Rehkitzretter
Die "Wildtierretter Sachsen-Anhalt" wollen die Rehkitze aus Wiesen und Feldern herausholen, die von Landmaschinen abgemäht werden. Bildrechte: Stephan Schulz

Mit Drohnen und Wärmebildkamera Verein rettet Rehkitze in Sachsen-Anhalt

01. Juni 2023, 14:30 Uhr

Vor etwa zehn Jahren hat die Deutsche Wildtierstiftung eine erschreckende Zahl herausgegeben: Demnach sind jährlich eine Million Rehkitze in Deutschland beim Mähen der Wiesen ums Leben gekommen. Heute sind es weniger, denn Landwirte, Jäger und Tierliebhaber suchen mit Drohnen nach den Jungtieren und bringen sie in Sicherheit. In Sachsen-Anhalt sind mehrere Vereine unterwegs, um Rehkitze zu retten. Dazu gehören auch die 30 Mitglieder des Vereins "Wildtierretter Sachsen-Anhalt".

Es ist 4.30 Uhr, über die Elbwiesen bei Magdeburg-Randau staksen Störche auf der Suche nach einem Leckerbissen. Keine zwanzig Meter entfernt startet Wilko Florstedt eine Drohne, die mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet ist, um Rehkitze zu finden: "Wir brauchen diese kühlen Temperaturen am Morgen, damit die Wärmebildkamera auch einen guten Kontrast abbilden kann, sodass man die Körpertemperatur der Tiere im Vergleich zum kalten Gras gut wahrnehmen kann."

Es dauert keine fünf Minuten, da sieht Florstedt, der sich beim Verein "Wildtierretter Sachsen-Anhalt" engagiert, auf dem Display seiner Drohnenfernbedienung einen weißen Punkt im hohen Gras. "Ich sehe jetzt von oben quasi das Loch in der Wiese, da ist ein Kitz deutlich zu erkennen und das ist der Augenblick, wo ich meinem Kollegen Uwe Bescheid sage und der jetzt mit einem Korb in die Fläche geht und das Tier da jetzt herausträgt."

Rehkitzretter
Uwe Hallmann vom Verein Wildtierretter Sachsen-Anhalt rettet ein Rehkitz aus einem Feld. Bildrechte: Stephan Schulz

Wiesen mähen, ohne Rehkitze zu töten

Uwe heißt mit vollständigem Namen Uwe Hallmann. Er ist Landwirt, der seine Wiesen mähen will, ohne Rehkitze zu töten. Deshalb lässt er mit einer Drohne nach den Tieren suchen. Tief im Gras hat sich das Rehkitz abgeduckt, das auf der Wärmebildkamera zu sehen war. Hallmann greift es mit Handschuhen und großen Grasbüscheln. Er legt es in einen Korb, den er anschließend am Feldrand abstellt: "Dass es nicht dem Mäher zum Opfer fällt."

200 Kitze jährlich gerettet

Nach der Wiesenmahd wird das Rehkitz wieder freigelassen. In ganz Sachsen-Anhalt bewahren die Wildtierretter um Wilko Florstedt jährlich über 200 Rehkitze vor den Mähwerken großer Landmaschinen. Vor etwa zehn Jahren, als noch nicht mit Drohnen nach Rehkitzen gesucht wurde, sollen jährlich in Deutschland eine Million Rehkitze bei der Frühjahrsmahd ums Leben gekommen sein. Derzeit sind es nach Angaben des Landwirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt noch schätzungsweise 100.000 Rehkitze. Das sei ein großer Erfolg, sagt Wilko Florstedt von den Wildtierrettern: "Die Mahdopfer haben sich maßgeblich reduziert. Wir gehen von einer Trefferquote von 80 bis 90 Prozent aus. Deswegen fangen wir auch so früh am Morgen an, damit wir möglichst alle Tiere aus der Fläche bergen."

Die Mahdopfer haben sich maßgeblich reduziert. Wir gehen von einer Trefferquote von 80 bis 90 Prozent aus. Deswegen fangen wir auch so früh am Morgen an, damit wir möglichst alle Tiere aus der Fläche bergen.

Wilko Florstedt Verein Wildtierretter Sachsen-Anhalt

Rehkitzretter
Bis zu 200 Jungtiere rettet der Verein jährlich. Bildrechte: Stephan Schulz

Fünf Teams bisher in Sachsen-Anhalt unterwegs

Die Wildtierretter sind in Sachsen-Anhalt inzwischen mit fünf Teams unterwegs, in Magdeburg, Stendal, Haldensleben, Halberstadt und Sangerhausen. Im kommenden Jahr sollen zwei weitere Teams in der Lutherstadt Wittenberg und in Klötze in der westlichen Altmark bei der Rehkitzrettung helfen, sagt Wilko Florstedt, der begeistert über seine Vereinsmitglieder spricht, weil sie sich bei Wind und Wetter für die Rettung von Rehkitzen einsetzen würden.

Rehkitzretter
Eine Drohne mit einer Wärmebildkamera spürt die Rehkitze in den Wiesen und Feldern auf. Bildrechte: Stephan Schulz

Drohnen als wichtigstes Arbeitsmittel

Das wichtigste Arbeitsmittel der Wildtierretter sind die Drohnen. Doch die sind teuer. Der Verein kann sie dennoch leisten, weil das Land Sachsen-Anhalt den Kauf der Drohnen unterstützt: "Wir arbeiten da gut mit dem Land zusammen und können über die Jagdabgabeförderung zu 90 Prozent als Verein die Drohnen gefördert bekommen."

Ihr Einsatz ist zweckgebunden, das heißt, es dürfen damit nur Wildtiere wie Rehkitze gerettet werden. In diesem Jahr wollen die Wildtierretter mit ihren Drohnen wieder über 1700 Hektar Land in Sachsen-Anhalt abfliegen und mindestens 200 Rehkitze in Sicherheit bringen.

MDR (Stephan Schulz, Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 01. Juni 2023 | 16:49 Uhr

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