DenkmalschutzKeine Solaranlage für Landtag in Sachsen-Anhalt
Der Landtag in Sachsen-Anhalt wollte mit gutem Beispiel vorangehen und eine Solaranlage auf dem eigenen Gebäude installieren lassen. Doch der Denkmalschutz und letztendlich zu hohe Kosten haben den Plan zum Scheitern gebracht.
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Für das Dach des Landtages in Magdeburg wird es nun doch keine Photovoltaikanlage geben. Darüber berichtete zuerst die Mitteldeutsche Zeitung.
Solaranlage wegen Denkmalschutz-Auflagen zu teuer
Die oberste Volksvertretung Sachsen-Anhalts wollte ein politisches Signal senden. 2019 hatten die Abgeordneten die Idee, auf dem Dach des Gebäudekomplexes des Landtages eine Photovoltaikanlage installieren zu lassen. "Unsere Logik war immer, bevor man Privatpersonen möglicherweise verpflichtet, müssen öffentliche Gebäude erstmal mit einer Photovoltaikanlage versehen werden. Davon waren eigentlich so gut wie alle Fraktionen in diesem Landtag durchaus angetan", erklärt Wulf Gallert (Die Linke), Vizepräsident des Landtages Sachsen-Anhalt auf MDR-Nachfrage. Dabei handelte es sich um mehrere hundert Quadratmeter Dachflächen, die hätten genutzt werden können.
Doch dann kam der Denkmalschutz ins Spiel. So wurde darauf bestanden, dass Solarpanele nicht auf äußere und damit einsehbare Dachflächen angebracht werden sollten. Damit blieben noch die inneren Dachflächen als Option.
Daraufhin berechnete der Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt (BLSA) eine Variante mit sogenannten "dachintegrierten" Panelen. Diese allerdings wäre sehr teuer und würde sich erst nach fast 40 Jahren amortisieren. Die Folge: Das Projekt wurde abgesagt. "Der Ältestenrat des Landtages von Sachsen-Anhalt hat in seiner 23. Sitzung am 22. Juni 2023 wegen fehlender Wirtschaftlichkeit entschieden, dass die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Landtagsgebäude seitens des Landtages nicht weiterverfolgt wird", schreibt Dorothee Bodewein, Pressepsrecherin des Landtages, auf MDR-Anfrage.
"Am Ende des Tages gab es tatsächlich die Debatte: Wollen wir es wegen der Signalwirkung trotzdem machen?", erzählt Wulf Gallert. Dies hätte allerdings einen anderen Eindruck zur Folge gehabt: Dass Geld dem Landtag egal sei. "Im Endeffekt gab es dann die Diskussion, ob man diese Signalwirkung haben will. Und dann hat man sich in der Abwägung dafür entschieden: Nein, denn auch diese Signalwirkung wäre fatal", sagt er.
Einzig die Fraktion der Grünen zweifelte die Zahlen des Landesbauamtes an und wollte einen zweiten Kostenvoranschlag. "Das hat nicht geklappt, weil die anderen Fraktionen nicht wollten. Die Baukommission entscheidet dann letztlich mit einer Mehrheit. Unser Wunsch wäre es gewesen, eine zweite Meinung, vielleicht auch außerhalb der Landesverwaltung, einzuholen", sagt Olaf Meister, (Bündnis90 / Die Grünen), Mitglied des Landtages.
Denkmalschutz lehnt weiteren Vorschlag ab
Eine weitere Option wäre das Gebäude der Landesverwaltung gewesen. Dort sollte das Dach komplett mit Solarziegeln eingedeckt werden, was sich auch gerechnet hätte. Dabei waren keine großflächigen Panele geplant, sondern die Ziegelstruktur des Daches sollte erhalten bleiben. "Da hat der Denkmalschutz klar gesagt: Nein, das wollen wir nicht. Der Denkmalschutz geht davon aus, dass diese Solardachziegel am Ende des Tages doch anders aussehen und eine gewisse Spiegelwirkung haben, wenn die Sonne da draufkäme. Das würde das Ensemble hier am Domplatz stören", sagt Wulf Gallert.
Das politische Signal im Kampf um das Klima ist dem Landtag dadurch verloren gegangen.
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MDR (jvo)
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Umschau | 12. Dezember 2023 | 20:15 Uhr