Eine Frau sitzt an einem Tisch und füllt einen Fragebogen aus.
Ab dem Wintersemester können sich Studierende mit einem Bachelor in Psychologie in einem Masterstudiengang zum Psychotherapeuten ausbilden lassen. Bildrechte: Colourbox.de

Neuer Masterstudiengang Uni Magdeburg bildet ab Herbst Psychotherapeuten aus

16. Mai 2023, 16:39 Uhr

In einem neuen Masterstudiengang unter dem Namen "Klinische Psychologie und Psychotherapie" sollen ab dem kommenden Wintersemester Psychotherapeuten ausgebildet werden. Diese werden in Sachsen-Anhalt dringend benötigt. Zusammen mit der Uni Halle soll so der Bedarf an ausgebildeten Psychotherapeuten im Bundesland gedeckt werden.

An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg startet ab kommendem Wintersemester der neue Masterstudiengang "Klinische Psychologie und Psychotherapie". Das teilte die Uni in einer Pressemitteilung mit. Zulassungsvoraussetzung für diesen Masterstudiengang ist demnach ein erfolgreich abgeschlossenes Bachelorstudium in Psychologie.

In dem viersemestrigen Studium sollen grundlegende therapeutische Kompetenzen vermittelt werden, die für eine eigenverantwortliche psychotherapeutische Versorgung von Patienten aller Altersstufen erforderlich ist, heißt es.

Lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Laut Pressemitteilung werden Psychotherapeuten dringend benötigt. Offiziell ist Sachsen-Anhalt mit Psychotherapeuten allerdings "bedarfsgerecht versorgt". Das ergibt eine Anfrage an die Kassenärztliche Vereinigung (KVSA) im Dezember 2022. Durch eine spezielle Regelung ist mit etwa 442 besetzen Stellen der Versorgungsgrad bei 100 Prozent. 

Trotzdem müssen viele Patienten lange auf einen Therapieplatz warten. In Sachsen-Anhalt vergehen im Schnitt fast sechs Wochen, bevor eine hilfsbedürftige Person ein Erstgespräch bekommt. Das zeigt eine Studie der Bundespsychotherapeutenkammer aus dem Jahr 2018. Bis die eigentliche Therapie beginnt, vergeht demnach deutlich mehr Zeit.

Bedarf durch Krisen und Kriege gestiegen

Hinzu kommt, dass deutlich mehr Menschen als noch vor ein paar Jahrzehnten in Sachsen-Anhalt psychotherapeutische Hilfe suchen. Das sagt der Vorsitzende vom Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie, Constantin Puy, in einem Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT im April. Insbesondere durch globale Krisen und Kriege habe sich der Bedarf an Psychotherapie erhöht, in den vergangenen 20 Jahren sogar verdoppelt.

Laut Puy sind junge Menschen eher verkopft. Das könne dazu führen, dass sie sich selbst und ihre Gefühle nicht mehr gut wahrnehmen. Bleibt diese Taubheit, steige laut dem Mediziner die Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken.

Magdeburg und Halle wollen Bedarf gemeinsam abdecken

Markus Ullsperger, Leiter des neuen Masterstudienganges Klinische Psychologie und Psychotherapie, sagt in der Pressemitteilung, dass nach Schätzungen des Sozialministeriums 70 Psychotherapeuten pro Jahr in Sachsen-Anhalt benötigt werden. Ungefähr 30 würden allein am Standort Magdeburg benötigt.

Zukünftig soll gemeinsam mit dem Universitätsstandort Halle die Zahl der benötigten Psychotherapeuten erreicht werden. So soll langfristig die psychotherapeutische Versorgung im Land sicher gestellt werden, heißt es.

MDR (Maximilian Fürstenberg)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 16. Mai 2023 | 09:30 Uhr

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