Bergung der Gebeine Heikle Operation: Grab von Otto I. im Magdeburger Dom wird saniert
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26. März 2025, 14:07 Uhr
Im Magdeburger Dom hat die dringend notwendige Sanierung des Grabmals von Kaiser Otto I. begonnen. Als nächstes soll der Holz-Sarg mit den Gebeinen aus dem Steintrog entfernt werden. Über die heikle Operation informierte am Mittwoch das Landesamt für Denkmalschutz. Die Arbeiten werden schätzungsweise ein Jahr lang dauern.
- Um das Grabmal von Otto dem Großen sichern zu können, muss nun der Holz-Sarg mit den Gebeinen des ersten deutschen Kaisers geborgen werden.
- Die Arbeiten zur Sanierung der Grablege finden direkt im Magdeburger Dom statt.
- Für die Instandsetzung sind vorab Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden.
Seit mehr als 600 Jahren befindet sich das Grabmal von Kaiser Otto dem Großen im Hohen Chor des Magdeburger Doms. Bei einer turnusmäßigen Kontrolle wurden im Januar erhebliche Schäden an dem Steintrog festgestellt.
Ottos Gebeine bleiben in Magdeburg
Vor der Sanierung muss nun der Holz-Sarg mit den Gebeinen des römisch-deutschen Herrschers vorübergehend entnommen werden, wie Projektleiter Veit Dresely vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie am Mittwoch mitteilte.
Die Gebeine Ottos sollten dauerhaft in Magdeburg verbleiben, versicherte Dresely. Lediglich die Textil- und Holz-Funde im Sarg müssten an andere Orte verbracht werden.
Rasches Handeln sei notwendig, erklärte dazu der wissenschaftliche Direktor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Eike Henning Michl, im Gespräch mit MDR KULTUR. Vor allem Eisenklammern und Befestigungen, die im 19. Jahrhundert angebracht wurden, seien von Korrosion betroffen.
Die Schäden sind so stark, dass rasches Handeln nötig ist.
Grab schon mehrfach geöffnet
Ungestört war die Totenruhe Ottos I. in den vergangenen Jahrhunderten nicht, denn die Stein-Kiste wurde bereits mehrfach geöffnet. Letztmalig geschah das vor 180 Jahren – nicht auf der Suche nach Schätzen, sondern aus konservatorischen Gründen. Denn der Deckel des Sarkophags besteht aus einer antiken Marmorplatte, die auf dünnen Kalkstein-Wänden ruht. Um diese zu stabilisieren, wurden damals zusätzliche Eisenklammern angebracht. Die sind jedoch nun selbst Teil des Problems, erklärt Donat Wehner vom Landesamt für Archäologie und Denkmalschutz, das mit der Sicherung der Grablege beauftragt ist.
Als das Grab zuletzt saniert wurde, muss es wohl in einem schlechten Zustand gewesen sein, so Wehner. Eine Ecke war wahrscheinlich abgekippt, das sehe man auch daran, dass sie recht unsorgfältig wieder an den Sarkophag angefügt worden sei. "Dass das damals durchgegangen ist, wundert mich nach wie vor", sagt Wehner. Auch fast zweihundert Jahre später sehe man zudem noch immer Mörtel-Spritzer und eine grob verputzte Fuge – die seien aber nicht das eigentliche Problem.
Löcher in der Marmorplatte
Über Jahrhunderte hinweg wurde immer wieder versucht, die fragile Konstruktion des Grabes zu stabilisieren und den gerissenen Sarkophag zu halten. So befindet sich laut Wehner im Innern des Sarkophags eine mit eisernen Nägeln befestigte Holzplanke, deren Zustand jedoch unklar sei.
Die letzte Grab-Öffnung 1844 war zwar handwerklich unsolide, ist aber gut dokumentiert. Daher kennt man auch die Gegebenheiten des eigentlichen Sarges, der im Inneren der steinernen Umrandung ruht. Dieser Holz-Sarg war an einigen Stellen zerstört, die Gebeine lagen nicht mehr in natürlicher Anordnung. Auch von Stoffresten wird berichtet.
Über den gegenwärtigen Zustand könne aber nur spekuliert werden, denn sowohl die Marmorplatte wie auch die Umrandung seien löchrig, so Wehner. "Das heißt: Alles was sich hier als Inhalt befindet, ist nicht sauerstoffabgeschlossen." Und weil in den vergangenen Jahren besonders heftige Klimaschwankungen im Magdeburger Dom gemessen wurden, sei ein rasches Handeln notwendig.
Untersuchungen direkt im Magdeburger Dom
Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle hat schon einige Erfahrungen mit der Sanierung von Sarkophagen im Magdeburger Dom gesammelt – bei Grabungen fanden Archäologen dort eher zufällig den Sarg mit den Gebeinen einer Frau, die sich als erste Gemahlin Ottos des Großen, Königin Editha, herausstellten. Sie wurden in Halle aufwendig untersucht, was in Magdeburg zu teils scharfen Reaktionen führte. So mancher befürchtete, der Fund werde danach im Museum in Halle ausgestellt. Allerdings wurde Editha später in einem neuen Sarg erneut im Magdeburger Dom beigesetzt.
Diesmal wolle man solche Konflikte vermeiden, erklärt Denkmalschützer Dresely, alle Untersuchungen würden vor Ort erfolgen. Das sei eine der Grundvoraussetzungen zur Durchführung dieses Projektes.
Allerdings ist die Ausgangslage schwierig, denn der Dom selbst gehört der Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt, die auch für die Sanierung zuständig ist. Die evangelische Domgemeinde hat wiederum das Nutzungsrecht. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ist für die Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen zuständig. Alle drei Einrichtungen versprechen jedoch eine enge Kooperation.
Hoher Sicherheits-Aufwand wegen Kaiser Otto I.
Wer derzeit den Magdeburger Dom besucht, wird die Baumaßnahmen kaum übersehen können, denn ein kasten-artiger Holzbau versperrt den Blick in den Hohen Chor. Das diene nicht der Geheimhaltung, sondern sei eine Folge des großen Sicherheits-Aufwands. Für die Sanierung muss die Marmorplatte des Grabes angehoben werden – und spätestens dann wird dieser Bereich aus Sicherheitsgründen nur noch im Voll-Schutz betreten werden können.
All das wird von der Magdeburger Domgemeinde kritisch begleitet. Domprediger Jörg Uhle Wettler hatte in einer nicht öffentlichen Zeremonie den Kaiser um Vergebung für die notwendigen Sanierungsarbeiten gebeten. Sie werden wohl mindestens ein Jahr dauern.
Quelle: MDR KULTUR (Uli Wittstock)
Redaktionelle Bearbeitung: op, bh, lk, ks
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. Januar 2025 | 07:40 Uhr