Vorbereitung auf neue SaisonVorbei mit der Ruhe: SCM-Coach zwischen Ent- und Anspannung
Drei Monate ohne Handballspiel – für Bennet Wiegert, den Trainer vom Deutschen Meister SC Magdeburg, zwar eine ruhige Zeit aber auch eine Zeit des Bangens. Die Vorbereitung auf die neue Saison war geprägt von den Olympischen Spielen, der Handball-Euphorie in Deutschland und Verletzungssorgen. Das trübt die Erwartungen der SCM-Fans aber nicht – sie wollen "Alles"!
- Die alltäglichen Gassi-Runden mit Bulldogge Henry sind für SCM-Trainer Bennet Wiegert die Zeit zum Abschalten.
- Den Trainer plagten in der Saison-Vorbereitung vor allem Verletzungssorgen.
- Der SC Magdeburg ist der Favorit in der anstehenden Handballsaison.
"Na dann los…", sagt Bennet Wiegert und setzt sich in Bewegung. Fast jeden Tag geht der Handballtrainer mit der sechsjährigen Bulldogge Henry diese Vier-Kilometer-Runde – zum Runterkommen, zum Kopf-frei-Kriegen. Meist ist er alleine unterwegs, manchmal mit seiner Frau, ab und an kommt auch eine der beiden Töchter mit.
Ich fühle mich total wohl in Routinen und ich habe das Gefühl, dass das hier, was ich bei den täglichen Dingen zu absolvieren habe, entschleunigt.
Bennet Wiegert | Trainer SC Magdeburg
Es geht quer durch den Wald, vorbei an Seen, hier ist man die meiste Zeit ganz alleine unterwegs. Für den Trainer sind die Gassirunden eine Möglichkeit, den Kopf frei zu kriegen. "Ich fühle mich total wohl in Routinen und ich habe das Gefühl, dass das hier, was ich bei den täglichen Dingen zu absolvieren habe, entschleunigt."
"Wer rasiert, verliert"
Bennet Wiegert liebt Rituale und die immer gleichen Abläufe, er ist ein abergläubischer Mensch. Im letzten Jahr wuchs sein Bart auf Rekordlänge. "Wer rasiert, verliert", so ein alter Sportlerspruch. So lange der SCM gewann, so lange würde sich Wiegert auch nicht rasieren. Wochenlang war er in allen Medien – eine Aufmerksamkeit, die er nicht will, aber sein Aberglaube verbot ihm, den Bart zu rasieren.
Zumindest das mit dem "Mega-Bart" will der 42-Jährige nicht mehr machen – doch jedes Spiel gewinnen will er natürlich weiterhin. Das ist der natürliche Ehrgeiz, der in Wiegert steckt.
Auf der Gassi-Runde mit Hund Henry wird deutlich, dass er auch hier nicht ohne den Handball auskommt, immer wieder schweifen seine Gedanken ab. Er schwärmt von Magdeburg als handballverrückte Stadt, spricht über Sport-Dokumentationen und was er sich davon für seinen Job abgucken kann.
Viele verletzte Spieler
Ein Thema, das ihn dieser Tage ganz besonders beschäftigt, sind die vielen Verletzungen in seinem Team. "Nach-Olympia-Depression" nennt Bennet Wiegert das. Neun Spieler vom SC Magdeburg waren in Paris dabei, einige kamen mit Blessuren zurück, andere haben sich schwer verletzt und fallen mitunter monatelang aus.
Torhüter Portner unter Dopingverdacht
In der letzten Saison blieb der SC Magdeburg von schweren Verletzungen verschont. Der größte personelle Rückschlag war sicher die lange Sperre für den Torhüter Nikola Portner. Dieser wird der Einnahme von Methamphetaminen beschuldigt. Nach langer Prüfung hat ihn die Handball-Bundesliga freigesprochen, doch der Internationale Sportgerichtshof mit Sitz in Lausanne will noch entscheiden, wie es in diesem Fall weitergeht. Bis auf Weiteres ist der Keeper und Publikumsliebling aber wieder spielberechtigt.
Ich habe da einen Haken drangemacht. Die Handball-Bundesliga hat ihn ja schon freigesprochen, so gehe ich damit um.
Bennet Wiegert | Trainer SC Magdeburg
Für ihn sei die Sache abgehakt, sagt Wiegert. "Die Handball-Bundesliga hat ihn ja schon freigesprochen, so gehe ich damit um. Bitte bezeichnet mich da nicht als naiv, aber ich muss da einen Abschluss finden. Für mich ist er ein vollwertiges Mitglied dieser Mannschaft."
Die Rolle der Gejagten
Als amtierender Deutscher Meister geht der SCM als Favorit in die neue Saison – mit der Rolle des Gejagten hat sich der Coach schon abgefunden und kann damit gut leben. Erfolgsdruck gehört für ihn dazu, er will genau in solche Situationen kommen und immer vorn mit dabei sein.
Wenn die Saison am kommenden Wochenende mit dem Spiel gegen Wetzlar beginnt, wird sich Bulldogge Henry wohl ab und an mal mit einer kleineren Runde begnügen müssen. Denn dann hat sein Herrchen wieder mehr zu tun – auf der Jagd nach den nächsten Trophäen.
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MDR (André Strobel, Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm:MDR um 2 | 06. September 2024 | 14:00 Uhr
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