserer Übersichtsseite haben wir alle wichtigen Informationen für Sie zusammengefasst.
Sonnabend | Gedenken und Trauer nach Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg
Nachdem am Freitagabend ein Mann mit seinem Auto auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg in eine Menschenmenge gerast war, stand der Sonnabend im Zeichen der Trauer. Menschen legten Kerzen nieder, lagen sich in den Armen. Am Abend gab es einen Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom. Bei der Tat am Freitag wurden mindestens fünf Menschen getötet, rund 200 verletzt, einige von ihnen schwer.
In unserem Live-Ticker vom Sonnabend finden Sie die Entwicklungen im Überblick.
dpa, epd, AFP, MDR (Luca Deutschländer, Norma Düsekow, Lars Frohmüller, David Wünschel, Marcel Knop-Schieback, Daniel Salpius)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Dezember 2024 | 06:00 Uhr