Stadtrat zum Anschlag Sonderausschuss für Weihnachtsmarkt in Magdeburg 2025
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04. April 2025, 16:40 Uhr
Drei Monate ist der Anschlag von Magdeburg mit sechs Toten und knapp 300 Verletzten her. Während im Landtag ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zum Attentat tagt, widmet sich im Magdeburger Rathaus ein Sonderausschuss der Aufarbeitung. Dieser soll Fragen zu städtischen Sicherheitsvorkehrungen bei Großveranstaltungen klären und das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt analysieren. Zuletzt hatte sich der Ausschuss grundsätzlich für einen Weihnachtsmarkt 2025 ausgesprochen.
In Magdeburg soll es auch in diesem Jahr einen Weihnachtsmarkt geben. Das war am 27. März das Ergebnis des Sonderausschusses der Stadt, der sich mit der Aufarbeitung des Anschlags Ende vergangenen Jahres befasst. Die Mehrheit sprach sich für einen Weihnachtsmarkt aus.
Weihnachtsmarkt 2025 in Magdeburg: Gartenpartei übt Kritik
Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT gab es aber auch Kritik. So hatte die Gartenpartei angeregt, die Bürgerinnen und Bürger zu befragen, ob und wie in diesem Jahr ein Weihnachtsmarkt stattfinden kann. Der Vorschlag fand im Ausschuss aber keine Zustimmung bei den anderen Fraktionen. Sie verwiesen darauf, dass zu wenig Zeit für eine Bürgerbefragung sei. Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) sagte in der Sitzung, dass der 20. Dezember als Jahrestag des Anschlags zu einem Gedenktag werden müsse.
Gut eine Woche später entschied jetzt der Stadtrat, dass der Weihnachtsmarkt 2025 an gewohnter Stelle auf dem Alten Markt stattfinden soll.
Endgültige Entscheidung im Stadtrat
Schon vor der Sonderausschusssitzung hatte die Stadt bekanntgegeben, versenkbare Poller installieren zu wollen. Das sagte der Fachbereichsleiter Stadtplanung und Vermessung der Landeshauptstadt Magdeburg, Ken Gericke.
Die Poller sollten grundsätzlich versenkt sein und bei Veranstaltungen hochgefahren werden. Die Prüfung zu den genauen Standorten sei noch nicht abgeschlossen, so der Stadtplaner. Ein Poller werde voraussichtlich schon im April nahe des Rathauses errichtet. Drei bis vier weitere Poller seien bestellt und sollten so bald wie möglich installiert werden.
Sonderausschuss kam im März erstmals zusammen
700 Seiten wurden den Mitgliedern des Sonderausschusses bei der ersten Sitzung Anfang März ausgehändigt. Die Stadt will mit dem Ausschuss nach eigenen Angaben die städtischen Sicherheitsvorkehrungen und das Sicherheitskonzept analysieren.
Daraus sollen Schlüsse für künftige Weihnachtsmärkte und Großveranstaltungen in Magdeburg und deren Absicherung gezogen werden.
Neuer oder alter Standort für Weihnachtsmarkt
Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) erklärte damals, eine schnelle Entscheidung über den Weihnachtsmarkt sei wichtig, damit Händler und Schausteller entsprechend planen könnten. Borris sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Das ist auch eine wichtige Frage, weil auch Händler und Schausteller sich ja darauf einstellen müssen und die gebunden werden müssen. Wenn wir diese Frage nicht schnellstmöglich klären, dann ist die Gefahr groß, dass es 2025 keinen Weihnachtsmarkt geben kann, weil die Vorbereitungen einfach eine lange Phase brauchen."
Das sagen Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter zum Thema
In den sozialen Netzwerken wird die Frage nach dem Stattfinden des Magdeburger Weihnachtsmarkts und seinem Standort stark diskutiert. Unter dem Facebook-Post von MDR SACHSEN-ANHALT heißt es beispielsweise:
- Simone Raeck: "Der Weihnachtsmarkt sollte stattfinden, wo er bisher immer war. So schlimm der Anschlag war, da gibt es nichts zu beschönigen, aber jetzt denen zeigen, dass wir Angst haben, ist der falsche Weg."
- Sylvie Steckel: "Das gibt es nicht. Was ist denn mit dem Elbauenpark?"
- Andreas Schmidt: "Hier geht es um eine kommunale Frage. Die Stadt hat keine Möglichkeiten Menschen auszuweisen. Und Frau Borris hat sehr recht mit ihrer Ansage. Denn zu einem Weihnachtsmarkt gehören Schausteller, die Planungsvorlauf benötigen. Da ist März schon fast zu spät, aber nicht zu ändern."
- Kimi Mi: "Die Standortfrage ist weniger das Problem. Ein vernünftiges Sicherheitskonzept muss her. Es gab dort, wo der Fahrer durch kam, keine einzige Barriere, auch die Zulieferungswege sind lapidar geschützt gewesen. Da hilft der beste Standort nichts, wenn das Konzept nicht ausreichend ist."
Auf Instagram schreiben die Userinnen und User unter anderem:
- Marcus1gruen: "Ich verstehe nicht, wo das Problem ist, den Alten Markt zufahrtssicher zu gestalten. Zumal dieser seit Jahrzehnten für den Weihnachtsmarkt genutzt wird, hätte man eventuell schon bauliche Veränderungen vornehmen können (z.B. versenkbare Poller als Fahrzeugsperren)."
- Doreen.lindner1: "Guten Tag, wäre das Ravelin am Bahnhof keine Möglichkeit? Gibt es da nicht die Möglichkeit den Weihnachtsmarkt aufzubauen und den Menschen eine bessere Sicherheit zu gewährleisten? LG"
- Spinnenbluemli: "Das dürfte keine Diskussion sein. Wir lassen uns unsere Feste in unserer schönen Stadt nicht nehmen."
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Fragen zur Sicherheit und Terrorabwehr
Auch das Thema Sicherheit spielte im Sonderausschuss eine Rolle. "Das betrifft nicht nur den Weihnachtsmarkt, sondern es geht ja auch um die Frage Großveranstaltungen, Veranstaltungen der Stadt generell: Mit welchem Maß an Sicherheit wollen die Veranstalter unterstützt werden? Was kann die Stadt auch leisten an Sicherheitsmaßnahmen?" erklärte Borris. Zudem müsse mit Blick auf Terrorabwehr geklärt werden, welche Behörde für welchen Aspekt der Sicherheit verantwortlich sei.
Die Anschaffung oder Anmietung von Sicherheitselementen wie mobile Sperren sei ebenfalls ein Thema: "Wenn man sich die Sicherheitselemente, die am 16. Januar benutzt wurden, ausleihen würde, wären das 43.000 Euro für eine Veranstaltung", sagte die Oberbürgermeisterin. Eine dauerhafte Anschaffung müsse in Anbetracht der angespannten Haushaltssituation genau geprüft werden.
Erkenntnisse bis Herbst
Für die Untersuchungen rund um das Anschlagsgeschehen stehen dem Ausschuss nach Angaben der Stadt nicht die Rechte eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu. Der Landtag hatte einen solchen Mitte Februar eingesetzt. Dabei geht es nicht nur um das Sicherheitskonzept der Stadt, sondern unter anderem auch um das polizeiliche Einsatzkonzept. Der Untersuchungsausschuss im Landtag soll voraussichtlich mehr als 100 Zeugen befragen. Mit einem Abschlussbericht des städtischen Sonderausschusses wird laut Stadt Ende September dieses Jahres gerechnet.
Am 20. Dezember 2024 war ein 50 Jahre alter Arzt aus Saudi-Arabien mit einem Auto in eine Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. In der Folge starben sechs Menschen, etwa 300 wurden verletzt. Der mutmaßliche Täter hatte davor im Maßregelvollzug in Bernburg als Arzt gearbeitet. Er wurde unmittelbar nach der Tat festgenommen.
dpa, MDR (Lars Frohmüller, Susanne Ahrens), zuerst veröffentlicht am 02.03.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. März 2025 | 12:00 Uhr
steka vor 6 Wochen
Ja man kann vieles machen, aber die absolute Sicherheit wird es nie geben.
Und schon ist wieder ein Auto in Menschen gefahren, Eisenbahnen mit Gegenständen und Beton auf den Gleisen gefährdet, gegenstände von Autobahnbrücken geworfen, es wird immer ein Risiko geben. Die meisten opfer gibt es doch bei selbstverschuldeten Unfällen auf der Atubahn. Aber deutschland ist ja inzwischen das freieste land der Welt für Autofahrer ohne Tempolimit.
klaus.kleiner77 vor 7 Wochen
Der Bürgermeisterin Frau Borris geht es lediglich darum vom eigenen Versagen und vom Versagen der Stadtverwaltung Magdeburgs abzulenken, deren Chefin sie ja ist!
steka vor 7 Wochen
Es ist leicht migrantische Befindlichkeiten als Ursache zu benennen. Habe nur eins gemerkt, seit der Wiedervereinigung gibt es in Deutschland in Gegensatzz zu allen anderen Ländern keine fußläufigen Polizeistreifen mehr und sonst nur mit blaulicht rasende Autos, Polizisten zu Hauf auf der Straße nur bei Fußballspielen, aber als Zugbegleitung schon wieder rar. Hoch lebe die Randale. Und Gejammer, daß die AfD immer mehr Stimmen gewinnt. Soll das der hochgepriesene demokratische Rechtsstaat sein ?