Friseur und Make-Up-Artist Sebastian Böhm beim Auftritt auf dem CSD 2021 in Magdeburg
Der Magdeburger Star-Friseur Sebastian Böhm ist gestorben. Bildrechte: imago images/CHROMORANGE

Sebastian Böhm Darum bewegt der Tod des Star-Friseurs so viele Menschen

17. November 2022, 14:32 Uhr

Er war der Friseur von "Tokio Hotel", Shakira und Andrea Berg: Jetzt ist Sebastian Böhm an Leukämie verstorben. Der offene Umgang mit seiner schweren Krankheit und sein Engagement in der queeren Community Magdeburgs haben ihm schon zu Lebzeiten viel Anerkennung eingebracht. Dass Magdeburgs Ex-Oberbürgermeister Lutz Trümper 2021 Schirmherr des CSD wurde, soll sein Verdienst gewesen sein.

Der Tod des erst 36-jährigen Magdeburger Promi-Friseurs Sebastian Böhm hat in den sozialen Netzwerken eine Welle der Anteilnahme ausgelöst. Das liegt nicht nur an seinen prominenten Kunden, zu denen die Band "Tokio Hotel", die internationalen Pop-Stars Shakira und Jennifer Lopez und Schlagerstar Andrea Berg gehört haben sollen. Auch Sebastian Böhms offener Umgang mit seiner schweren Leukämie-Erkrankung, sein Können im Friseur-Handwerk und sein Engagement für die queere Community in seiner Geburtsstadt Magdeburg hatten ihm bereits zu Lebzeiten viel Anerkennung eingebracht.

Krankheit: Böhm hatte Blutkrebs 2020 zunächst besiegt

Der aus TV-Sendungen und durch eigene Styling-Produkte einem breiteren Publikum bekannte Friseur hatte bereits 2020 die erste Blutkrebsdiagnose erhalten – und die Krankheit mittels Chemotherapie zunächst besiegen können. Doch Anfang November 2021 meldete sich der Stylist auf seinem Instagram-Kanal mit schlechten Nachrichten zu Wort. Die Leukämie, so schrieb er, sei wieder ausgebrochen. "Inzwischen ist klar, dass eine Heilung nur mit Stammzellenspende möglich sein wird. Die Chemotherapie läuft seit einigen Tagen wieder an und wird vorbereitend gemacht."

Sein Bekenntnis und die Bitte an seine Community, dass sich möglichst viele als Spender registrieren lassen sollen, sorgte für viel Anteilnahme und Spendenbereitschaft in den Kommentaren. Auch die Deutsche Knochenmarkspenderdatei unterstützte Sebastian Böhm mit einem Spendenaufruf.

CSD Magdeburg dankt Sebastian Böhm für Engagement

Anfang Dezember wandte er sich dann mit freudigen Neuigkeiten an seine Follower. Es sei ein geeigneter Spender gefunden worden, er dürfe weiterleben. Aus seinen Posts spricht viel Zuversicht und Hoffnung, womit er möglicherweise auch anderen Betroffenen Mut gemacht hat.

Doch es kam anders. Trotz Stammzellentherapie konnte Sebastian Böhm den Kampf gegen den Krebs nicht gewinnen. Die Nachricht von seinem Tod hat auch die Organisatoren des Christopher Street Days (CSD) Magdeburg aufgewühlt. "Du warst ein wahrer Supporter unserer queeren Community. Wir verneigen uns vor dir und deinem Einsatz", schrieb der Verein bei Facebook. Bei Events des CSDs stand Sebastian Böhm auch als Moderator auf der Bühne.

Aber nicht nur das: "Im Vorfeld merkte man, dass er es nicht nur als Moderationsjob betrachtete. Er klinkte sich aktiv in unsere Planungen mit ein", berichtete Dennés Deichsel, Pressebeauftragter des CSD Magdeburg, MDR SACHSEN-ANHALT am Donnerstag. So konnte laut Deichsel erst Sebastian Böhm Magdeburgs ehemaligen Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) als Schirmherr des CSD 2021 gewinnen. Zuvor hatte Trümper die Schirmherrschaft jahrelang abgelehnt. "Basti sprach mit 'Lutz' und die Sache war geregelt", erinnert sich Deichsel.

Auch habe er neue Sponsoren und Personen aus dem Bereich Wirtschaft und Showbusiness mit an den Tisch geholt. In vielen Gesprächen sei klar geworden, dass Böhm das Thema CSD und Queere Community sehr wichtig war.

Ich glaube, er verstand die Wichtigkeit unserer Arbeit im ganzen Bundesland, denn die Sichtbarkeit und Relevanz unserer bunten Community und deren Themen waren Sebastian immer sehr wichtig. Er bot unglaublich viele neue Ideen und Ansätze.

Dennés Deichsel CSD Magdeburg

Sebastian Böhm bleibe daher weiterhin eine Inspiration und ein wahres Vorbild. "Ein Vorbild an Freundlichkeit, Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit. Ich hoffe, dass er als die strahlende, schillernde und lebensfrohe Person allen in Erinnerung bleibt, welche er war", so Deichsel.

Bewegende Kommentare bei Instagram

Bei Instagram kommentierten auch Menschen, die Sebastian Böhm offenbar auch persönlich gekannt haben. "Lieber Sebastian, ich bin zutiefst erschüttert und traurig von deinem Tod zu erfahren", schreibt ein User. "Wir haben viel zusammen erlebt. Wir waren Nachbarn, waren in unserer Heimatstadt Magdeburg auf so vielen Events zusammen auf der Bühne. Erst vor wenigen Wochen haben wir über deinen gewonnenen Kampf gesprochen, den du im letzten Jahr so stark gefochten hast. Alles schien endlich ein gutes Ende zu nehmen. Aber es schien nur so."

Eine weitere Nutzerin schreibt: "Ich bin zutiefst erschrocken und unendlich traurig über die Nachricht, dass Du den Kampf gegen die Krankheit nicht gewonnen hast. Du bist ein ganz besonderer Mensch und so positiv und optimistisch, hast mir während meiner schweren Zeit Mut und Zuversicht gegeben."

Die Nachricht von Böhms Tod war am Dienstag auf der Facebook-Seite seines Friseursalons "Hairricane" bekannt gegeben worden. Zahlreiche Prominente drückten auf der Internetseite ihr Beileid aus.

MDR | Zuerst veröffentlicht am 16.11.2022

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. November 2022 | 11:00 Uhr

6 Kommentare

hilflos am 17.11.2022

Tim Taler - gerade diese gesetzliche Pflicht halte ich für megaübergriffig. Soetwas darf es nicht geben, denn der nächste Schritt ist die Entnahme von Organen nach Bedarf

Tim Taler am 16.11.2022

Das wäre so ein Punkt, den man gesetzlich besser regeln könnte. Zumindest die verpflichtende Typisierung. Die Entscheidung zur Spende sollte dann aber jedem selber überlassen bleiben.

harzer am 16.11.2022

Ich weiß wie sich das anfühlt, habe in meinen Alter Mitte 70 auch Leukämie chronisch ! Bin seid einen Jahr in Behandlung, dass schlimmste ,wenn der Arzt die Nachricht einen mitteilt.

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